Noch fehlen ein paar Tausend Ruderschläge. Aber mitten auf dem Atlantik ist ein Schweizer Männer-Quartett drauf und dran, beim härtesten Ruderrennen der Welt in überlegener Weise den Sieg zu holen.
Es ist das Team «Swiss Raw», das schon wenige Tage nach dem Start am 12. Dezember auf den Kanaren bei der verrückten Atlantic Challenge die Führung übernimmt. Nach vier Wochen einsam auf dem Meer ist das Ziel auf der Karibik-Insel Antigua bald greifbar.
Der Zürcher Maschinenbaustudent Roman Möckli (27), der Aargauer Polizist Samuel Widmer (27), der Zürcher Armeeangehörige Jan Hurni (27) und der Berner Maschinenbaustudent Ingvar Groza (26) haben von den 4723 km schon rund 4300 km hinter sich.
Sieg und Weltrekord als Ziele
Nur noch ein gröberer Defekt am Boot kann Swiss Raw davon abhalten, Geschichte zu schreiben: Erstmals werden beim Atlantik-Wahnsinn Ruderer aus einem Binnenland siegen! «Sie sind kaputt und ausgelaugt, aber sie werden es durchziehen», sagt Teammanager Yves Neupert zu Blick.
Der Hammer an diesen Ruder-Märchen: Es ist ein Triumph mit Ansage. Das Quartett hat vor dem Start offen vom Sieg geredet. Es hiess gar: «Wir wollen den Weltrekord schlagen.»
Grosse Klappe – verdammt viel dahinter! Die Schweizer «Süsswassermatrosen» lassen auf dem Ozean den forschen Tönen Taten folgen und zeigen all den Seebären aus England, Australien, Holland, Finnland, Dänemark und den USA, wo es auf rauer See lang geht.
Jahrelange Vorbereitung aufs Abenteuer
Woher kam dieses riesige Selbstvertrauen vor dem Mega-Abenteuer? Teammanager Neupert erklärt, dass sich die vier Jungs 2015 in der Grenadier-RS kennenlernen, danach Kollegen bleiben und die Atlantic Challenge als Herausforderung entdecken. «Sie haben sich über drei Jahre lang vorbereitet. Das Projekt war von Anfang an auf den Sieg ausgerichtet», sagt Neupert, dessen Lebensgefährtin Annick Kohler als frühere Ruder-Schweizermeisterin und heutige Ruder-Instruktorin viel Arbeit investierte.
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Während Jahren schuften die Vier täglich, um körperlich und mental bereit zu sein. Der Ehrgeiz ist so gross, dass vom Boot keine Videos und Fotos heim geschickt werden – es wäre Ablenkung.
Nun ist der Sieg greifbar, am Wochenende wird Swiss Raw auf Antigua erwartet. Zwar ohne Weltrekord-Zeit: Dieser liegt bei 29 Tagen und war im diesjährigen Rennen unerreichbar, weil Wind und Wetter mitspielen müssen. Swiss Raw kommt nun wahrscheinlich nach 35 Tagen an. Die zweitplatzierten Briten «Atlantic Flyers» wohl erst zweieinhalb Tage danach!