Blick: Mujinga Kambundji, Sie sind Hallen-Weltmeisterin. Was bedeutet Ihnen das?
Kambundji: Das kann ich noch gar nicht so genau sagen. Mein Tag war erst ein bisschen schwierig, Vorlauf und Halbfinal waren wirklich nicht gut. Im Final war das grosse Ziel, einen guten Lauf zu machen. Dass ich jetzt Weltmeisterin bin, habe ich gar noch nicht so gecheckt. Ich habe in meinem Kopf einfach das Rennen in Belgrad gewonnen.
Haben Sie geglaubt, dass Gold möglich ist?
Florian (Clivaz, ihr Freund und einer ihrer Coaches, d. Red) hat mir schon im Dezember gesagt, dass ich Weltmeisterin werden kann.
Ihre Reaktion?
«Jaja, ist gut.» (lacht) Aber es ist cool, dass er glaubt, dass ich es schaffen kann. Doch davor kommt erst noch die ganze Arbeit: Du willst gewinnen, die anderen sind aber auch schnell. Vor dem Final war ich dann so im Tunnel, dass ich einfach die anderen schlagen wollte. Ich wollte gar nicht Gold gewinnen, sondern einfach die anderen schlagen.
Waren Sie wegen ihrer durchzogenen Vorläufe sauer?
Ich bin nicht eine, die aggressiv wird. Ich wollte es gut machen. Das ist mir gelungen.
Sie sind nicht einfach nur gut gelaufen. Sie sind die 60 m in 6,96 gelaufen. Das ist historisch!
Die viertschnellste Zeit aller Zeiten… daran habe ich extrem Freude. Ich wusste, dass ich für Gold wohl erstmals unter 7 Sekunden laufen muss und dachte schon, dass ich das kann. Aber dass es gleich 6,96 werden… ich war nach dem Rennen schockiert und fassungslos (lacht). Dass so lange niemand mehr so schnell gelaufen ist, wertet die Medaille noch einmal auf. Es ist eine verdiente Goldmedaille.
Ihr Trainer Adrian Rothenbühler hat vor dem Final an Ihr «Löwinnenherz» appelliert. Haben Ihnen die Emotionen zuletzt manchmal gefehlt?
Ich bin einfach im Vorlauf und im Halbfinal nicht konsequent genug gelaufen. Ins Rennen gehen und die anderen kaputt machen – das hat mir in den ersten zwei Läufen gefehlt. Im Final hat das dann gestimmt.
War das Ihr Traumlauf?
(Überlegt) Ja. Schon. Bis ich es das nächste Mal wieder besser machen will (lacht). Ich weiss nicht mehr viel von meinem Lauf, das ist ein gutes Zeichen.
Ihre Hallensaison endet überragend. Was heisst das nun für den Sommer?
Es gibt uns die Gewissheit, dass unsere Planung auf die Höhepunkte hin wie letztes Jahr im Normalfall aufgeht. Auch meine schlechten Rennen waren auf einem guten Level.
Ist jetzt eine 10,80er-Zeit realistisch?
Unter 10,90 ist sicher machbar. Doch dieses Gefühl hatte ich letztes Jahr schon, man muss es aber zuerst machen. Ich bin aber immer noch überzeugt, dass ich noch viel schneller laufen kann.
Was heisst das?
Auf 100 m sind vier, fünf Hundertstel schon viel. Ich weiss es nicht genau, aber ich denke nicht so gerne über Zahlen nach.
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Sie teilen mit Ihrer Schwester Ditaji, am Samstag über 60 m Hürden im Einsatz, ein Zimmer. Sind Sie für die Medaillen-Party am Freitagabend ausgezogen?
Ich habe sie nach dem Rennen als erstes angerufen, weil ich wusste, dass sie früh schlafen gehen muss. Als ich dann ins Zimmer zurückgekehrt bin, wusste ich, dass sie schon tief schlafen wird. Ich bin zwar erst um vier Uhr früh ins Bett gegangen, aber nicht, weil ich gross Party gemacht hätte. Ich kann nach einem aufregenden Renntag einfach nicht sofort schlafen.
Dann wird die Party am Samstag nach Ditajis Einsatz nachgeholt?
Schauen wir mal, Didi wird auch müde sein. Vielleicht feiern wir im Zimmer im ruhigen Rahmen.