Aus und vorbei. Auch wenn der Mittwoch der stärkste Tag von Alinghi Red Bull Racing in dieser Kampagne ist, ist es der letzte Wettkampftag. Das Comeback-Abenteuer am America’s Cup endet früh, die beiden Siege gegen die Briten von Ineos Britannia sind nicht mehr als Ehrenmeldungen.
Wenn Mitte Oktober Titelverteidiger Neuseeland gegen die Briten, Italiener oder Amerikaner um die älteste Sport-Trophäe der Welt segeln, sind die Schweizer längst nur noch Zuschauer.
Im Halbfinal vom Louis Vuitton Cup, das ist der Quali-Wettkampf für den eigentlichen America's Cup, setzen sich die Briten von Ineos Britannia mit 5:2 in der Best-of-Nine-Serie diskussionslos durch. Zu mehr reichts Alinghi Red Bull nicht. Eine Segeleuphorie in der Schweiz wie bei den Triumphen 2003 und 2007? Davon war man 2024 weit entfernt.
Das frühe Out ist eine Enttäuschung. Auch, weil die Genfer Neulinge selber ständig von Siegen und Verbesserungen redeten, damit aber an der knallharten Realität vorbei segelten.
In der Startphase immer wieder überfordert
Vor allem am Sonntag wurde Alinghi Red Bull von den Briten richtiggehend vorgeführt. Skipper Sir Ben Ainslie, eine weltweite Segel-Ikone, liess die junge Schweizer Crew um Steuermann Arnaud Psarofaghis uralt aussehen. Psarofaghis und Co. sind allesamt internationale Topsegler. Doch die letzten drei Wochen zeigten: Wenn neben der schwierigen Manövrierung der fliegenden Segelmonster auch noch die Taktik gegen einen abgezockten Gegner zu handhaben ist, sind die Schweizer immer wieder überfordert. Vor allem in der so wichtigen Vorstartphase patzten die Schweizer regelmässig.
Da platzte auch Alinghi-Vorstandsmitglied und Segellegende Brad Butterworth der Kragen: «Die Segler haben lange trainiert, um genau diese Fehler nicht zu machen. Wenn das dann trotzdem passiert, ist das für alle eine grosse Enttäuschung.» Zwei Jahre lang trainierte Alinghi vor Barcelona, länger als alle anderen Teams. Doch die Startphase der Matchrennen, wenn zwei Segelmonster der spektakulären AC75-Klasse im direkten Duell aufeinander losgehen, liess sich eben nicht trainieren.
Auch die Yacht war technisch nicht auf dem nötigen Niveau
Das Problem: Durch die Nationenregel, dass die ganze Bootsbesatzung aus dem Land des Bewerbers stammen muss, musste Alinghi Red Bull auf unerfahrene Schweizer Segler setzen. Der Klassenunterschied zu den erfahrenen Seebären der Briten, Italiener und Neuseeländer stellte sich nun als erheblich heraus.
Doch zu sagen ist auch: Skipper Psarofaghis hatte mit dem für über 100 Millionen Franken entwickelten BoatOne nicht gerade ein Wunderschiff zur Verfügung. Beim reinen Speed hinkte Alinghi Red Bull den Gegnern meistens hinterher. Dass die Konstrukteure technisch nicht den ganz grossen Wurf landeten, zeigten auch die beiden kapitalen Mastbrüche in der Cup-Vorbereitung.
Ein Totalschaden ist die Comeback-Kampagne aber nicht. Alinghi Red Bull wird zum nächsten America's Cup wieder antreten und wer weiss – da das Siegerteam die Regeln der nächsten Austragung bestimmt, könnte plötzlich die Nationenregel fallen. Dann wäre Alinghi doch noch ein Sieger.