«Muss ihn nicht hassen, um ihn zu besiegen»
Grösster Rivale spricht über seine Beziehung zu Ehammer

Miltiadis Tentoglou und Simon Ehammer stehen beim Diamond-League-Final vor ihrem sechsten und letzten Weitsprung-Duell des Jahres. Der Olympiasieger war jedes Mal ein paar Zentimeter besser. Wer ist dieser Grieche, der dem Appenzeller das Leben schwer macht?
Publiziert: 13.09.2024 um 10:10 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2024 um 10:18 Uhr
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Zwei auf einer Wellenlänge: Die Weitsprung-Konkurrenten Simon Ehammer (l.) und Miltiadis Tentoglou (r., an der EM 2022 in München) verstehen sich trotz Rivalität gut.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Tentoglou und Ehammer sind gute Freunde und Rivalen
  • Tentoglou gewann alle fünf Begegnungen gegen Ehammer 2023
  • In Brüssel geht es um 30'000 Euro Preisgeld
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Dieses Duo könnte kaum unterschiedlicher sein. Der eine still und scheu, der andere forsch und offen. Dennoch sagt Miltiadis Tentoglou (26) über Simon Ehammer (24): «Wir sind gute Freunde. Doch ich gebe mir immer alle Mühe, nicht gegen ihn zu verlieren. Er ist ja Zehnkämpfer!»

Eine Niederlage gegen einen Zehnkämpfer? Diese Schmach braucht Weitsprung-Spezialist Tentoglou dann doch nicht. Und das ist dem Dominator dieses Jahr zum Leidwesen der Schweizer Leichtathletik-Fans hervorragend gelungen. Bei allen fünf Begegnungen übertrumpfte Tentoglou Rivale Ehammer, allen voran an der EM in Rom (Erster und Dritter) und an Olympia in Paris (Erster und Vierter).

Ehammer schrieb mit Finalsieg 2023 Schweizer Geschichte

Jetzt folgt noch Duell Nummer 6. Tentoglou hat sich als Erster für den Diamond-League-Final in Brüssel (Freitag, 20.00 Uhr live SRF2) qualifiziert, Ehammer als Zweiter. Der Appenzeller schrieb vor einem Jahr Geschichte, als er den Final gewann und so als erster Schweizer den Diamanten abräumte. Doch damals fehlte der Weitsprung-Zeus – nicht gerade unwahrscheinlich, dass der zweifache Olympiasieger nun in Brüssel zurückschlägt.

Herr Tentoglou, sind sie Ehammers Alptraum? Der Grieche lacht, als ihm Blick beim Interview letzte Woche vor Weltklasse Zürich diese These präsentiert. Er erscheint mit seiner Freundin und seinem Manager in der Lobby des Zürcher Athletenhotels, bestellt einen Cappuccino und sagt: «Ich hoffe nicht, dass ich von irgendjemanden der Alptraum bin. Ich halte nichts davon, dass es unter Sportlern eine gegenseitige Abneigung geben soll. Ich muss niemanden hassen, um ihn zu besiegen.»

Tentoglou spricht ruhig und überlegt, trotz einwandfreier Kenntnisse entschuldigt er sich für sein Englisch. Sein Deutsch sei aber noch mehr eingerostet. Deutsch? Sein Vater betreibt seit vielen Jahren in Niedernhausen bei Frankfurt ein Restaurant. «Viele Familienmitglieder leben in Deutschland, auch mein Grossvater», schildert Tentoglou. Klein-Miltiadis wächst in der nordgriechischen Stadt Grevena bei der Mutter auf, macht aber jedes Jahr Ferien beim Vater in Deutschland.

Mit Sport hat niemand in seiner Familie etwas am Hut. Jetzt ist er mit zweimal Olympia-Gold der erfolgreichste Leichtathletik-Grieche der Geschichte. Am Anfang des Weitsprung-Märchens steht der Zufall. Tentoglou betreibt als Teenager die wilde, urbane Disziplin Parkour – das sind die Verrückten, die Hauswände hocheilen, sich von Dächern hangeln oder mit Saltis über Hindernisse hinweg springen.

In Athen geht Tentoglou dem Rummel aus dem Weg

So turnte Tentoglou eines Tages beim Stadion seiner Heimatstadt in Parkour-Manier herum. «Vangelis Paparnikos, er arbeitet noch heute dort als Trainer, hat mich aufgefordert, meine Sprungkraft doch mal beim Weitsprung zu testen.» Der Rest ist Geschichte.

Heute wohnt der griechische Superstar in Athen, wo er trainiert. Tentoglou lebt zurückgezogen, wie er versichert. «Ich bin auch privat ein ruhiger Typ. Ich rede nicht viel und mag auch keine grossen Menschenmassen.»

Mujinga Kambundji verzichtet auf Brüssel

Saisonfinal der Diamond League in Brüssel – neben Simon Ehammer im Weitsprung sind auch Angelica Moser und Dominic Lobalu dabei. Die Zürcher Stabhochsprung-Europameisterin startet am Samstag. Lobalu ist wie Ehammer am Freitag im Einsatz, der Europameister über 10'000 Meter geht wiedergenesen von seiner Corona-Infektion über 5000 Meter ins Rennen.

Eigentlich wäre auch Mujinga Kambundji für den Final startberechtigt gewesen. Das über 200 Meter. Aber nach der langen Saison verzichtet die Bernerin auf die Reise nach Belgien. (md)

Saisonfinal der Diamond League in Brüssel – neben Simon Ehammer im Weitsprung sind auch Angelica Moser und Dominic Lobalu dabei. Die Zürcher Stabhochsprung-Europameisterin startet am Samstag. Lobalu ist wie Ehammer am Freitag im Einsatz, der Europameister über 10'000 Meter geht wiedergenesen von seiner Corona-Infektion über 5000 Meter ins Rennen.

Eigentlich wäre auch Mujinga Kambundji für den Final startberechtigt gewesen. Das über 200 Meter. Aber nach der langen Saison verzichtet die Bernerin auf die Reise nach Belgien. (md)

Doch wenn sich Tentoglou in der Öffentlichkeit zeigt, gehts rund. «Dann fragen alle für Selfies und Autogramme. Wir sind ein kleines Land und dieses Mal war ich der einzige Olympiasieger (Griechenland holte wie die Schweiz acht Medaillen, d.Red.)», sagt er über seine enorme Popularität, die ihm einige hochdotierte Werbeverträge einbrachte.

Dazu schenken auch seine Siege ein. Für Paris-Gold gabs alleine 90'000 Euro vom griechischen Staat, dazu die 50'000-Euro-Prämie vom Weltverband. «In der Sandgrube sinds wenige Zentimeter, die zwischen Rang 1 und 5 entscheiden. Doch finanziell macht es sehr viel aus», sagt Tentoglou. Auch in Brüssel gehts um viel Kohle. 30’000 Euro für den Sieger. Geht auch diese Prämie nach Athen oder wie letztes Jahr doch an Ehammer?

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