Im April angesteckt
Sprint-Rakete Del Ponte kämpft immer noch mit Corona

Sprint-Shootingstar Ajla Del Ponte eröffnet am Sonntag in Grossbritannien ihre Outdoor-Saison. Nach ihrer Corona-Infektion steht allerdings noch ein dickes Fragezeichen hinter ihrer Leistungsfähigkeit.
Publiziert: 22.05.2021 um 10:58 Uhr
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Ajla Del Ponte legte eine bärenstarke Saison 2020 auf die Bahn.
Foto: freshfocus
Emanuel Gisi

Ajla Del Ponte (24) ist bei den ganz Grossen angekommen. Am Diamond-League-Meeting in Gateshead (Gb) am Sonntag (20 Uhr, SRF info live) startet die Tessinerin gegen die Crème de la Crème der 100-m-Szene: Von Shelly-Ann Fraser-Pryce über Sha'Carri Richardson bis zu Marie-Josée Ta Lou und Dina Asher-Smith – es tritt alles an, was Rang und Namen hat. «Eine Besetzung wie in einem Olympiafinal», sagt ihr Trainer Laurent Meuwly.

Eine Bestätigung für den neuen Status der Hallen-Europameisterin über 60 m. Und gleichzeitig eine Reise ins Ungewisse: Denn Del Ponte kämpft immer noch mit den Folgen ihrer Corona-Erkrankung.

Im Trainingslager angesteckt, einen Monat lang gelitten

Im April steckte sie sich im Trainingslager in Belek (Türkei) an, musste sich im Hotelzimmer isolieren, dort allein trainieren. Anfang Mai verpasste sie darum die Staffel-WM, musste aussetzen. «Es war eine komplizierte Zeit», sagt sie. Zwar schien sie die Erkrankung selber nicht allzu heftig erwischt zu haben. Aber die Folgen ziehen sich länger hin, als es die Athletin und ihr Trainer erwartet hatten. «Der Körper hat sich in den letzten Wochen jeden Tag anders angefühlt», sagt Del Ponte. «Sie hatte Mühe, sich zu erholen», sagt Meuwly, «und musste viel mehr Pausen machen.»

Erst am vergangenen Sonntag reiste sie wieder nach Holland zur Trainingsgruppe ihres Coaches, am Mittwoch bestritt sie erstmals wieder Start-Trainings. «Ich bin zufrieden, ich merke, dass es mir besser geht. Aber ich muss rational bleiben: Ich kann von meinem Körper nicht erwarten, dass ich sofort eine Zeit in der Nähe von 11 Sekunden laufe.»

Wann ist Del Ponte wieder bei 100 Prozent?

Mit zwei bis drei Wochen rechnet der Trainer noch, bis Del Ponte wieder voll auf Touren ist. «Sie ist noch nicht wieder ganz da, wo sie in Belek war. Aber wir merken, dass es von Tag zu Tag besser wird.»

Logisch also, dass Zeit und Platzierung für die Tessinerin am Sonntagabend nicht der alles entscheidende Faktor sind. Eine Finalqualifikation wäre bereits ein Erfolg. Wenn sich Start, Schrittlänge, Frequenz, Beschleunigung in der zweiten Hälfte einigermassen natürlich anfühlen, gehts in die richtige Richtung.

Kommts in Doha zum Duell mit Mujinga Kambundji?

So oder so gehts Schlag auf Schlag: Am 28. Mai steigt in Doha das nächste Diamond-League-Meeting. Dort könnte es erstmals seit Del Pontes kometenhaftem Aufstieg zum grossen Duell der beiden grossen Schweizer Sprint-Aushängeschilder kommen: Mujinga Kambundji hält sich die Option Doha noch offen. Zuletzt ging die Tendenz bei der ausgezeichnet in die Saison gestarteten Bernerin allerdings eher in Richtung Verzicht, der definitive Entscheid fällt Anfang Woche.

Die Top-Verfassung muss Del Ponte aber auch bei einem möglichen Lauf gegen Kambundji noch nicht parat haben. Die muss erst in Richtung Olympia in Tokio in zwei Monaten da sein. «Es wäre nicht einfach, das Level jetzt den ganzen Sommer über zu halten», sagt Meuwly. Wer weiss, vielleicht wird der verspätete Formaufbau am Schluss sogar zum Glücksfall.

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