Darum gehts
- Kritik am Ruder-Leistungszentrum Sarnen: Athleten leiden unter hartem Trainingsregime
- Ex-Cheftrainer Wright als Kontrollfreak beschrieben, Trainingsmethoden als unwissenschaftlich kritisiert
- Auch Skiff-Weltmeisterin Jeannine Gmelin ist schockiert von den Zuständen
Das nationale Leistungszentrum für Rudern in Sarnen OW steht in der Kritik. Wie die «Luzerner Zeitung» berichtet, haben viele Athleten unter dem Trainingsregime von Ex-Cheftrainer Ian Wright (63) gelitten. «Was wir erlebt haben, war nicht gesund – weder für den Körper noch für den Kopf», wird ein Betroffener zitiert. Oder: «Ian Wright führte sich wie ein Diktator auf.»
Die Vorwürfe richten sich vor allem gegen Wright und Verbandsdirektor Christian Stofer (49). Wright wird als Kontrollfreak beschrieben, der niemandem ausser sich selbst vertraue. Sein Führungsstil basiere auf «Peitsche, Peitsche, Peitsche». Viele Athletinnen berichten von fehlendem Respekt und Wertschätzung.
«Ian Wright hat keine Ahnung von Training. Und das ist traurig, weil viele denken, er sei ein Toptrainer», sagt Ex-Ruderer Augustin Maillefer (31). Auch andere kritisieren die Trainingsmethoden als unwissenschaftlich und extrem.
Besonders problematisch war offenbar der Umgang mit Verletzungen und Krankheiten. «Als ich verletzt war, sagte mir Ian Wright, das sei mein Fehler», erzählt eine Ruderin. Viele verschwiegen die Beschwerden, um ihre Selektion nicht zu gefährden.
«Gewisse Weichen neu stellen»
Auch Jeannine Gmelin (34), die Skiff-Weltmeisterin von 2017, zeigt sich schockiert. Sie löste sich 2019 vom Verband, kehrte aber 2024 für ihr Comeback zurück. «Ich finde es nach wie vor erschreckend, dass Trainer und Staff von Athletinnen und Athleten absolute Professionalität und ein enormes Mass an Loyalität verlangen, aber was von der Gegenseite geboten wird, alles andere als professionell ist. Bis hin zur selektiven Anwendung von Prinzipien», sagt sie.
Wright hat den Verband im Herbst 2024 auf eigenen Wunsch verlassen. Mit dem neuen Cheftrainer Alexis Besançon (50) und dem neuen Verbandspräsidenten András Gurovits verbinden viele Athleten die Hoffnung auf Veränderung. «Wir haben jetzt eine Perspektive erhalten, um für unsere Sache zusammenzustehen», sagt eine Ruderin.
Swiss Rowing betont in einer Stellungnahme die sportlichen Erfolge der letzten Jahre. Man sei dabei, Prozesse zu überarbeiten und in der Trainingsarbeit «gewisse Weichen neu zu stellen». Ein respekt- und verantwortungsvoller Umgang zwischen allen Beteiligten sei unabdingbar.