Erster Schweizer Solo-Ruderer
Game-Nerd rudert für toten Bruder einer Freundin

Ein einstiger Sportmuffel rudert als erster Schweizer allein über den Atlantik. Aber Sandro Detig ist sich sicher, dass er bei der einsamen Schinderei auf dem Meer von seinem früheren Leben als Gamer profitiert.
Publiziert: 11.12.2021 um 21:10 Uhr
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Aktualisiert: 11.12.2021 um 21:11 Uhr
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Noch steht er auf sicherem Boden: Aber bald sticht Sandro Detig alleine mit seinem Ruderboot in See.
Foto: Zvg
Matthias Dubach

Sport? Nein danke! Das war jahrelang das Motto von Sandro Detig (28). Er ist leidenschaftlicher Gamer und arbeitet als Informatiker auch in der Computerbranche. «Ich bin ein Nerd», sagt er schmunzelnd. Doch nun startet Detig beim härtesten Ruderrennen der Welt. Und das sogar mutterseelenallein!

Der Mann aus Lenzburg AG absolviert die verrückte Atlantic Challenge mit der 4723 Kilometer weiten Überfahrt von den Kanaren bis in die Karibik als erster Schweizer solo. Auch Detig hatte das Atlantikrudern gepackt, als mit «Swiss Mocean» 2017 erstmals ein Schweizer Team dabei ist. «Als sie im Ziel waren, bin ich am nächsten Tag joggen gegangen.» Obwohl ihm Sport bis dahin fremd war, entwickelt Detig sofort Biss. Nach nur drei Monaten Training läuft er den Zürich-Marathon. «Doch ich habe gemerkt, dass Laufen nicht so mein Ding ist.»

Also nimmt er sich Rudern vor, besucht in Baden AG einen Anfängerkurs. Der Plan, mit einem Kollegen über den Atlantik zu rudern, zerschlägt sich. «Die letzten zwei Jahre habe ich es dann als Solo-Projekt geplant. Und den Aufwand total unterschätzt!», sagt Detig.

«Als Gamer bin ich Einsamkeit gewohnt!»

Aber auch er ist nun rechtzeitig auf La Gomera am Start. Sein 80'000 Franken teures Boot ist ein besonders leichter Bootstyp, der ihn in 60 bis 70 Tagen nach Antigua bringen soll. Skurril: Die wochenlange Einsamkeit hat Detig quasi jahrelang trainiert: als Game-Nerd. Er sagt: «Als Gamer bin ich es mir gewohnt, allein zu sein und Entscheidungen zu treffen.»

Der Antrieb kommt aber von aussen. Detig rudert für den toten Bruder einer Kollegin. Mit seiner Teilnahme will er Spenden für Betroffene der Lungenkrankheit Cystische Fibrose generieren. Detig: «Der Bruder einer guten Freundin ist leider daran gestorben. CF ist eine Erbkrankheit. Deshalb ist der Umgang damit für jede betroffene Familie besonders schwierig.»

Ausser Detig und dem Frauen-Duo «ProwjectX» sind mit «Helvetic Waves» und «Swiss Raw» noch zwei Schweizer Männer-Vierer-Boote am Start. So viele Schweizer Teilnehmer gabs noch nie bei der Atlantic Challenge.

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