Die Schweizer Nati hat davon geträumt, die Rolle des Partycrashers einzunehmen. Davon ist die Mannschaft von Michael Suter aber meilenweit entfernt. Stattdessen feiern die deutschen Fans im weiten Rund. Schon zehn Minuten vor dem Abpfiff hallt das bekannte «Oh, wie ist das schön» durch die Arena. Am Ende gibts ein 27:14 für Deutschland.
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Dabei beginnt für die Schweiz noch alles ganz freundlich: Mitunter den grössten Applaus aller Spieler erntet kein Einheimischer, sondern Andy Schmid. Es ist eine Hommage der deutschen Fans an jenen Spieler, der ihre Liga zwölf Jahre lang sportlich und menschlich geprägt hat. Der 40-jährige Luzerner legt noch einmal alles in die Waagschale. Er versucht bereits in der Startphase, das Heft in die Hand zu nehmen, was ihm gegen die stabile deutsche Deckung aber nicht gelingt.
Wolff bringt die Nati zum Verzweifeln – Röthlisbergers Absenz spürbar
«Wir müssen die erste Viertelstunde gut überstehen», gab Nati-Trainer Suter vor dem Spiel vor. Doch just nach 15 Minuten muss er beim Stand von 3:7 sein erstes Timeout nehmen. Zuvor agieren seine Spieler im Angriff ideenlos. Auch die von Suter so oft erfolgreich gewählte Massnahme mit dem zusätzlichen Feldspieler fruchtet nicht. Denn meistens scheitern die Schweizer an Goalie Andreas Wolff. Wolff, 2016 der grosse Held beim letzten EM-Titel, ist einer der wenigen echten Weltklasse-Spieler bei den Deutschen. Er nagelt seinen Kasten zu und hält in der ersten Halbzeit über die Hälfte aller Würfe auf sein Tor.
Auf der anderen Seite findet Nati-Goalie Nikola Portner zwar auch gut in die Partie. Die teilweise grossen Löcher in der neu formierten Abwehr kann aber auch er nicht immer kaschieren. Der verletzungsbedingte Ausfall von Abwehrchef Samuel Röhtlisberger stellt sich als gravierender heraus, als man nach dem Yellow Cup annehmen konnte.
Den Vorschusslorbeeren wird die Nati nicht gerecht
Schon zu diesem Zeitpunkt muss man Angst um die Nati haben. Der eine oder andere Fan sieht sich an die EM 2020 erinnert, als die Schweiz im Startspiel in Göteborg gegen Schweden mit 21:34 unterging. So weit kommt es zumindest bis zur Pause nicht. Die Nati stabilisiert sich. Zudem beginnt Deutschland-Trainer Alfred Gislason, die eine oder andere personelle Variante für den späteren Turnierverlauf zu testen. Es geht mit einem 8:13 in die Pause.
In der zweiten Halbzeit stellt die Schweiz auf eine offensivere Verteidigung um. An den Problemen im Angriff ändert dies freilich nichts. So läuft die Schweiz dann doch in eine 14:27-Klatsche hinein. Den teilweise riesigen Vorschusslorbeeren – gerade auch aus dem deutschen Lager – wird sie in keiner Weise gerecht. Erfolgreichster Schweizer Torschütze ist am Ende Lenny Rubin mit vier Treffern. Andy Schmid zieht mit zwei Toren aus acht Versuchen und diversen Ballverlusten einen rabenschwarzen Abend ein.
Die Partie im Ticker zum Nachlesen
Abpfiff! Deutschland – Schweiz 27:14
Schluss, Aus, Ende! Die Nati taucht zum Start der EM in Deutschland vor einer Weltrekord-Kulisse mit 27:14. Die Schweizer haben der Klasse des Gastgebers nichts entgegenzusetzen und müssen die Segel streichen. Soll die Reise der Schweizer nicht schon früh enden, muss sich vieles verbessern.
60. Minute: Deutschland – Schweiz 27:14
Das letzte Wort gehört der Nati: Tynowski macht das letzte Tor des Abends. Etwas ändern kann er damit aber nicht mehr.
60. Minute: Deutschland – Schweiz 27:13
Die Schlussminute läuft. Und Deutschland trifft nochmals. Weber markiert Tor Nummer 27.
59. Minute: Deutschland – Schweiz 26:13
Das gewohnte Bild: Die Nati trifft und kassiert umgehend das nächste Gegentor. Nach Romdhanes Treffer schlägt Hanne zurück.
58. Minute: Deutschland – Schweiz 25:12
Blendende Stimmung in Düsseldorf. Die Deutschen lancieren die Heim-EM mit einem Gala-Auftritt. Und das wird von den 53.000 Zuschauern mit Standing Ovations belohnt.
56. Minute: Deutschland – Schweiz 25:12
Und weiter gehts: Ben Romdhane macht das Dutzend für die Nati voll, aber Justus Fischer stellt im Gegenzug auf 25:12.
55. Minute: Deutschland – Schweiz 24:11
Die Schweiz macht ihren 11. Treffer dank Raemy. Doch die Deutschen sind davor und danach ebenfalls erfolgreich. Ein Sinnbild der Schweizer Leistung an diesem Abend.
54. Minute: Deutschland – Schweiz 22:10
Nati-Goalie Nikola Portner muss raus. Er vertritt sich den Fuss. Das sah nicht gut aus...
50. Minute: Deutschland – Schweiz 22:10
Jeglicher Schweizer Widerstand scheint gebrochen. Die Deutschen können tun und lassen, was sie wollen. Weber stellt auf 22:10. Das ist auch kämpferisch zu wenig, was die Nati in diesem 2. Durchgang zeigt.
49. Minute: Deutschland – Schweiz 21:10
Nächstes Tor für die Deutschen: Justus Fischer trifft per Gegenstoss nach einem einfachen Ballverlust der Schweizer.