Die Mission ist klar. «Ich bin hier, um Gold zu gewinnen», sagt Ditaji Kambundji (19). Während ihre ältere Schwester Mujinga (29) am Wochenende in der Diamond League in Eugene (USA) gegen die Crème de la Crème der Sprint-Welt über 100 m antritt, geht es für Ditaji in Nairobi (Kenia) um WM-Edelmetall. An den U20-Titelkämpfen will sie über 100 m Hürden zuoberst aufs Podest. «Es ist eine coole Chance, diesen Titel zu holen», sagt Kambundji, die im Juli bereits U20-Europameisterin in ihrer Disziplin wurde. Im Vorlauf am Freitagmorgen läuft sie den Gegnerinnen mit der schnellsten Zeit locker davon, am Nachmittag sprintet sie in 13,02 Sekunden in den Final, der am Samstag stattfindet.
Die Bernerin weiss aber auch, dass die Sache noch nicht geritzt ist. «An einer Nachwuchs-WM ist es immer schwierig, die Stärke der Konkurrenz einzuschätzen.» Die Zahlen auf dem Papier erzählen nur die halbe Geschichte. Geht es nach der Statistik, ist aber klar: Kambundji hat ausgezeichnete Chancen. Einzig die Jamaikanerin Ackera Nugent (19) ist in dieser Saison schneller gelaufen als sie (12,76 Sekunden; Kambundjis Bestzeit liegt bei 12,94).
In Tokio lief es nicht perfekt
Edelmetall liegt also bereit, Gold wäre die definitive Krönung für eine ausgezeichnete Saison. Mit U20-EM-Titel und Olympia-Quali hat die Durchstarterin, die erst vor einem Jahr voll auf die Hürden setzte, sämtliche Erwartungen übertroffen. Dass sie an den Spielen in Tokio bereits im Vorlauf scheiterte, hat sie mittlerweile abgehakt. «Die Saison hatte viele Höhepunkte, da ist es schwierig, überall auf den Punkt in Topform zu sein. Das hat man in Tokio gesehen.» Jetzt aber sind die Batterien wieder aufgeladen: «Ich habe zwei Wochen Energie getankt, ich fühle mich bereit.»
Die Titelkämpfe haben für die Schweizer Athleten in Nairobi schon am Donnerstag hervorragend begonnen: Melissa Gutschmidt sprintete über 100 m zu U20-WM-Bronze, der Jurassier Jephté Vogel wird ebenfalls Dritter.