Der Puls pumpt auf dem höchsten Pegel. Die Beine sind bis zu den Zehenspitzen völlig übersäuert. Die Hände auf die Oberschenkel gestützt, ringt sie nach Luft und den passenden Worten. «Es war nicht einfach, ich musste richtig beissen», sagt Mujinga Kamundji an diesem Samstag auf dem Sportplatz Liebefeld während dem Training. Zum Ende ihrer zweistündigen Einheit geht sie für die Blick-Challenge «Schlag den Olympia-Star» noch einmal voll ans Limit.
Ausgepowert sucht sie nach dem Rennen über die 200 Meter am Gitter nach Halt und lächelt zu ihrem Kontrahenten. «Am Anfang dachte ich, es könnte knapp werden», sagt Eric Minder. Der auserwählte BLICK-Leser hat die Ehre, der schnellste Schweizer Frau mit einem Vorsprung von 20 Metern die Stirn zu bieten.
Der Mann aus Madiswil wird aber rasch von der Realität eingeholt «Ich bin gut gestartet, aber nach der Kurve ist sie plötzlich an mir vorbei gezischt», sagt der 22-jährige Bankangestellte, der als Kind beim LV Huttwil rasant unterwegs war, aber als Jugendlicher zu wenig trainierte und dann den Anschluss an die Spitze verpasste. «Als ich die Ausschreibung mit der Challenge sah, hat es mich aber gleich wieder gepackt», sagt Minder, «ich habe Mujinga schon oft am TV gesehen. Und jetzt live gegen sie anzutreten, ist einfach genial.»
Chaotische Agenda
Ein tolles Erlebnis – auch wenn Kambundji bei dieser Premiere im Geschlechterkampf gnadenlos ans Werk geht. Aus den 20 Metern Rückstand werden am Ende fast 20 Meter Vorsprung. «Ich hatte nicht Angst vor der Niederlage, aber ich war angespannt und wollte natürlich einen guten Lauf zeigen. So dass es nicht einfach wird für ihn», sagt Kambundji im Ziel und lacht erleichtert.
Für die WM-Bronze-Gewinnerin über 200 Meter ist es dieses Jahr erst der zweite Wettkampf. Durch den Lockdown und der Verschiebung der Olympischen Spiele geriet ihre Agenda für den persönlichen Aufbau durcheinander. Trotzdem ging sie an den Inspiration Games Anfang Juli im Letzigrund an den Start.
Höhepunkte im September
Ihr gefiel die Idee einer improvisierte Alternative für das abgesagte Meeting Weltklasse Zürich. «Ich fand es schön, dass sie etwas auf die Beine gestellt haben. Sie haben etwas gewagt und es durchgezogen», sagt Kambundji, die damals auf der ungewöhnlich die Distanz von 150 Metern an den Start ging. «Ich habe es trotzdem sehr geschätzt – und ich wollte etwas zurückgeben.» Seither folgt sie weiter den geplanten Aufbau, zuerst mit dem Fokus auf die 200 Meter und dann auf die 100 Meter.
Schweren Herzens musste sie deshalb auch ihrem Heimrennen, den Citius Champs im Wankdorf, fernbleiben. «Leider war es noch zu früh. Mit meinem Team habe ich Ende April entschieden, dass ich erst im August über 100m laufen werde», sagt Kambundji und freut sich dafür umso mehr auf die Highlights im September, wo sie an der SM in Basel und dem Gala dei Castelli in Bellinzona voll ans Limit kann – in beiden Disziplinen.