Badminton-Hoffnungen von 0 auf 82 in neun Monaten
Amiguet/Racloz sind unser Power-Duo in Basel

Sie sind jung und haben in kurzer Zeit gemeinsam schon viel erreicht. Nun wollen Lucie Amiguet und Caroline Racloz an den Swiss Open bereits die Weltelite fordern.
Publiziert: 18.03.2025 um 09:00 Uhr
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Lucie Amiguet (l.) und Caroline Racloz wollen in Basel gross aufspielen.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Darum gehts

  • Schweizer Badminton-Duo Amiguet und Racloz trainieren für Swiss Open in Basel
  • Erfolgreiches Gespann seit 2024 mit Turniersiegen und steigendem Ranking
  • Aktuell auf Platz 82 der Weltrangliste nach nur 13 gemeinsamen Turnieren
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Marco Keller

Es klirrt. Lucie Amiguet (20) und Caroline Racloz (23) wollen gleichzeitig den Shuttle treffen und das führt dazu, dass sich ihre Rackets berühren. «Besser beide als niemand», sagt Amiguet. Ihre Partnerin nickt. Beide lachen.

Die Stimmung ist gut, die Trainingsintensität im Sportcenter Thalmatt in Herrenschwanden vor den Toren Berns aber hoch. Wie immer ist im Leistungszentrum von Swiss Badminton an diesem Vormittag das Nationalkader praktisch komplett versammelt, dazu sind mehrere Sparringpartnerinnen aus dem Ausland da. In der Woche vor den Swiss Open in Basel (Turnierbeginn am Dienstag) werden so viele Trainingsmatches wie möglich gespielt.

Nur Fussball ist noch grösser

In keiner anderen Sportart ist es für die Elite der Schweiz und Europas schwieriger, in die Weltspitze zu gelangen als im Badminton. Egal, welches grosse internationale Turnier man auswählt, das Kürzestfazit bleibt gleich: Asien dominiert. So auch an den Olympischen Spielen in Paris: Von 15 Medaillen gingen 14 an sieben verschiedene Länder in Asien, der Herreneinzel-Goldgewinner Viktor Axelsen (DEN) bildete die Ausnahme.

Der Weltverband BWF hat zusammen mit der Sportmarketing-Agentur Infront nach Paris eine Studie bei YouGov in Auftrag gegeben, untersucht wurden 20 Märkte. Gemäss dieser Studie gibt es 744 Millionen Badminton-Fans auf der Welt, 47 Prozent davon sind Frauen.

384 Millionen werden als aktiv eingestuft, das heisst, sie spielen mindestens einmal pro Woche Badminton. In China, Indien und Indonesien ist Badminton überall in den Top 3, mit einer Gesamt-Fanbasis von 468 Millionen Menschen.

Unter 29 Sportarten, die berücksichtigt wurden, hat Badminton die zweitgrösste Gefolgschaft. Hinter König Fussball, aber gegenüber der Studie von 2022 neu vor Basketball, danach folgen Tennis und Leichtathletik. In Europa arbeitet man mit Hochdruck daran, den Abstand zu verringern. So hat der Kontinental-Verband «Badminton Europe» eine Arbeitsgruppe (High Performance Working Group) eingesetzt, die eine Serie von Massnahmen beschlossen hat.

Vorderhand wird aber auch an den Swiss Open in Basel (18. bis 23. März), deren Hauptsponsor der japanische Sportartikelhersteller Yonex ist, Asien die Hauptrolle spielen: Einziger «Eindringling» auf den Positionen 1 und 2 der Setzliste ist Anders Antonsen (DEN). (Marco Keller)

In Basel kommen die Top-Stars aus Asien – der Däne Anders Antonsen bildet aber eine Ausnahme.
keystone-sda.ch

In keiner anderen Sportart ist es für die Elite der Schweiz und Europas schwieriger, in die Weltspitze zu gelangen als im Badminton. Egal, welches grosse internationale Turnier man auswählt, das Kürzestfazit bleibt gleich: Asien dominiert. So auch an den Olympischen Spielen in Paris: Von 15 Medaillen gingen 14 an sieben verschiedene Länder in Asien, der Herreneinzel-Goldgewinner Viktor Axelsen (DEN) bildete die Ausnahme.

Der Weltverband BWF hat zusammen mit der Sportmarketing-Agentur Infront nach Paris eine Studie bei YouGov in Auftrag gegeben, untersucht wurden 20 Märkte. Gemäss dieser Studie gibt es 744 Millionen Badminton-Fans auf der Welt, 47 Prozent davon sind Frauen.

384 Millionen werden als aktiv eingestuft, das heisst, sie spielen mindestens einmal pro Woche Badminton. In China, Indien und Indonesien ist Badminton überall in den Top 3, mit einer Gesamt-Fanbasis von 468 Millionen Menschen.

Unter 29 Sportarten, die berücksichtigt wurden, hat Badminton die zweitgrösste Gefolgschaft. Hinter König Fussball, aber gegenüber der Studie von 2022 neu vor Basketball, danach folgen Tennis und Leichtathletik. In Europa arbeitet man mit Hochdruck daran, den Abstand zu verringern. So hat der Kontinental-Verband «Badminton Europe» eine Arbeitsgruppe (High Performance Working Group) eingesetzt, die eine Serie von Massnahmen beschlossen hat.

Vorderhand wird aber auch an den Swiss Open in Basel (18. bis 23. März), deren Hauptsponsor der japanische Sportartikelhersteller Yonex ist, Asien die Hauptrolle spielen: Einziger «Eindringling» auf den Positionen 1 und 2 der Setzliste ist Anders Antonsen (DEN). (Marco Keller)

Im Mai 2024 kommt bei Swiss Badminton erstmals die Idee auf, dass es die beiden im Doppel zusammen versuchen könnten. Hier die Linkshänderin Racloz, deren Stärken als Doppelspezialistin primär im Vorderfeld und im Bereich des Netzes liegen, dort Rechtshänderin Amiguet, die parallel gleichermassen ambitioniert Einzel spielt und vorab in der hinteren und laufintensiven Zone glänzt. Sie ist quasi die badmintonspielende Duracell-Häsin. «Am Anfang war es als Versuch gedacht, wir haben aber schnell gesehen, dass es gut funktionieren könnte», blickt Amiguet zurück. Ein weiterer Punkt, der für langfristige Erfolge oft unabdingbar ist: Die beiden Waadtländerinnen verstehen sich auch neben dem Court ausgezeichnet.

Der Start verläuft besser als erhofft

Im September geht es gleich mit Titeln in Slowenien und Ägypten los. Von da an verläuft die Formkurve regelmässig positiv. Immer wieder verbessern sie ihr bestes Ranking. Aktuell belegen sie schon Platz 82, nach erst 13 Turnieren. «Es ist bisher gut gelaufen», sagt Racloz.

Im Februar erreichen sie bei ihrem ersten gemeinsamen Afrika-Trip einen Final in Uganda, zwei Tage danach bestreiten sie ihr erstes Super-300-Turnier am «German Open».

«Das waren viele wunderbare Erfahrungen, von denen wir in nächster Zeit profitieren können», so Racloz, «mit vielen Spielen auf hohem Niveau und den Reisestrapazen.» Sportlich sei vor allem eine Erkenntnis wichtig gewesen, erklärt Amiguet: «Wir haben immer mehr gesehen, dass wir auch gegen Paare aus den Top 75 und den Top 50 bestehen können.»

Den Autogrammwunsch verkniff sie sich

Grosse Turniere, wie dasjenige in Deutschland, sind auch für die tägliche Arbeit Gold wert. Amiguets Augen leuchten: «Es ist enorm motivierend, wenn man in der Trainingshalle die Tasche neben unseren Vorbildern platzieren kann. Solche Momente will man immer wieder erleben.» Aufgeregt sei sie schon gewesen, aber kontrolliert: «Ich konnte mich beherrschen und habe nicht um Autogramme gebeten.»

Die positiven Erkenntnisse können auch in den nächsten Wochen helfen – in Basel und danach vor allem auch an der EM in Dänemark. Zuerst gilt aber die volle Konzentration dem Heimspiel. Ihre Startgegnerinnen sind am Dienstag Ching Hui Chang/Ching Tun Yang aus Taiwan, die Nummern 12 der Welt, eines von 19 asiatischen Paaren im Hauptfeld. «Asiatinnen spielen meist sehr schnell und sehr gerade und das macht es gegen sie besonders schwierig. Zudem sind sie ein absolutes Top-Team. Für uns ist das eine weitere gute Standortbestimmung», sagt Racloz.

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