Fertig Ami-Experiment
Joseph macht mit Star-Coach Schluss

Nach zwei Jahren bei Trainer-Guru Rana Reider setzt das Schweizer Hürden-Juwel Jason Joseph wieder auf einheimisches Schaffen: Die Baslerin Claudine Müller übernimmt als Trainerin.
Publiziert: 29.11.2022 um 20:05 Uhr
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Jason Joseph (l.) will nächste Saison wieder die Spitze angreifen.
Foto: keystone-sda.ch
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Emanuel GisiSportchef

Jason Joseph (24) brauchte eine Pause. «Fünf Wochen lang wollte ich nichts mehr wissen von Leichtathletik», sagt der schnellste Schweizer Hürdensprinter. Nach einer Saison, in der er an WM und EM seine Ziele verpasste, war die Enttäuschung gross. Er musste über die Bücher gehen.

Mittlerweile ist klar, was dabei herausgekommen ist: Joseph macht Schluss mit Trainer-Guru Rana Reider. Der US-Sprintcoach von Weltrang hatte den Schweizer Rekordhalter über 110 m Hürden während der letzten beiden Jahre unter seinen Fittichen, Joseph trainierte jeweils monatelang in dessen Camp in Florida, teilte mit Top-Stars wie Andre De Grasse und Omar McLeod den Trainingsplatz. Nur: Auf Touren kam er nie. Lief er vor einem Jahr nach sehr harzigem Saisonstart immerhin noch einen neuen Landesrekord, machte er 2022 leistungsmässig keine Fortschritte mehr.

Für den US-Guru übernimmt eine Baslerin

Darum hat Joseph jetzt eine neue Chefin: Claudine Müller. Eine Frau, die ihn bestens kennt. Sie trainierte ihn bereits vor dem Abstecher nach Florida und blieb auch in den beiden Jahren bei Reider an Josephs Seite – wenn er in Basel trainierte, betreute sie ihn weiter.

Nun ist sie wieder die, die seine Trainingspläne zusammenstellt. «Ich habe in den zwei Jahren ganz deutlich gemerkt, dass ich mich zu 100 Prozent auf sie verlassen kann», sagt Joseph über sie. Mit Ditaji Kambundji (20) stösst eine weitere extrem talentierte Hürden-Sprinterin zu Müllers Basler Trainingsgruppe.

Olympiasieger gehen auch nicht immer früh ins Bett

War der Wechsel nach Florida im Nachhinein ein Fehler? «Es war eine super Erfahrung. Die Zeit in den USA hat mich menschlich weitergebracht», sagt er. «Ich wäre nicht dort, wo ich jetzt stehe, wenn ich den Schritt nicht gemacht hätte.» So hat er noch einmal an Lockerheit dazugewonnen. Er habe nämlich eines gelernt: «Olympiasieger sind auch nur Menschen. Die essen auch einmal etwas, das vielleicht nicht im Ernährungsplan steht, und gehen nicht immer früh ins Bett.»

Reider: Keine unbeaufsichtigten Trainings mehr

Weil ihm in mehreren Fällen sexuelle Übergriffe vorgeworfen werden, läuft gegen US-Trainer-Guru Rana Reider weiterhin eine Untersuchung durch das «US Centre for SafeSport». Im Moment darf der Star-Coach laut der Datenbank der Organisation seit September keine unbeaufsichtigten Trainings leiten. Ausserdem wurde ihm ein Kontaktverbot zu gewissen Personen auferlegt. Abgeschlossen ist die Untersuchung, die seit einem Jahr andauert, aber immer noch nicht.«Dies sind heikle Angelegenheiten, die sorgfältig gehandhabt werden müssen», erklärt «SafeSport» gegenüber der «BBC». «Deshalb sind vorübergehende Massnahmen ein wichtiges Instrument, um die Teilnehmer zu schützen, während das Zentrum seine Arbeit erledigt.» Weitere Angaben würden derzeit nicht gemacht.

Weil ihm in mehreren Fällen sexuelle Übergriffe vorgeworfen werden, läuft gegen US-Trainer-Guru Rana Reider weiterhin eine Untersuchung durch das «US Centre for SafeSport». Im Moment darf der Star-Coach laut der Datenbank der Organisation seit September keine unbeaufsichtigten Trainings leiten. Ausserdem wurde ihm ein Kontaktverbot zu gewissen Personen auferlegt. Abgeschlossen ist die Untersuchung, die seit einem Jahr andauert, aber immer noch nicht.«Dies sind heikle Angelegenheiten, die sorgfältig gehandhabt werden müssen», erklärt «SafeSport» gegenüber der «BBC». «Deshalb sind vorübergehende Massnahmen ein wichtiges Instrument, um die Teilnehmer zu schützen, während das Zentrum seine Arbeit erledigt.» Weitere Angaben würden derzeit nicht gemacht.

Über Reider verliert er kein schlechtes Wort. «Er hat sich mir gegenüber immer äusserst korrekt verhalten.» Er wolle auch nicht ausschliessen, dass er dereinst wieder mit ihm zusammenarbeite. Aber für den Moment ist Reiders Trainingsgruppe nichts für ihn. «Es hat dort so viele verschiedene Athleten, die alle unterschiedlich sind, die alle eigene Bedürfnisse haben. Ich muss meinen eigenen Weg finden.» Der liegt im Moment wieder da, wo seine Karriere anfing: auf der Basler Schützenmatte.

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