Der US-Teenie Hans Moke Niemann ist noch immer alles andere als schachmatt. Zur Erinnerung: Der 19-Jährige wird verdächtigt, mehrfach in Partien betrogen zu haben – unter anderem mit Hilfe von Analperlen.
Trotz heftiger Vorwürfe des Weltmeisters Magnus Carlsen und einem Untersuchungsbericht, der zeigen soll, dass Niemann bei über 100 Online-Spielen betrogen hat, spielt der Grossmeister trotzdem noch weiter. Bei den US-Meisterschaften in St. Louis gewinnt Niemann sogar souverän gegen den 15-jährigen Christopher Yoo. Niemann hatte zuletzt eingeräumt, im Alter von 12 und 16 Jahren jeweils einmal nicht regelkonform gespielt zu haben. Aber er hat offenbar viel mehr betrogen, als er bisher eingeräumt hat.
«Dieses Spiel ist eine Botschaft an alle»
Zum ersten Mal seit Bekanntwerden der Anschuldigungen tritt Niemann auch zu einem Interview an – nur um dieses kurze Zeit später wieder abzubrechen: «Dieses Spiel ist eine Botschaft an alle. Alles hat damit angefangen, dass ich gesagt habe, dass Schach für sich selbst spricht. Ich denke, diese Partie hat für sich selbst gesprochen. Sie hat den Schachspieler gezeigt, der ich bin.» Weiter betont Niemann, dass er nicht aufgebe, egal was gegen ihn spreche: «Egal, unter welchem Druck ich stehe. Das ist alles, was ich über diese Partie zu sagen habe. Schach spricht für sich selbst.»
Auf weitere Nachfragen des Moderators der US-Meisterschaften geht Niemann dann nicht ein und verabschiedet sich kurzerhand: «Tut mir leid, das wars. Sie können das interpretieren, wie sie wollen. Das ist alles, was ich sagen möchte.»
Das läuft aktuell im Schach-Theater
Anfang September war es zwischen Schach-Weltmeister Carlsen und Hans Niemann zur ersten Auseinandersetzung gekommen. Nach einer überraschenden Niederlage gegen Niemann hatte sich Carlsen aus dem Turnier zurückgezogen. Mitte September, als die beiden erneut aufeinandertrafen, beendete der Norweger die Partie nach nur einem Zug. Letzte Woche beschuldigte Carlsen Niemann des Betrugs, was den Schach-Weltverband Fide auf den Plan rief. Die Ergebnisse der eingeleiteten Fide-Untersuchungen stehen noch aus.
Erst vor wenigen Tagen kam zudem ein Bericht der Plattform Chess.com heraus, der Niemann weiter belastet. Laut dem US-Medium hätte der Teenie allein im Jahr 2020 bei über 100 Online-Spielen betrogen. Unter anderem auch bei Duellen, bei denen Preisgelder vergeben wurden. Laut dem Bericht hatte Niemann die Anschuldigungen zugegeben und wurde daraufhin für einige Zeit von chess.com verbannt. (hon)