Olympiasiegerin verliert die Geduld
Hochspringerin Lassizkene greift IOC-Bach frontal an

Seit Wochen dürfen russische Sportgrössen in diversen Sportarten keine internationalen Wettkämpfe bestreiten. Sie verlieren nun langsam aber sicher die Geduld. So etwa die Hochsprung-Olympiasiegerin Marija Lassizkene (29).
Publiziert: 08.07.2022 um 20:08 Uhr
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Die Hochspringerin hat genug von den Sanktionen gegen die russischen Athletinnen und Athleten.
Foto: Getty Images

Die Olympiasiegerin und dreifache Weltmeisterin Marija Lassizkene (29) hat genug. In einem offenen Brief stellt die Russin IOC-Präsident Thomas Bach (68) aufgrund des Ausschlusses von Athletinnen und Athleten in diversen Sportarten heftig an den Pranger.

Zu Beginn des Briefes stellt sie sich vor: «Ich weiss nicht, ob Sie mich kennen, weil ich aufgrund Ihrer Statements das Gefühl habe, dass Sie sich näher zur Politik und weg von den Athleten und vom Elite-Sport bewegen.» Er müsse sie aber kennen, denn er habe 2016 weggeschaut, als sie für die Olympischen Spiele in Rio im Rahmen der Doping-Affäre Russlands gesperrt wurde, weil sie «in Russland geboren wurde».

Ausschluss als «einfachste Lösung» für Bach

In ihrem Brief wirft sie Bach drei Zitate an den Kopf, die er selbst äusserte. Eines davon: «Die Rechte aller, die den Krieg nicht unterstützen, müssen respektiert werden, unter unseren Regeln und den Regeln des internationalen Rechts.»

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Lassizkene positioniert sich klar gegen den Krieg: «Ich weiss nicht, was ich meinen Kolleginnen sagen oder wie ich ihnen in die Augen schauen soll. Sie und ihre Freunde und Verwandten erleben, was kein Mensch je fühlen sollte.» Starten darf sie aktuell trotzdem nirgends.

Doch anstatt sich die Meinungen der russischen Sportlerinnen und Sportler anzuhören, habe das IOC den Sportverbänden geraten, einfach alle auszuschliessen. «Wenn Sie wirklich um das Schicksal der Athleten besorgt wären, würden Sie nicht verlangen, dass sie öffentlich sprechen müssen. Sie entschieden sich für die einfachste Lösung», poltert die 29-Jährige weiter.

Der Ausschluss von Russen – eine schwierige Angelegenheit

Sportverbände wie die Uefa, die FIS oder World Athletics haben sämtliche russische Teams und/oder Athletinnen und Athleten von internationalen Wettkämpfen ausgeschlossen. Diese Handhabung ist juristisch allerdings äusserst knifflig. Denn im europäischen Sport gibt es keine gesetzliche Grundlagen für solche Fälle.

Da es in Europa in den letzten Jahrzehnten keinen Krieg von solchem Ausmass gab, wurden keine Gesetze ausgearbeitet, wie Sportverbände in einem Kriegsfall handeln sollten. Das heisst, dass nun jeder Fall ein Präzedenzfall ist. So muss der Internationale Sportgerichtshof (CAS) erst rechtliche Grundlagen schaffen, was allerdings dauern dürfte. Aktuell beschäftigt er sich mit den Sanktionen der Fifa und der Uefa, noch im Juli soll es zu Anhörungen kommen. Die Klubs durften im Frühling aus dem Verkehr gezogen werden werden, weil es sich dabei um sogenannte «superprovisorische Sperren» handelte.

Unter Experten deutet vieles darauf hin, dass es zum Kompromiss kommen wird, welcher jetzt schon teilweise eingesetzt wird. So sollen Athletinnen und Athleten einer kriegstreibenden Nation unter neutraler Flagge starten. Die Tennis-Verbände ATP und WTA haben dies während den Turnieren seit dem Einmarsch der Russen in der Ukraine beispielsweise so gehandhabt. Dadurch soll ihnen die Nationalvertretung und der Nationalstolz genommen werden. Kritiker sagen allerdings, dass viele der Sportlerinnen und Sportler nur aufgrund russischer Fördermassnahmen den Profi-Status erlangt haben und die Neutralität nur «Augenwischerei» wäre.

Sportverbände wie die Uefa, die FIS oder World Athletics haben sämtliche russische Teams und/oder Athletinnen und Athleten von internationalen Wettkämpfen ausgeschlossen. Diese Handhabung ist juristisch allerdings äusserst knifflig. Denn im europäischen Sport gibt es keine gesetzliche Grundlagen für solche Fälle.

Da es in Europa in den letzten Jahrzehnten keinen Krieg von solchem Ausmass gab, wurden keine Gesetze ausgearbeitet, wie Sportverbände in einem Kriegsfall handeln sollten. Das heisst, dass nun jeder Fall ein Präzedenzfall ist. So muss der Internationale Sportgerichtshof (CAS) erst rechtliche Grundlagen schaffen, was allerdings dauern dürfte. Aktuell beschäftigt er sich mit den Sanktionen der Fifa und der Uefa, noch im Juli soll es zu Anhörungen kommen. Die Klubs durften im Frühling aus dem Verkehr gezogen werden werden, weil es sich dabei um sogenannte «superprovisorische Sperren» handelte.

Unter Experten deutet vieles darauf hin, dass es zum Kompromiss kommen wird, welcher jetzt schon teilweise eingesetzt wird. So sollen Athletinnen und Athleten einer kriegstreibenden Nation unter neutraler Flagge starten. Die Tennis-Verbände ATP und WTA haben dies während den Turnieren seit dem Einmarsch der Russen in der Ukraine beispielsweise so gehandhabt. Dadurch soll ihnen die Nationalvertretung und der Nationalstolz genommen werden. Kritiker sagen allerdings, dass viele der Sportlerinnen und Sportler nur aufgrund russischer Fördermassnahmen den Profi-Status erlangt haben und die Neutralität nur «Augenwischerei» wäre.

«Sie besitzen nicht die Würde»

Sie spricht sich überhaupt dafür aus, dass auf Flaggen und Nationalhymnen verzichtet werden soll: «Fans lieben die Athleten nicht wegen ihrer Nationalität, sondern aufgrund ihrer Leistungen.» Was Bach gemacht hat, habe den Krieg nicht gestoppt, sondern einen weiteren entfacht.

Auch die Schlussworte haben es dann nochmals in sich: «Ich habe keine Zweifel, dass Sie nicht den Mut und die Würde besitzen, die Sanktionen aufzuheben. Denn dann müssten Sie zugeben, dass Sie all diese Monate gegen die IOC-Charta verstossen haben.» (che)

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