Läufer Lobalu darf an der WM nicht starten
«Er kennt es nicht anders: Wieder liegen ihm Steine im Weg»

Dominic Lobalu hoffte darauf, auch ohne Pass bei der WM in Budapest für die Schweiz starten zu dürfen. Doch der Leichtathletik-Weltverband kann sich einfach nicht festlegen. Nun scheint es zu spät.
Publiziert: 09.08.2023 um 18:37 Uhr
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Hier jubelte er: Dominic Lobalu bei seinem Sieg über 3000 m in Luzern.
Foto: keystone-sda.ch
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Emanuel GisiSportchef

Im vergangenen Jahr sorgte Läufer Dominic Lobalu (24) mit seinen Leistungen für Aufsehen in der Leichtathletik-Welt.

Mindestens so gross wie das Erstaunen über seinen Sprung an die Weltspitze ist die Anteilnahme an seinem Schicksal: Im Südsudan geboren, kam er nach langer Odyssee vor vier Jahren in die Schweiz. Während er in der Diamond League schon gestartet ist (und gewonnen hat), ist der Spezialist für 3000 und 5000 m bei Olympia und Weltmeisterschaften nicht startberechtigt – er hat keinen Schweizer Pass und für den Südsudan kann er ebenfalls nicht starten. Ein Weltklasse-Mann darf auf der Weltbühne nicht glänzen – ohne, dass er etwas dafür kann.

Immer noch kein Entscheid – aber die Meldefrist ist abgelaufen

Das wird auch so bleiben. Denn seit wenigen Tagen ist klar: Der Leichtathletik-Weltverband hat das Gesuch des Schweizer Verbandes um eine Startbewilligung für Lobalu nicht rechtzeitig vor Meldeschluss für die WM in Budapest (ab 19. August) behandelt – obwohl die Schweizer weit vor der empfohlenen Minimalfrist von drei Monaten an World Athletics herangetreten waren. Das Nationality Review Panel hat einfach noch nicht entschieden.

«Ich bedaure es, dass seit der Einreichung des Gesuchs vor mehr als vier Monaten noch immer kein Entscheid vorliegt», sagt Lobalus Trainer Markus Hagmann. «Leid tut es mir vor allem für Dominic. Obwohl er in den vergangenen Jahren viel Schönes in der Schweiz erleben durfte und sich sportlich zu Recht Hoffnungen auf einen WM-Start gemacht hat, kennt er es nicht anders: Wieder liegen ihm Steine im Weg.»

Lobalu sagt: «Wenn ich starten kann, will ich bereit sein»

Lobalu hat in seinem Leben schon viel grösseres Leid erlebt und erfahren. Vielleicht klingt er darum gelassen, wenn er sagt: «Ich habe mich in den letzten Wochen und Monaten auf das konzentriert, was ich beeinflussen kann. Der Entscheid liegt nicht in meinen Händen. Das muss ich akzeptieren und weitertrainieren. Denn wenn ich international starten kann, will ich bereit sein.»

Auch beim Schweizer Verband ist man frustriert. «Ich bin enttäuscht von World Athletics», sagt Präsident Christoph Seiler. «Der Weltverband hat uns und dem Athleten den Weg vorgezeichnet, aber entscheidet jetzt nicht. Dies ist nicht im Sinne des Sports.» Und er betont: «Gleichzeitig muss ich sagen: Es tut uns vor allem Leid für Dominic. Er ist der Leidtragende in dieser Geschichte.»

Es sieht also aus, als ob Lobalu wieder einmal bei einem Grossanlass nur Zuschauer sein wird. Auch wenn man beim Schweizer Verband selbstverständlich bis zur allerletzten Minute hofft – und ihn dem Vernehmen nach sofort mit einer Sondergenehmigung fürs 5000-m-Rennen nachnominieren würde.

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