Vor Barcelona bekämpfen sich in diesen Tagen die Super-Yachten der America's-Cup-Teams, es ist eine beispiellose Hightech-Wasserschlacht mit Budgets von hunderten Millionen Franken. Doch es geht auch eine Nummer kleiner. Respektive, zwei Nummern kleiner.
Willkommen in Brunnen SZ bei der RC44-WM. Der Urnersee, umgeben von einem wunderschönen Bergpanorama, bietet dank seiner Thermik nicht nur Windsurfern ein gutes Revier. Die Karbonboote der RC44er-Flotte, mit jeweils einer Mannschaft bestehend aus sechs bis acht Personen, segeln hier in Uri um die Weltmeisterschaft.
Eine Regatta im Süss- statt Salzwasser, ein Event fernab vom Glamour der Weltstadt Barcelona. Dass diese WM tatsächlich auf dem engen Urnersee statt irgendwo auf dem Meer stattfindet, war lange nur ein Traum. Initiant war Christian Zuerrer, der Skipper des Schweizer Teams, das unter dem Namen «Black Star Sailing Team» antritt. Für ihn war klar, dass der Urnersee mit seiner Thermik ideal für ein solches Rennen wäre.
Die Boxengasse besteht aus Schiffscontainern
Doch zuerst mussten die Bewilligungen von allen drei Kantonen, die Anteil am Urnersee haben, her. «Es waren lange Gespräche, die wir mit den Kantonen hatten. Niemand wusste genau, was da auf uns alle zukommt, und so standen natürlich viele Sorgen im Raum. Aber jetzt fragt keiner mehr, wie mühsam es eigentlich war», sagt OK-Chefin Eveline Von Euw (62). Sie erklärt ausserdem, dass alles auf ehrenamtlicher Arbeit basiert. «Ohne das Engagement von so vielen Freiwilligen wäre es nicht möglich gewesen, so etwas auf die Beine zu stellen.»
Für einen so kleinen Ort wie Brunnen war es durchaus eine Herausforderung, diesen Event möglich zu machen. Das gesamte Material für die Rennboote musste in den kleinen Hafen gebracht werden und die Container, in denen die Teams wie in einer Boxengasse ihre Werkstätten betreiben, mussten Platz finden. Doch die Schiffsklasse RC44 – die Initialen ehren den Erfinder Russell Coutts, die America's-Cup-Legende – ist extra so gebaut, dass sie sich in einem herkömmlichen Schiffscontainer verstauen und so leicht transportieren lässt.
Das Ziel von Christian Zuerrer war es auch, den Segelsport ein bisschen weniger elitär zu gestalten. Quasi der America's Cup für Arme. Er wollte, dass alle Zugang zum Public Viewing mit dem grossen Bildschirm haben und nicht nur zahlende VIP-Gäste auf das Hafengelände dürfen wie bei anderen Segelveranstaltungen: «Ich will von diesem elitären Touch, den der Segelsport hat, ein wenig wegkommen. Segeln muss kein Vermögen kosten.»
Zuerrer will mit dieser Veranstaltung das Segeln auch näher an die Leute bringen und vielleicht den ein oder anderen Jugendlichen zum Segeln animieren. Denn in der Schweiz kann man segeln. Und wie!