Die johlenden, feiernden und singenden Fans gehören zum Darts wie das Amen in die Kirche. Sie tragen einen grossen Teil dazu bei, dass der Sport seit Jahren boomt.
Dass aber nicht alle ihren Gefallen an ihnen finden, bestätigt eine der Entdeckungen des Jahres: Ricardo Pietreczko. Am Dienstagabend bestreitet der 29-Jährige seine WM-Premiere, der Schweizer Nummer eins Stefan Bellmont (34) zufolge ist er durchaus in der Lage, für Furore zu sorgen. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur droht Pietreczko vor seinem Debüt nun aber an, «nicht mit dem Publikum zu interagieren», wenn dieses ihn auspfeifen sollte.
Fan-Boykott könnte kontraproduktiv sein
Hintergrund der Geschichte: Beim Grand Slam of Darts im November wurde «Pikachu», so sein Darts-Spitzname, vom englischen Publikum in Wolverhampton gnadenlos ausgebuht, als er gegen die erst 19-jährige Beau Greaves (Eng) spielte. «Wenn man mich nicht sehen will, verstehe ich nicht, warum ich so etwas Respektloses akzeptieren sollte», begründet Pietreczko seine Boykottandrohung.
Und weiter: «Es ist ein Unding, weil es einfach respektlos ist.» Sollte sich das bei der WM wiederholen, werde er das Publikum komplett ignorieren. Ob das eine gute Idee ist? Denn im Darts werden solche Aktionen gerne als Ansporn für weitere Provokationen wahrgenommen. Wie Legende Raymond van Barneveld sagt: «Wenn du die Zuschauer schlecht behandelst, behandeln sie dich genauso.»
Was für den Deutschen bei seinem ersten Spiel im Ally Pally zum «Problem» werden könnte: Er spielt wieder gegen eine Frau. Mikuru Suzuki (41) ist zwar keine Engländerin, sondern Japanerin, aber weil Frauen im Sport, der nach wie vor von Männern dominiert wird, von den Fans jeweils tatkräftig unterstützt werden, könnte es erneut Gegenwind geben.
Price will WM in anderen Ländern
Einer, der sich immer wieder mit dem Publikum anlegt, ist Gerwyn Price, Weltmeister von 2021. Mit einer skurrilen Aktion sorgte er im vergangenen Jahr für Provokationen, indem er mit riesigen Kopfhörern auf die Bühne lief. In diesem Jahr plädierte er einmal mehr dafür, dass die WM in unterschiedlichen Ländern gespielt werden soll – so würde man den englischen Fans aus dem Weg gehen.
«Ich fände es nur folgerichtig, wenn dieses Turnier in anderen Weltgegenden auf Tour geht», sagte der 38-Jährige vor seinem Erstrundenauftritt am Montagabend (3:0 gegen Connor Scutt). Er bringt Deutschland, Holland oder seine Heimat Wales als Austragungsländer ins Spiel – auch, «weil ich da eine bessere Chance habe». (che)