Viel mehr als nur ein Hauch Olympia wird am Donnerstagabend beim Weltklasse Zürich durchs Letzigrund wehen. So auch beim hochkarätigen 200-m-Rennen der Männer (21.18 Uhr). Olympiasieger Letsile Tebogo tritt gegen Silber-Gewinner Kenneth Bednarek (USA) und weitere internationale Top-Stars an. Am Tag davor spricht das 21-jährige Sprint-Juwel aus Botswana exklusiv mit Blick über sein Leben, seine Reise vom Jungen aus dem kleinen Land im Süden Afrikas zum Weltstar – und sagt, für wie lange er nach der Saison in seine Heimat gehen will, um seine Kühe und Ziegen zu hüten.
Blick: Letsile Tebogo, Sie haben vor ein paar Tagen im Vatikan den Papst besucht. Wie war das, und was hat er zu Ihnen gesagt?
Letsile Tebogo: Ich bin dankbar, dass ich ihn treffen durfte. Ich verstehe aber leider gar kein Italienisch. Mithilfe der Übersetzung meines Managers hat er, glaube ich, gesagt: ‹Herzlichen Glückwunsch und mach weiter so.›
Ihre Landsleute haben Sie nach dem Olympia-Erfolg euphorisch empfangen, die Bilder aus Botswana gingen um die Welt. Wie sah es in Ihnen drin aus, als Sie durch das Nationalstadion gefahren sind und die riesigen Menschenmassen gesehen haben?
Das war einer der grössten Momente, die ich je erlebt habe. Wir dachten, es würden nur ein paar Leute im Stadion sein. Aber so – unglaublich! Mir ist bewusstgeworden, wie gross die Unterstützung ist.
Das waren Zehntausende von Menschen, richtig?
Sie sagten, dass die maximale Kapazität des Stadions 30'000 betrage. Wahrscheinlich waren es viel mehr als das, denn weitere sassen entlang der Rennbahn, und ausserhalb gab es noch mehr Leute.
Letsile Tebogo (21) ist das Leichtathletik-Juwel Afrikas. Der Sprinter stammt aus Botswana, einem Land mit 2,6 Mio. Einwohnern. An Olympia holte er als erster Afrikaner 200-m-Gold. Zehntausende empfingen den Nationalhelden in der Heimat, der Staatspräsident gab dem Land einen halben Tag frei.
Bereits jetzt ist Tebogo mit seinen 19,46 s der fünftschnellste 200-m-Sprinter der Geschichte. Weltspitze ist er auch über 100 m – und sogar 400 m. Die 4x400-m-Staffel Botswanas führte er in Paris als Schlussläufer zu Silber.
Dies trotz schwerem Schicksalsschlag. Im Mai verlor Tebogo seine Mutter, fiel in ein Loch. Umso bemerkenswerter seine Olympia-Erfolge danach. Mit dabei: die Initialen und das Geburtsdatum seiner Mutter auf den Rennschuhen.
Letsile Tebogo (21) ist das Leichtathletik-Juwel Afrikas. Der Sprinter stammt aus Botswana, einem Land mit 2,6 Mio. Einwohnern. An Olympia holte er als erster Afrikaner 200-m-Gold. Zehntausende empfingen den Nationalhelden in der Heimat, der Staatspräsident gab dem Land einen halben Tag frei.
Bereits jetzt ist Tebogo mit seinen 19,46 s der fünftschnellste 200-m-Sprinter der Geschichte. Weltspitze ist er auch über 100 m – und sogar 400 m. Die 4x400-m-Staffel Botswanas führte er in Paris als Schlussläufer zu Silber.
Dies trotz schwerem Schicksalsschlag. Im Mai verlor Tebogo seine Mutter, fiel in ein Loch. Umso bemerkenswerter seine Olympia-Erfolge danach. Mit dabei: die Initialen und das Geburtsdatum seiner Mutter auf den Rennschuhen.
Viele sprechen nun darüber, wie wichtig dieser Sieg nicht nur für Botswana, sondern für den ganzen Kontinent ist. Ist das vor allem eine Diskussion von aussen oder bedeutet es Ihnen wirklich sehr viel?
Es ist eine grossartige Sache, dies für Afrika zu tun, denn die Menschen betrachten Afrika jetzt auch als Sprintkontinent und nicht mehr nur als einen Langstreckenkontinent. Wir versuchen, die Denkweise der Menschen zu ändern und dafür zu sorgen, das ins Gleichgewicht zu bringen.
Jetzt kennt Sie die ganze Welt. Stehen Sie gerne im Mittelpunkt?
Ich denke, wenn die ganze Welt dich kennt, muss man sich auf eine bestimmte Art und Weise verhalten. Denn alle beobachten dich, alle drücken dir die Daumen, also darfst du die ganze Welt nicht enttäuschen. So muss man ruhig bleiben und versuchen, alles perfekt auszuführen.
Sind Sie gerne eine Berühmtheit?
Nein, ich mag es nicht, eine Berühmtheit zu sein. Denn das bringt so viel Druck für einen und die Familie mit sich. Es glauben viele, wenn es einer in der Familie schafft, können die, die nach dir kommen, es auch schaffen. Ich glaube, es ist wirklich schwer, ein Prominenter zu sein.
Zu Ihrer Reise vom kleinen Jungen zum Leichtathletik-Star: Sind Sie bereit, einige Schlüsselmomente davon zu erzählen?
Was für mich heraussteht, ist, dass ich früher Fussball spielte. Erst 2019, als ich mich für die U20-Weltmeisterschaften in Kenia qualifiziert habe, habe ich beschlossen, die Leichtathletik wirklich ernst zu nehmen. Ich ging hin und holte über 100 m Gold (wegen Covid erst im August 2021, die Red.). Ich war stolz, und es hat mir gezeigt, dass ich echtes Potenzial habe. Ich habe die Reise fortgesetzt, bis zum Olympiasieg über 200 m. Das hat mir gezeigt, dass im Leben alles möglich ist, wenn man an seine Träume glaubt.
Sie haben als Junge parallel Fussball und Leichtathletik betrieben?
Zuerst war es nur Fussball. Und Leichtathletik einfach immer, wenn mir langweilig war. Einfach, um schneller als andere zu rennen und dann wieder zu gehen. Darüber habe ich mich amüsiert, denn es war damals nur ein Hobby für mich und noch nichts Ernstes.
Wie würden Sie Ihren Charakter beschreiben?
Ich würde sagen, ich bin fokussiert, wenn es nötig ist, aber an einem normalen Tag bin ich einfach ein fröhlicher und lustiger Mensch. Wenn ich mich in meiner Umgebung wohlfühle, kann ich mit jedem scherzen.
Sie haben in Botswana Kühe und Ziegen, richtig? Wie viel Zeit verbringen Sie mit den Tieren?
Ja, in der Nebensaison würde ich schon sagen, dass ich die meiste Zeit dort verbringe, denn in der Stadt lenkt einen zu viel ab. Während der Saison habe ich nicht so viel Zeit, dann gehe ich jeweils nur für ein paar Tage dorthin. Nach dem Diamond-League-Final in Brüssel will ich einen Monat dort verbringen.
Nach Olympia haben Sie drei Diamond-League-Siege in Folge erreicht. Sie fühlen sich aktuell auf der Bahn richtig wohl, oder?
Ja, denn Olympia war das Wichtigste. Danach war es viel einfacher. Wir dachten, warum versuchen wir nicht einfach, herauszufinden, wie es nach Olympia läuft? Normalerweise sollte der Körper dann abschalten. Aber jetzt macht er einfach weiter. Ich habe also einfach Spass da draussen.
Jetzt steht das 200-m-Rennen in Zürich an. Wie gehen Sie ins Rennen?
Der Körper fühlt sich gut an. Für Donnerstag ist alles in Ordnung. Und wenn ich mir die Startaufstellung ansehe… Ich bin mir nicht sicher, was der Stadionrekord ist (bei 19,52 s, Lyles, 2022, d. Red.). Aber ich glaube, wir könnten am Donnerstagabend etwas sehen.
Im Mai ist Ihre Mutter verstorben. Sind Sie bereit, darüber zu sprechen, wie Sie mit dieser schwierigen Situation umgehen?
Ich bin im Moment nicht in der Lage, darüber zu sprechen.
Frauen:
Mujinga Kambundji (100m), Julien Alfred (100m, St. Lucia), Sha'Carri Richardson (100m, USA), Melissa Jefferson (100m, USA), Dina Asher-Smith (100m, Gb), Masai Russell (100m Hürden, USA), Cyréna Samba-Mayela (100m Hürden, Fr), Jasmine Camacho-Quinn (100m Hürden, Puerto Rico), Ditaji Kambundji (100m Hürden), Femke Bol (400m Hürden, Ho), Beatrice Chebet (5000m, Ken), Jaroslawa Mahutschich (Hoch, Ukr), Nina Kennedy (Stab, Aus), Katie Moon (Stab, USA), Angelica Moser (Stab).
Männer:
Letsile Tebogo (200m, Bot), Erriyon Knighton (200m, USA), Kenneth Bednarek (200m, USA), Fred Kerley (200m, USA), Grant Holloway (110m Hürden, USA), Daniel Roberts (110m Hürden, USA), Jason Joseph (110m Hürden), Karsten Warholm (400m Hürden, Nor), Alison Dos Santos (400m Hürden, Bra), Jakob Ingebrigtsen (1500m, Nor), Cole Hocker (1500m, USA), Josh Kerr (1500m, Gb), Yared Nuguse (1500m, USA), Mondo Duplantis (Stab, Sd), Sam Kendricks (Stab, USA), Miltiadis Tentoglou (Weit, Gr), Simon Ehammer (Weit), Ryan Crouser (Kugel, USA), Joe Kovacs (Kugel, USA).
Wettkampfprogramm:
Mittwoch, 4. September
Stabhochsprung der Frauen im Hauptbahnhof – Moser wurde Vierte.
20.30 Uhr: Vorprogramm Spezial-Event im Letzigrund («Die nächste Kambundji»)
21.30 Uhr: Spezial-Event 100-m-Duell zwischen Warholm und Duplantis
Donnerstag, 5. September
19.30 Uhr: Weltklasse Zürich im Letzigrund (Start internationales Programm)
Frauen:
Mujinga Kambundji (100m), Julien Alfred (100m, St. Lucia), Sha'Carri Richardson (100m, USA), Melissa Jefferson (100m, USA), Dina Asher-Smith (100m, Gb), Masai Russell (100m Hürden, USA), Cyréna Samba-Mayela (100m Hürden, Fr), Jasmine Camacho-Quinn (100m Hürden, Puerto Rico), Ditaji Kambundji (100m Hürden), Femke Bol (400m Hürden, Ho), Beatrice Chebet (5000m, Ken), Jaroslawa Mahutschich (Hoch, Ukr), Nina Kennedy (Stab, Aus), Katie Moon (Stab, USA), Angelica Moser (Stab).
Männer:
Letsile Tebogo (200m, Bot), Erriyon Knighton (200m, USA), Kenneth Bednarek (200m, USA), Fred Kerley (200m, USA), Grant Holloway (110m Hürden, USA), Daniel Roberts (110m Hürden, USA), Jason Joseph (110m Hürden), Karsten Warholm (400m Hürden, Nor), Alison Dos Santos (400m Hürden, Bra), Jakob Ingebrigtsen (1500m, Nor), Cole Hocker (1500m, USA), Josh Kerr (1500m, Gb), Yared Nuguse (1500m, USA), Mondo Duplantis (Stab, Sd), Sam Kendricks (Stab, USA), Miltiadis Tentoglou (Weit, Gr), Simon Ehammer (Weit), Ryan Crouser (Kugel, USA), Joe Kovacs (Kugel, USA).
Wettkampfprogramm:
Mittwoch, 4. September
Stabhochsprung der Frauen im Hauptbahnhof – Moser wurde Vierte.
20.30 Uhr: Vorprogramm Spezial-Event im Letzigrund («Die nächste Kambundji»)
21.30 Uhr: Spezial-Event 100-m-Duell zwischen Warholm und Duplantis
Donnerstag, 5. September
19.30 Uhr: Weltklasse Zürich im Letzigrund (Start internationales Programm)