So hat man den Letzigrund noch nie gesehen. Das Zürcher Stadion verwandelt sich einen Tag vor dem jährlichen Weltklasse-Meeting in eine pompöse Show-Veranstaltung. Warum? Weil sich die beiden Leichtathletik-Superstars Armand «Mondo» Duplantis (24) und Karsten Warholm (28) einer Art Schuljungen-Wette auf der grossen Bühne stellen.
Wer ist schneller über 100 Meter? Der Stabhochsprung-Überflieger Duplantis gegen Hürden-Champion Warholm liefern sich einen denkwürdigen Show-Sprint. Es ist tatsächlich Aussenseiter Duplantis, der dieses Prestigeduell gewinnt, das als «Schlacht der Legenden» und unter dem Motto «100 Meter, um ein für alle Mal alles zu klären» angekündigt war.
Es ist ein kleiner Coup. Der Schwede, der sonst mit dem Stab in der Hand rennt und nicht der Norweger, der sich Blockstarts gewohnt ist, ist als Erster im Ziel. Die Zeit: beeindruckende 10,37 Sekunden. Warholm schafft 10,47. Weltklasse-Zeiten! Für «branchenfremde» Athleten sowieso.
Warholm gurkt die Niederlage sichtbar an
Spätestens im Ziel ist klar: Für die beiden Skandinavier ist der Spass-Event eine todernste Sache. Es geht um die Ehre zwischen zwei Kumpels – Warholm braucht einige Momente, um den Ärger über die Niederlage runterzuschlucken. «Er war verdammt schnell am Start, ich kann nur gratulieren», grummelt der 400-Meter-Hürden-Weltrekordhalter danach. Duplantis grinst in die Kameras und tönt: «Ich habe ziemlich Gas gegeben!»
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Die Interviews führt Leichtathletik-Legende Colin Jackson (57). Der Brite macht einen auf Zeremonienmeister und führt schon in den Katakomben die ersten Interviews mit den beiden, was auf riesigen TV-Screens im Stadion gezeigt wird. Der Spannungsbogen wird etwas arg strapaziert, als das Stadion minutenlang auf den Einmarsch der beiden Stars wartet. Sie kommen dann wie vor einem Boxkampf, mit Kapuzen und Lichtshow ins Stadion. Den rund 2000 Fans gefällt die Show, die von Red Bull mit allerlei Vorprogramm auf eineinhalb Stunden gestreckt wird.
Übrigens: Sowohl Duplantis als auch Warholm treten am Donnerstag nochmals im Letzigrund an. Dann ganz herkömmlich im Stabhochsprung und im Hürdenlauf – Warholm muss aber als Sprint-Verlierer ein schwedisches Trikot tragen…