Am Freitag in Belgrad gelingt Mujinga Kambundji (29) die grosse Sensation. Die Bernerin macht sich an der Hallen-WM zur Weltmeisterin über 60 m und zur viertschnellsten Frau der Geschichte. Völlig verrückt.
Bemerkenswertes trägt sich vor dem WM-Final zu. Kambundji-Coach Adrian Rothenbühler greift in die Trickkiste. Nach wenig begeisternden Leistungen im Vorlauf und im Halbfinal mit Problemen beim Start schnappt er sich seine Athletin. «Ich habe ihr gesagt, dass sie ihr Löwinnenherz zeigen muss», sagt Rothenbühler. Motto: «Jetzt ist fertig diskutiert, du hast es in den Beinen, hau es einfach auf die Bahn.»
Keine Start-Übungen? Kein Problem!
Gar nicht so simpel. «Es ist einfacher, bloss technische Hinweise zu geben, als eine Stimmung zu kreieren. Aber manchmal muss man etwas anders machen als normal.»
Wie wichtig in diesem Moment die emotionale Ebene ist, zeigt sein Start-Kniff: Rothenbühler rät Kambundji, im Warmup auf Übungen im Startblock zu verzichten – obwohl sie dort in den Vorläufen am meisten liegen liess. «Wir vertrauen uns, sind eingespielt», sagt Kambundji. «Vor fünf, sechs Jahren hätte ich vielleicht trotzdem darauf bestanden, aus dem Startblock zu gehen.»
Ein Puzzleteil, aber vielleicht ein wichtiges
Am Freitag tut sie das nicht. Die Konsequenz? Kambundji startet im Final sensationell, ist von Beginn an am Drücker. «Es ist aufgegangen», so der Trainer. «Zum Glück. Sonst würde ich mich jetzt hinterfragen.» Es ist bloss ein Puzzleteil, aber eines, das vielleicht entscheidend mitgeholfen hat.
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Eine andere Frage darf er sich nun stattdessen gefallen lassen: Wie schnell wird die Bernerin nun im Sommer erst sein? «Sie kann schneller laufen als im letzten Jahr.» Da lief sie 10,94 (100 m) und 22,26 (200 m). «Bleibt sie gesund, wird sie sicher im gleichen Leistungsbereich sein wie letzten Sommer. Wenn sie es dann zusammensetzt wie am Freitag, kann sie unter 10,90 laufen. Das wäre fantastisch.»
Es wäre der nächste Sprung. Und eine Ansage im Kampf um die Medaillen bei WM und EM.