So feiert Teufen seinen Zehnkampf-Silberhelden Ehammer
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Appenzeller aus dem Häuschen:So feiert Teufen seinen Zehnkampf-Silberhelden Ehammer

Mit neuem Schweizer Rekord
Ehammer leidet sich zu Zehnkampf-Silber

Simon Ehammer holt im EM-Zehnkampf Silber. Erst auf den letzten 1500 Metern muss er sich Niklas Kaul geschlagen geben. Er darf sich mit einem neuen Rekord trösten.
Publiziert: 17.08.2022 um 00:35 Uhr
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Aktualisiert: 17.08.2022 um 15:16 Uhr
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Simon Ehammer hat in München eine richtige Euphorie entfacht.
Foto: imago/MIS
Emanuel Gisi aus München

Fünf Stunden hat er geschlafen, trotzdem ist Simon Ehammer (22) am Dienstagmorgen hellwach. Schon fast ein bisschen zu wach: Beim Hürdensprint zu Beginn des Wettkampftages geht er als Erster aus dem Startblock. Sechs Hundertstel zu früh – Fehlstart!

Doch dann behält er die Nerven. Über die Hürden läuft er der Konkurrenz davon, obwohl es neben ihm hektisch wird, als der Deutsche Arthur Abele wegen eines weiteren Fehlstarts aus dem Rennen genommen wird. «Es war heiss, wir standen lange da», sagt Ehammer später. «Darum habe ich nicht ganz alles ausreizen können. Es wird irgendwann zum Nervenspiel, wenn du weisst, dass du nicht auch noch einmal zu früh starten darfst.»

Vier Disziplinen gewinnt er, einmal wird er Zweiter

Und auch als er kurz darauf beim Diskus nicht wie gewünscht in die Gänge kommt («Da habe ich die Medaillen kurz aus den Augen verloren»), bleibt er trotz Tränen fokussiert: Im Stabhochsprung setzt er das dickste Ausrufezeichen des Tages, als er 5,20 m überspringt. Neue persönliche Bestleistung! Damit ist am Mittag so gut wie sicher: Ehammer wird einen neuen Schweizer Rekord aufstellen, sich der 8500er-Marke nähern. Insgesamt vier Disziplinen gewinnt er, im Hochsprung landet er auf Rang 2. Die grosse Frage: Reicht es für Gold? «Es geht noch lange», sagt er nach acht von zehn Disziplinen. «Der Abend kommt erst.»

«Bei Ehammer darf man nicht von verlorenem Gold sprechen»
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Blick-Gisi schätzt ein:«Bei Ehammer darf man nicht von verlorenem Gold sprechen»

Der Abend kommt in der Tat und vor allem kommen die Disziplinen von Niklas Kaul (24). Der Weltmeister von 2019 zeigt zügig, dass er die Sache an der Heim-EM noch längst nicht abgeschrieben hat: Auf über 76 m peitscht er den Speer, das Olympiastadion tobt – klare Bestweite, Saisonbestleistung, und vor allem rückt der Mainzer Ehammer so richtig auf die Pelle.

Ehammer muss Kaul über 1500m ziehen lassen – Silber!
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Showdown bei letzter Disziplin:Ehammer muss Kaul über 1500m ziehen lassen – Silber!

Der bleibt mit seinem Speer auf 53,46 m stecken und unterstreicht damit die Schwächen, die er noch hat: die Wurfdisziplinen. Auch beim Kugelstossen und mit dem Diskus bleibt er hinter der eigenen Bestmarke zurück.

Kaul läuft entfesselt zu Gold

Das bedeutet: Ehammer muss leiden. Er, der seit Tag 1 und Disziplin 1 in Führung liegt, weiss: Er darf im ungeliebten 1500er zum Abschluss nicht allzu viel Zeit auf Kaul verlieren, sonst ist Gold weg. Das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Kaul läuft wie entfesselt, 4:10,06, so schnell wie noch nie in seiner Karriere. Ehammer ist für seine Verhältnisse ordentlich unterwegs, aber für den Gold-Coup reicht das nicht, die 8468 Punkte bedeuten Silber – und Schweizer Rekord.

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Es bleibt eine grosse Leistung. Und man braucht kein Prophet zu sein, wenn man sich festlegt: Es wird nicht sein letztes Edelmetall an einem Grossanlass bleiben. «Ein grosser Traum ist in Erfüllung gegangen», sagt Ehammer.

«Da läuft man nicht mehr total tiefenentspannt»

Dass er ganz am Schluss noch abgefangen wurde, darüber grämt er sich nicht. «Im 1500er konnte ich zeigen, dass ich ein Kämpfer bin, dass ich eine gute Mentalität habe», sagt er zu seinem Lauf. Aber der Abend sei nicht einfach gewesen. «Da versaue ich den Speer, dann sitze ich im Pausenraum und sehe, wie Kaul den Speer 76 Meter wirft. Da läuft man den 1500er dann auch nicht mehr total tiefenentspannt. Oder dass man sagt: ‹Dann laufe ich halt schneller.›»

Um Ehammers irre Leistungsfähigkeit noch herauszustreichen: Im parallel laufenden Weitsprung hätte er mit seinen 8,31 m vom Zehnkampf-Montag ebenfalls Silber gewonnen. Weil Olympiasieger Miltiadis Tentoglou aber 8,52 m springt, ist er nun aber als Jahresbester entthrohnt.

In Zürich und Lausanne wird er dieses Jahr noch im Weitsprung starten. Und die kurzfristigen Pläne? «Jetzt muss ich als erstes zur Doping-Kontrolle. Ich hoffe, ich kann bald schiffen», lacht er. «Und dann wird noch ein bisschen gefeiert, mal sehen, ob wir ins Hotel oder in den Olympiapark gehen. Aber es wird sicher noch angestossen heute Nacht.»

Die Zehnkampf-Resultate von Ehammer an der EM

1. Disziplin: 100 m
10.56 Sekunden (1. Platz)

2. Disziplin: Weitsprung
8.31 Meter (1. Platz)

3. Disziplin: Kugelstossen
14,24 Meter (13. Platz)

4. Disziplin: Hochsprung
2,08 Meter (2. Platz)

5. Disziplin: 400 m
47,40 Sekunden (1. Platz)

6. Disziplin: 110 m Hürden
13,75 Sekunden (1. Platz)

7. Disziplin: Diskuswurf
34,92 Meter (17. Platz)

8. Disziplin: Stabhochsprung
5.20 Meter (3. Platz)

9. Disziplin: Speerwurf
53,46 Meter (15. Platz)

10. Disziplin: 1500 Meter
4:48,72 Minuten (15. Platz)

1. Disziplin: 100 m
10.56 Sekunden (1. Platz)

2. Disziplin: Weitsprung
8.31 Meter (1. Platz)

3. Disziplin: Kugelstossen
14,24 Meter (13. Platz)

4. Disziplin: Hochsprung
2,08 Meter (2. Platz)

5. Disziplin: 400 m
47,40 Sekunden (1. Platz)

6. Disziplin: 110 m Hürden
13,75 Sekunden (1. Platz)

7. Disziplin: Diskuswurf
34,92 Meter (17. Platz)

8. Disziplin: Stabhochsprung
5.20 Meter (3. Platz)

9. Disziplin: Speerwurf
53,46 Meter (15. Platz)

10. Disziplin: 1500 Meter
4:48,72 Minuten (15. Platz)

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