«Ihn muss man auf dem Schirm haben», sagte Stefan Bellmont (34) vor Beginn der Darts-WM über Luke Littler. Und die Schweizer Nummer eins hatte recht: Der 16-Jährige räumt im Ally Pally jeden aus dem Weg, der sich ihm in den Weg stellt.
Am Mittwochabend hat auch Matt Campbell nicht den Hauch einer Chance. Nur knapp entgeht der 34-jährige Kanadier einem «Whitewash», also einer Niederlage zu null – 1:4 heisst es am Ende. «Es ist unglaublich. Eigentlich wollte ich hier nur ein Match gewinnen, jetzt sind es schon drei», sagt ein überglücklicher Littler nach dem Spiel.
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Altersdiskussion lässt Littler kalt
Mit dem Einzug in den Achtelfinal beschenkt er sich nach Weihnachten gleich selbst, 40'000 Euro sind ihm sicher. Für den Teenager lagen aber auch andere Präsente unter dem Baum, wie auf einem Foto ersichtlich ist, das seine Mutter Lisa auf X veröffentlichte: «Einfach ein 16-Jähriger, der seine Geschenke öffnet.» Wie viele andere Jugendliche es wohl auch gemacht haben.
Doch es ist sein Erscheinungsbild, das neben seinem Können für Gesprächsstoff sorgt. Dass der Teenager nicht unbedingt wie ein Teenager aussieht, brachten schon zahlreiche Fans zur Sprache: «Der sieht doch aus wie 30.» Als Reaktion auf den Beitrag von Littlers Mutter spottete ein X-Nutzer: «Glaubt er immer noch an den Weihnachtsmann?»
Auch Dreifach-Weltmeister Michael van Gerwen (34) scherzt bei Sport1 nach seinem Achtelfinal-Einzug übertrieben: «Er sieht aus wie 64. Ich glaube nicht, dass er 16 ist. Ich muss mal seinen Pass sehen.» Der Holländer würdigt ihn aber auch: «Er ist ein fantastischer Dartspieler, ohne Frage.»
Die Diskussion um sein erwachsenes Aussehen im jungen Alter ist auch an Littler nicht vorbeigegangen. Doch sie lässt den ManUtd-Fan ziemlich kalt: «Ich lasse meine Darts für mich sprechen.» Und das macht er derzeit mit Bravour.
Ist Littler reif für den WM-Titel?
«Mich überrascht es nicht», sagt Bellmont nach Littlers nächstem Gala-Auftritt vom Mittwoch. «Er hat bisher alle Spiele souverän gewonnen. Man merkt, dass es ihm einfach Spass macht.» Der Schweizer, der selbst die WM-Quali knapp verpasste, spielte 2022 im Rahmen des WDF-Europacups im spanischen Gandia (nahe Valencia) gegen «The Nuke». Er verlor gegen den damals 15-Jährigen knapp mit 3:4, spricht aber von einer «coolen Erfahrung». Und schon damals musste der Zuger feststellen: «Littler ist ein absolutes Wunderkind.»
Unter den Buchmachern gehörte Littler, der bereits mit 18 Monaten Magnetpfeile in technisch hervorragender Manier geworfen hat (Video oben), schon nach seinem Zweitrundensieg zu den Titelanwärtern. Bellmont glaubt allerdings nicht, dass wir in einer Woche einen minderjährigen Weltmeister sehen werden: «Für den Titel kommt er für mich nicht infrage.» Der Grund: «Er hatte noch keinen Topgesetzten als Gegner. Die nehmen ihm auch mal Legs weg und dann wird sich zeigen, wie er das verkraftet.»
Auf einen Gesetzten könnte Littler im Achtelfinal treffen: Raymond van Barneveld (56, Weltmeister 2007). Setzt sich der Holländer am Freitag gegen Jim Williams (39) durch, würde es auch für Littler schwer, meint Stefan «Belli» Bellmont. So oder so sei der Youngster aber eine Bereicherung für das Darts: «Er wird seinen Weg machen – und irgendwann Weltmeister werden.»