Man sollte nicht aufhören, es zu betonen: Wer es an einer Leichtathletik-WM in einen Final schafft, gehört zu den besten Acht der Welt. Und zwar wirklich der ganzen Welt: rennen, springen und werfen tun sie von Alaska bis Zimbabwe überall. Über das Gehen, also dem, was die Leichtathletik darunter versteht, hüllen wir an dieser Stelle den Mantel des Schweigens.
Ein siebter Platz von Jason Joseph, das ist also ein bisschen, als ob er den Sprung in die Startelf des Fussball-Champions-League-Siegers geschafft hätte. Als ob er vom grossen Pep Guardiola im ManCity-Shirt aufs Feld geschickt würde. Darum darf gefeiert werden, was er am Montagabend gezeigt hat. Gleichzeitig ist aber auch klar: Der Mann hat offensichtlich noch viel mehr drauf.
Es ist darum richtig, dass er mit dem Erreichten nicht einverstanden ist. Wir können beim Fussball bleiben: Lang gab man sich in der Schweiz mit ehrenvollen Niederlagen zufrieden. Erst mit den gesteigerten Ansprüchen kam der Erfolg. Vielleicht ist dies das grösste Vermächtnis, das Mujinga Kambundji der Schweizer Leichtathletik dereinst hinterlassen wird: Sie hat einer ganzen Generation gezeigt, wie man gross träumt – und wie man abliefert.
Joseph muss den Frust jetzt nehmen, verdauen – und nächstes Jahr an der EM in Rom und bei Olympia in Paris bereit sein. In der Zwischenzeit freuen wir uns auf die WM-Auftritte von Simon Ehammer (Weitsprung) und Ditaji Kambundji (100 m Hürden): die nächsten hungrigen Schweizer.