Nächster Höhepunkt für die Sprint-Nation Schweiz! Nach den fabelhaften Olympia-Auftritten von Mujinga Kambundji (29) und Ajla Del Ponte (25) im vergangenen Sommer legt Kambundji an der Hallen-WM in Belgrad nach: Die Bernerin sprintet über 60 m zu Gold. Sensationell!
Nach locker gewonnenem Vorlauf und etwas verkrampftem Halbfinal wetzt Kambundji in der Medaillenentscheidung in 6,96 Sekunden über die Tartanbahn. Vom Start an ist sie hellwach, bringt einen fantastischen Lauf ins Ziel. Jahresweltbestleistung, Schweizer Rekord, Weltmeistertitel, Wahnsinn!
In diesem Jahrtausend war keine so schnell
«Ich wollte es einfach auf die Bahn bringen und wusste, wenn ich gut laufe, gibt es eine schöne Medaille», sagt sie danach bei «SRF». Und was für eine Medaille es wird: Eine mit historischer Dimension. Erst drei Frauen überhaupt sind in der Geschichte die 60 m schneller gelaufen: Weltrekordhalterin Irina Privalova war vier Hundertstel schneller, Gail Devers und Marion Jones jeweils einen. Dann kommt schon Kambundji. In diesem Jahrtausend war über diese Distanz noch überhaupt keine so schnell wie sie.
Am Freitagabend haben die US-Amerikanerinnen Mikiah Brisco und Marybeth Sant-Price auf den Plätzen 2 und 3 das Nachsehen, die bisherige Saisondominatorin Ewa Swoboda (Pol) geht als Vierte leer aus.
Kambundji wie Günthör und Baumann
Die Bernerin macht damit wahr, was sie vor Belgrad bereits selbstbewusst angekündigt hatte. «Ich gehe nicht dorthin und sage: Eine Final-Quali ist super», hatte sie im Vorfeld zu Blick gesagt. «Eine Medaille ist das Ziel.» Ob sie aber damit rechnen konnte, dass sie derart abräumen würde? Sicher ist: Einmal mehr beweist Kambundji, dass sie noch einmal zulegen kann, wenn es zählt. Und genau so sicher ist: Es ist die vorläufige Krönung ihrer Laufbahn und gleichzeitig der nächste Beweis dafür, wie stark die Schweizer Sprinterinnen sind.
Für Kambundji ist es die dritte WM-Medaille ihrer Karriere: 2018 (60 m Indoor) und 2019 in Doha (200 m) hatte die Schweizer Sprint-Ikone Weltmeisterschafts-Bronze geholt. Ihr gelingt mit Hallen-WM-Gold nun, was vor ihr aus der Schweiz erst Kugelstösser Werner Günthör (1991) und Hürdensprinterin Julie Baumann (1993) geschafft haben.
Frey verpasst Final knapp
Keine Rolle in der Medaillenentscheidung spielt am Freitag Géraldine Frey. Die 24-Jährige zeigt im Vorlauf eine ausgezeichnete Leistung, läuft in 7,11 Sekunden persönliche Bestzeit. Im Halbfinal kann sie dann allerdings nicht mehr nachlegen, sie verpasst den Finaleinzug um eine Hundertstelsekunde denkbar knapp.
Von Edelmetall träumen kann Simon Ehammer (22). Der Appenzeller liegt nach vier Disziplinen im Siebenkampf mit 3647 Punkten auf dem bärenstarken 2. Platz, gerade einmal 2 Punkte hinter Top-Favorit Damien Warner. Mit 6,72 Sekunden über 60 m und 2,05 m im Hochsprung stellt er zwei persönliche Bestleistungen auf. Eine Medaille ist am Samstag in Griffnähe.