Der Angriff von Alinghi Red Bull Racing auf den America’s Cup mag schon früh in der Quali-Phase gescheitert sein. Doch die Teambasis in Barcelona ist alles andere als verwaist. Die Crew trainiert weiterhin mit dem fliegenden Segel-Monster BoatOne, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen – die Alinghi-Yacht kenterte dabei diese Woche sogar einmal, ausser dem Stolz wurde aber niemand verletzt.
Um diesen Herbst auch stolz auf sportliche Leistungen zu sein, gibts nun für die Genfer noch eine Chance. Ab Samstag läuft der America’s Cup der Frauen. Seit 1851 wird um die älteste Sport-Trophäe gesegelt, nun gibts erstmals im Rahmen des America’s Cup eine Frauen-Regatta.
Die Doppelbürgerin wollte für die Schweiz segeln
Alinghi Red Bull ist als eines von zwölf Teams dabei. Und Alexandra Stalder (25) mittendrin. Das ist bemerkenswert. Stalder ist in Italien geboren und lebt am Gardasee, sie hat ihre ganze Segelkarriere für Italien bestritten und wurde als Italienerin U23-Weltmeisterin in der 49er Klasse. Italien ist mit Luna Prada auch im Frauen-America’s-Cup vertreten, doch für Stalder war klar: «Ich habe mich sofort für die Bewerbung bei Alinghi entschieden. Als die Ausschreibung kam, habe ich mit meinem Vater sofort entschieden, mitzumachen und nicht auf einen Anruf der Italiener zu warten.»
Für Alinghi dürfen wegen der Nationenregel nur Schweizerinnen segeln. Doch Stalders Vater ist Schweizer, Alexandra Stalder ist daher Doppelbürgerin und entschied sich, für den America’s Cup die Nation zu wechseln.
Die Familie hat aber schon vor Stalders Alinghi-Job einen engen Schweizer Bezug. All ihre Geschwister leben in der Schweiz. Der ältere Bruder lebt in Basel, der jüngere in Ascona TI und die Schwester in Zürich. Die Grosseltern in Bern. «Wer von der Schweiz zu uns nach Italien kommt, bringt Käse und Schokolade mit. Und wer in die Schweiz zu Besuch geht, muss Parmigiano mitbringen. Das muss einfach sein», sagt Stalder schmunzelnd.
Für den America's Cup musste Stalder Englisch lernen
Doch nun das. Im Trainingsrennen diese Woche segeln die Italienerinnen allen davon. Auch den Schweizerinnen. Bereut Stalder ihre Wahl bereits? Sie lacht im Gespräch mit Blick und sagt: «Es war erst Training, einige Teams hatten auch noch technische Probleme. Aber natürlich hätte ich lieber uns vorne gesehen.»
Der Frauen-Cup findet wie bereits die Nachwuchs-Regatta (Segler bis 26 Jahre) auf den AC40-Booten statt, das sind eine Art Baby-Variante der grossen AC75-Segelmonster. Steuerfrau Stalder: «Es ist das schnellste Boot, das ich jemals gefahren bin. Die grösste Herausforderung ist, dass wir uns die Aufgaben teilen.» Sprich: Wie bei den «Grossen» sitzt pro Bootsseite eine Steuerfrau, weil das Segel die Sicht auf die andere Seite versperrt.
Es muss viel via Funk kommuniziert werden. Ein klitzekleines Problem für Stalder: «Ich musste Englisch lernen! Wir haben im Team Romands, Deutschschweizer und mich als Italienerin. Also sprechen wir Englisch», erklärt sie. Vor allem die ganzen Segelbegriffe musste Stalder verinnerlichen, denn auf dem Boot muss die Kommunikation fix ablaufen. Sonst gibts im Cup nichts zu holen.