Sie sehen alle wahrlich nicht aus wie Modellathleten. Und doch begeistern die Stars an der Darts-WM Jahr für Jahr die Massen. Im Alexandra Palace («Ally Pally») oder zu Hause vor den Bildschirmen fiebern die Fans mit ihren Lieblingen mit. Eines der Geheimnisse neben der unglaublichen Zielsicherheit mit den kleinen Pfeilen: Die schrillen Charaktere, die sich jeweils messen. Blick sagt, auf welche schrägen Vögel und bewegende Schicksale es sich bei der WM 2024 zu achten lohnt.
Raymond van Barneveld (56): Scheidung erzwang das Comeback
Er ist eine der grössten Legenden, die den Sport je gesehen hat. Der Holländer gewann 2007 die WM in einem epischen Endspiel gegen Phil Taylor, seinen ewigen Rivalen. Eigentlich begab sich der gelernte Pöstler nach der WM 2020 (fand im Dezember 2019 statt) in den Ruhestand, erklärte aber im darauffolgenden September bereits wieder den Rücktritt vom Rücktritt. Antrieb war aber nicht nur die Leidenschaft fürs Darts, wie er vor Start der WM 2024 der «Süddeutschen» erzählt: «Ich muss Ihnen nicht erklären, was bei einer Scheidung finanziell passiert. Ich musste einen Weg finden, Geld zu verdienen und der war: meine Tour-Card für die grossen Darts-Turniere zurückbekommen.» 2018 trennte er sich von seiner Ehefrau Silvia, mit welcher er drei Kinder hat. Seit September 2023 ist «Barney» wieder verheiratet, die Hochzeitsreise mit der 18 Jahre jüngeren Julia Evans musste wegen der WM aber verschoben werden.
Gerwyn Price (38): Der ausgebuhte Ex-Rugby-Star
Der Waliser ist einer der grossen Dominatoren der Darts-Szene. 2021 holte er sich im Ally Pally den Titel, auch jetzt ist er wieder einer der Favoriten auf die Krone. Doch der Ex-Rugbyspieler, der 2014 voll auf die Karte Darts setzte, ist nicht bei allen beliebt. Weil er Erfolge laut und exzessiv feiert, hat ihn manch ein Anhänger auf dem Kieker. Es kommt nicht selten vor, dass er ausgebuht wird. «Wenn es aussieht, also ob das alles an mir abperlen würde, dann verstecke ich es gut», sagte er etwa dem «Guardian» vor der WM 2021. «Es ist schwierig, vor allem, wenn die Familie zuschaut. Aber ich darf darüber nicht zu viel nachdenken, ich mag es eigentlich, mit dem Publikum zu spielen.»
Peter Wright (53): Der Paradiesvogel
Wenn sich eine der Darts-Grössen als Paradiesvogel bezeichnen lassen darf, dann ist es Wright. Der Weltmeister von 2020 spielt seit Jahren mit einem bunten Irokesenschnitt und dem Schlangenkopf auf der Seite – daher sein Spitzname «Snakebite» (dt.: Schlangenbiss). Schuld daran: Seine Frau Joanne. Die ist gelernte Coiffeuse und jeweils für die Frisur ihres Ehemannes zuständig. «Neun von zehn Mal entscheidet sie, welche Farbe wir nehmen», hat Wright einst erklärt. Zwei Stunden dauert die Prozedur mindestens, bis Wright jeweils für seinen grossen Auftritt parat ist.
Florian Hempel (33): Ex-Handballer mit Aldi-Scheibe
In Deutschland nimmt Darts mehr und mehr an Fahrt auf – und mittlerweile schlagen sich die deutschen Teilnehmer mehr als beachtlich. Florian Hempel ist einer von ihnen. Der ehemalige Handball-Goalie (ein Spiel in der 2. Bundesliga) begann erst 2017 mit Darts und auch das eher aus Versehen. Mit den Kollegen habe man vor dem Ausgang Pfeile auf ein «Acht-Euro-Ding von Lidl oder Aldi» geworfen. 2024 steht er schon zum dritten Mal im Hauptfeld der WM.
Dirk van Duijvenbode (31): Der Mann mit der Aubergine
Eine leichtere Geschichte ist die des Holländers Dirk van Duijvenbode. Er arbeitet auf einer Auberginenfarm und hat sich so seinen Spitznamen verdient. Sie nennen ihn: «Aubergenius», Auberginen-Genie. Irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn ist auf jeden Fall sein Einlaufritual, wenn er vor den Duellen unter lauter Technomusik auf die Bühne stürmt und dabei eine echte Aubergine bei sich hat, die er stolz vorzeigt.