Sie ist 28 Jahre alt, erstmals seit sieben Jahren lief sie diesen Sommer die 100 m Hürden wieder unter 13 Sekunden. An WM und EM sprintete sie in den Halbfinal, die lange Leidenszeit mit einer Reihe von schweren Verletzungen schien weit weg.
Die Frau, die bereits 2015 mit 21 WM-Sechste wurde und dieses Versprechen danach lange nicht einlösen konnte, war endlich zurück. Doch nun zieht Noemi Zbären den Stecker: Die Emmentalerin beendet die Karriere – und wird Chefin ihrer eigenen Firma.
Was überraschend klingt, war von langer Hand geplant. Schon vor der Saison sagte sie sich: «Ich gebe mir noch ein Jahr. Jetzt ist es viel besser herausgekommen, als ich mir hätte träumen lassen.» So gut, dass sie sogar kurz noch einmal ins Zweifeln gekommen ist. «Klar habe ich mich kurz gefragt: Warum hörst du ausgerechnet jetzt auf?» Aber am Ende sei es gut so. «So, dass ich mit einem Lächeln im Gesicht an mein letztes Jahr zurückdenken kann.» Zbären geht zu ihren eigenen Bedingungen und nicht, weil der Körper nicht mehr mitmacht.
Chefsessel statt Hürdentraining
Stattdessen sitzt die studierte Immunologin nun im Chefsessel. Mit zwei Berner Professoren hat sie im Sommer die Firma Atanis Biotech gegründet, die ein Diagnostikverfahren für Allergien anbietet. Vereinfacht gesagt sollen dank Zbären und ihren Kollegen Allergie-Tests künftig nicht mehr über die Haut, sondern im Teströhrchen durchgeführt werden können. Bevor das Business so richtig durchstarten kann, muss sich die Ex-Leichtathletin allerdings noch gedulden: Die Zertifizierung steht noch aus, bis dahin werden etwas kleinere Brötchen gebacken.
Viel zu tun gibts trotzdem. «Ich bin die Geschäftsführerin, arbeite weiterhin im Labor, pflege ausserdem Kundenkontakte», beschreibt Zbären ihren Job. Bisher machte sie das alles neben dem Sport, kein Wunder, dass sich die Bernerin auf die ersten richtigen Ferien seit langer Zeit freut. «Früher sind die Ferien immer für den Sport draufgegangen», sagt sie. Ohne wirds aber auch in Zukunft nicht gehen. «Das liegt nicht in meiner Natur, die Freude an der Bewegung gehört zu mir. Ich habe mit meinem Kraftcoach jetzt schon abgemacht, dass ich auch in Zukunft regelmässig kommen werde. Und vielleicht mache ich auch künftig Hügelläufe – freiwillig.»