Der erste Europacup-Viertelfinal seit 2010 wird am Ende zwar deutlich verpasst: 25:32 verlieren die Kadetten Schaffhausen das Rückspiel gegen Montpellier und scheiden aus der European League aus. Und doch hat der Schweizer Vorzeigeklub auf europäischem Parkett wieder Blut geleckt. Gegen die Rhein-Neckar Löwen und Montpellier sind die Schaffhauser bei den beiden Unentschieden auf Augenhöhe, als Gruppenzweiter gelingt der angestrebte Einzug in die K.o.-Phase souverän.
Die wiedergewonnene Freude am europäischen Wettbewerb bestätigt auch Kadetten-Sportchef David Graubner: «In jeder Partie ist ein anderer Spieler über sich hinausgewachsen. Den Jungs war anzumerken, dass die Lust auf Europacup-Reisen grösser war als in anderen Jahren.»
Neuer Wettbewerb, neue Freude
Neben dem Erfolg befeuert auch der veränderte Modus die Motivation: Die neue European League ist auf dem Papier zwar nur der zweitwichtigste Wettbewerb. Tatsächlich ist sie aber attraktiver als die inzwischen abgeschaffte schlechtere Hälfte der Champions League, in der sich die Kadetten in den letzten Jahren herumschlagen mussten. Damals waren Spiele gegen Mannschaften aus Frankreich oder Deutschland praktisch unmöglich, nun ist ein Gruppengegner aus einer der beiden Top-Ligen fast garantiert. Einziger Wermutstropfen: Aus dem Kassenschlager gegen Andy Schmid und die Rhein-Neckar Löwen konnte coronabedingt kein Kapital geschlagen werden.
In den nächsten Jahren werden die Schaffhauser ihre Ambitionen eher nach oben als nach unten schrauben. In dieses Bild passt der letzte Woche kommunizierte Transfer des Spaniers Joan Canellas (34). Ein Blick auf dessen Vita reicht, um zu erkennen, dass er nicht nach Schaffhausen kommt, um WM- und EM-Gold noch einen Schweizer Meistertitel hinzuzufügen. Sprich: Ohne Perspektive im Europacup wäre ein solcher Deal nie zustande gekommen. Seit dem südkoreanischen Welthandballer Jae-won Kang (1990 zu GC) ist wohl kein Handballer mit einem ähnlichen Palmarès wie Canellas mehr in die Schweiz gewechselt.
Um in der European League sicher wieder dabei zu sein, müssen die Schaffhauser zuerst mit einem weiteren Meistertitel ihre Hausaufgaben erledigen. Trotz aktuell nur Platz zwei hinter Pfadi Winterthur gibt sich Sportchef Graubner angriffig: «Wie stark alle Teams wirklich sind, sehen wir in den Playoffs, wenn alle das gleiche Pensum zu absolvieren haben.»