Fast exakt 75 Tage sind seit ihrem Start auf den Kanaren vergangen: Jetzt ist Gabi Schenkel (43) nach 74 Tagen, 23 Stunden und 56 Minuten im Ziel auf Antigua! Die Abenteuerin aus Au ZH hat als erste Schweizerin alleine den riesigen Atlantik überquert.
Es ist Lokalzeit Dienstag-Vormittag und ein karibischer Prachtstag, als Schenkel in English Harbour über die Ziellinie der «Atlantic Challenge» rudert und sogleich auf ihrem Boot ein Freudentänzchen zeigt. Dann folgen die letzten Ruderschläge bis zum Hafen, wo sie erstmals seit dem Start auf La Gomera vor 75 Tagen wieder festen Boden unter ihre Füsse kriegt.
Gabi sagt im Livestream der Rennorganisatoren scherzend: «Darf ich bitte aufs Boot zurück? Mein Körper hat sich so sehr ans schaukeln gewöhnt!» Die Zürcherin wirkt trotz der Atlantik-Tortur mit Schlafmangel, Einsamkeit, Rückschlägen wie das gekenterte Boot und beim Defekt des Autopiloten immer noch erstaunlich fit – dabei ist sie die letzte Nacht sogar durchgerudert, um die letzten Kilometer bis in die Arme ihrer Liebsten möglichst rasch hinter sich zu bringen.
Die Eltern haben mitgelitten
Ihre Eltern Verena und Heinz umarmt Schenkel als Erste. «Es war eine lange Zeit», sagt Gabis Vater. Und die Mama: «Sie hat da draussen viel gelitten, da haben auch wir zu Hause mit ihr mitgelitten.»
Der sonst mit Superlativen eher knausrige «Tages-Anzeiger» spricht in seiner Online-Ausgabe sogar von einem Stück Schweizer Sportgeschichte. Schenkel war bei der irren «Atlantic Challenge» die 4723 km als einzige Frau in der Solo-Kategorie am Start.
Jetzt ist das Mega-Abenteuer erfolgreich beendet. «Es ist absolut fantastisch, ich hätte mir keinen schöneren Empfang vorstellen können.» Die Solo-Ruderin ist das drittletzte Boot im Ziel – Schenkel hat den schottischen Solo-Ruderer John Davidson und ein Frauen-Duo aus England bezwungen.
Das nächste Projekt wartet schon
Was für eine Willensleistung der Osteopathin, die sonst in der Freizeit Ultra-Marathons läuft. Und trotz 75-Tage-Schinderei das Laufen schon wieder im Kopf hat. Schenkel: «Heute ist der letzte Tag der Anmeldefrist für ein Rennen in Griechenland. Ich habe auf dem Boot via Whatsapp einen Freund beauftragt, mich anzumelden.»
Das Glück für die erschöpfte, aber glückliche Ruderin: Der Spartathlon in Athen mit irren 245,3 km Distanz findet erst Ende September statt.