Die wichtigsten Fragen zum Dopingfall um Handball-Goalie
Warum wurde Portner freigesprochen?

Die Handball-Bundesliga hat unseren Nati-Goalie Nikola Portner freigesprochen und die Suspendierung wegen einer auffälligen Dopingprobe aufgehoben. Blick beantwortet die wichtigsten Fragen zum überraschenden Urteil.
Publiziert: 27.06.2024 um 16:25 Uhr
|
Aktualisiert: 28.06.2024 um 10:29 Uhr
1/5
Unschuldig! Am Mittwoch kam die grosse Erlösung für Nati-Goalie Nikola Portner.
Foto: imago/Jan Huebner
Christian_Müller_Redaktor Sport_Blick_3-Bearbeitet (1).jpg
Christian MüllerRedaktor Sport

Warum wurde Portner freigesprochen?

Die Handball-Bundesliga begründet ihren Entscheid mit mehreren Faktoren:

  • Bei einer Wohnungsdurchsuchung wurden keine Beweise für einen Dopingkonsum gefunden.
  • Die bei Portner nachgewiesene Menge an Methamphetamin war so gering, dass gemäss Doping-Experten eine aktive Einnahme und leistungssteigernde Wirkung ausgeschlossen werden können.
  • Die von Portner nachträglich abgegebenen Haar- und Urinproben fielen negativ aus.
  • Aussagen aus Portners Umfeld lassen einen Dopingkonsum unwahrscheinlich erscheinen.

Vor allem die negative Haarprobe dürfte beim Freispruch ins Gewicht gefallen sein. Denn der tiefe Wert von 78 Nanogramm Metamphetamin pro Milliliter war schon im Moment der Suspendierung bekannt. Leumundszeugen aus dem eigenen Umfeld dürften hingegen nicht von Relevanz sein.

Bleibt die Frage, wieso Portner nicht unmittelbar nach der auffälligen Dopingprobe eine Haarprobe abgeben konnte. Eventuell hätte durch einen anderen Ablauf eine Suspendierung verhindert werden können. Wie das wenige Metamphetamin in Portners Körper gelangt ist, bleibt unklar. Die Theorie einer Ansteckung via Hautkontakt hält sich hartnäckig.

Wieso kann die Liga einen Spieler freisprechen?

Im Gegensatz zur Schweiz, wo mit Swiss Sports Integrity eine unabhängige Behörde als erste Instanz über Dopingfälle entscheidet, kann in Deutschland im Fussball, Handball und Eishockey die eigene Liga diese Aufgabe übernehmen. Eine Praxis, die aufgrund fehlender Expertise im komplexen Doping-Thema und fehlender Unabhängigkeit gelegentlich kritisiert wird. Für Portner dürfte es aber ein Glücksfall sein, da er so um ein langwieriges Verfahren herumkommt.

Welche Reaktionen gibts zum Freispruch?

«In erster Linie ist das für Nikola persönlich eine Befreiung, wie auch Bestätigung», sagt Nati-Trainer Andy Schmid. «Ich freue mich riesig, ihn als Menschen und Sportler zurück in der Schweizer Nationalmannschaft zu haben.»

Der deutsche Doping-Experte Fritz Sörgel hält nichts vom Freispruch, wie er gegenüber Handball Word sagt: «Einfach zu sagen, das sei eine niedrige Konzentration und deshalb kann er nicht gedopt sein, ist eine Diskussion auf Laienbasis, bei der man vor Nanogramm grossen Respekt hat und das als sehr niedrig ansieht. Das kann aber keine Grundlage für einen Freispruch sein. Wer ein Dopingmittel im Blut oder Urin hat, ist zu sperren.»

Wie gehts nun weiter?

Ganz von Haken ist Portner noch nicht. Denn der Freispruch ist ein Schlag ins Gesicht der Dopingjäger. Sie sind kaum an einem Urteil interessiert, das Grauzonen zulässt. Es bleibt abzuwarten, ob die nationale oder internationale Anti-Doping-Agentur gegen den Freispruch vorgehen und ihn vor dem internationalen Sportgerichtshof CAS anfechten wird.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?