Es geht um die Weitsprung-Zone
Bedrohliche Worte von Diamond-League-Boss für Kälin und Ehammer

Die Frage brennt in der Leichtathletik vielen unter den Fingernägeln: Was denkt die Diamond League über die mögliche Weitsprung-Revolution? Verschwindet der traditionelle Balken? Es gibt neue Antworten.
Publiziert: 10.04.2025 um 17:54 Uhr
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Aktualisiert: 11.04.2025 um 09:07 Uhr
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Nahm sich eine Stunde lang Zeit für die brennendsten Fragen: Diamond-League-CEO Petr Stastny.
Foto: IMAGO/TT

Darum gehts

  • Die Absprungzone im Weitsprung gibt weiterhin zu reden
  • Diamond-League-Boss Stastny signalisiert grundsätzliche Bereitschaft
  • Das sind die Argumente dafür und dagegen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Simon StrimerReporter & Redaktor Sport

Diamond-League-CEO Petr Stastny äussert sich wenige Wochen vor Saisonstart in einer Medienrunde zu den heissesten Themen. Kein Wunder: Die Frage zur umstrittenen Absprungzone im Weitsprung kommt bereits an zweiter Stelle.

Zuerst die gute Nachricht für die prominenten Schweizer Reformgegner Annik Kälin (24) und Simon Ehammer (25): 2025 gibt es in der Diamond League keine Experimente. Der Rest der Aussagen wird ihnen weniger gefallen.

«Veritabler Shitstorm»? Man kennts

«Es ist offensichtlich, warum man darüber diskutiert. Jeder dritte Sprung ist ein Fehlversuch. Das ist nicht sehr unterhaltsam», sagt Stastny. Ziel ist, durch mehr gültige Sprünge den Wettbewerbsfluss zu erhöhen. Der Weltverband hat es in seiner Strategie 2024–2027 an oberster Stelle verankert: «Schneller getaktete und spannendere Events für die Fans» – und die Weitsprung-Revolution angestossen. Aktuell ist sie in einer Testphase.

Darum gehts bei der möglichen Weitsprung-Revolution

Aktuell getestet wird eine 40 Zentimeter breite Absprungzone statt des traditionellen Balkens. Innerhalb der Zone kann man neuerdings abheben, wo immer man will – mit modernster Technik wird die genaue Weite gemessen, statt wie bisher vom fixen Balken aus. Hauptziel ist, die vielen Fehlversuche zu verringern und die Disziplin dadurch attraktiver zu machen. Wäre es wirklich attraktiver? Viele Athleten sehen es zu 180 Grad umgekehrt und kritisieren das Vorhaben scharf.

Aktuell getestet wird eine 40 Zentimeter breite Absprungzone statt des traditionellen Balkens. Innerhalb der Zone kann man neuerdings abheben, wo immer man will – mit modernster Technik wird die genaue Weite gemessen, statt wie bisher vom fixen Balken aus. Hauptziel ist, die vielen Fehlversuche zu verringern und die Disziplin dadurch attraktiver zu machen. Wäre es wirklich attraktiver? Viele Athleten sehen es zu 180 Grad umgekehrt und kritisieren das Vorhaben scharf.

Es gab den grossen Aufschrei. CEO Stastny entgegnet: «Es hat auch einen veritablen Shitstorm gegeben, als wir in den horizontalen Sprung- und Wurfdisziplinen die Top-drei-Entscheidung eingeführt haben. Wir haben dann mit den Protagonisten gesprochen, das Format angepasst, und sie haben sich daran gewöhnt. Es gibt keinen Widerstand mehr. Also: Wir könnten auch die Absprungzone im Weitsprung in Betracht ziehen.»

Argumente dafür – und dagegen

Bekannteste Befürworterin ist Olympiasiegerin Malaika Mihambo (31, De). Nach der Hallensaison sagt sie: «Ich war angenehm überrascht, dass der Unterschied nicht so gross war wie erwartet. Es geht im Weitsprung um mehr, als nur das Brett zu treffen.» Und der Schweizer Laurent Meuwly (50), Erfolgstrainer der Holland-Nati, meint zu Blick: «Der Rhythmus ist besser, und es gibt weniger verlorene Zeit, da weniger Nuller. Ich würde es unbedingt weiterentwickeln und bald als Standard für Weit- und Dreisprung nutzen. Und wenn nicht für Grossanlässe, dann mindestens parallel bei einer gewissen Anzahl Wettkämpfe – um es weiter zu testen oder als neue Disziplin.»

Reformgegner wie Kälin, Ehammer sehen es genau als grossen Reiz der Sportart an, exakt den Balken treffen zu müssen. Ein zentrales, für sie spannendes Element würde sonst wegfallen. Es müssten weltweit Absprunganlagen umgebaut werden und alle Rekorde wären hinfällig. Marco Kälin, Trainer und Vater der Hallen-Vizeweltmeisterin Annik, bedenkt zudem gegenüber Blick: «Das neue 40-Zentimeter-Brett bedeutet eine deutlich erhöhte Unfallgefahr. Das Ausrutschen auf dem Brett war problematisch, wie wir an der WM in Budapest mehrfach gesehen haben.»

Die Philosophiefrage: In der Leichtathletik geht es bisher überall darum, ab einem gewissen Zeit- oder Startpunkt möglichst gut zu sein (oder eine vordefinierte Höhe zu erreichen). Ein frei wählbarer Absprungpunkt wäre ein harter Bruch. Zum Vergleich: Was wäre ein 100-m-Lauf ohne Startschuss?

Wischt man Ehammer-Bedenken einfach vom Tisch?

Blick hakt beim Diamond-League-Boss nach. Denn die Skepsis von Ehammer, der sogar über einen Weitsprung-Boykott nachdenkt, bleibt im Raum. Der WM-Dritte von 2022 sagte im Februar: «Die Athleten werden aus meiner Sicht gar nicht einbezogen, ich wurde nie gefragt, was wir Athleten davon halten.» Also, Herr Stastny: Wie stellen Sie sicher, dass die Athleten, die Bedenken äussern, gehört werden?

«Man kann nie alle Athleten fragen, wenn man etwas verändern will», antwortet dieser. Und: «Wir haben einen traditionellen Sport. Aber er muss sich mit der Zeit entwickeln. Ansonsten würden wir immer noch ohne Anlaufbahn springen, sondern aus dem Stand wie vor hundert Jahren.»

Was jetzt entscheidend ist? «Ob wir die Absprungzone 2026 einführen, hängt stark davon ab, ob beim neuen Format immer noch viele Sprünge ungültig sind.» Ein erstes Fazit des Weltverbands nach der Hallen-Pilotphase zeigt: Die Fehlversuche seien von 32 Prozent auf 13 Prozent gesunken. Ist die Revolution viel näher, als man denkt?

Diamond-League-Saison 2025

26.4. – Xiamen (China)

3.5. – Shanghai

16.5. – Doha (Katar)

25.5. – Rabat (Marokko)

6.6. – Rom

12.6. – Oslo

15.6. – Stockholm

20.6. – Paris

5.7. – Eugene (USA)

11.7. – Monaco

19.7. – London

16.8. – Chorzow (Polen)

20.8. – Lausanne

22.8. – Brüssel

27./28.8. – Finals in Zürich

Preisgeld:
Der Sieger pro Meeting und Disziplin erhält 8500 Franken (10'000 Dollar). Im Final in Zürich sind es 25'000 Franken. Dahinter wird nach Rang abgestuft. Neu gibt es ausgewählte Disziplinen, die mehr Preisgeld geben. Diese können von Meeting zu Meeting unterschiedlich sein. In solchen gibts 17'000 Franken für den Sieg und 42'000 Franken für den Finalsieg (Währungsumrechnung Stand anfangs April).

26.4. – Xiamen (China)

3.5. – Shanghai

16.5. – Doha (Katar)

25.5. – Rabat (Marokko)

6.6. – Rom

12.6. – Oslo

15.6. – Stockholm

20.6. – Paris

5.7. – Eugene (USA)

11.7. – Monaco

19.7. – London

16.8. – Chorzow (Polen)

20.8. – Lausanne

22.8. – Brüssel

27./28.8. – Finals in Zürich

Preisgeld:
Der Sieger pro Meeting und Disziplin erhält 8500 Franken (10'000 Dollar). Im Final in Zürich sind es 25'000 Franken. Dahinter wird nach Rang abgestuft. Neu gibt es ausgewählte Disziplinen, die mehr Preisgeld geben. Diese können von Meeting zu Meeting unterschiedlich sein. In solchen gibts 17'000 Franken für den Sieg und 42'000 Franken für den Finalsieg (Währungsumrechnung Stand anfangs April).

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