Rahm gewinnt 87. Masters in Augusta
Umfallende Bäume, humpelnder Woods und ein starker Spanier

Regen und Kälte, umstürzende Bäume und Tiger Woods, der vom Platz humpelt. Das Masters in Augusta lieferte drei Tage lang ungewohnte Schlagzeilen. Dann kam die Sonne.
Publiziert: 10.04.2023 um 10:03 Uhr
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Aktualisiert: 10.04.2023 um 11:44 Uhr
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Jon Rahm ist der erste Europäer, der das Masters in Augusta und das US Open (2021) gewinnen konnte.
Foto: imago/UPI Photo
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Dino KesslerLeiter Eishockey-Ressort

Am Sonntagmorgen zog sich auch noch Tiger Woods zurück. Zuvor war der Superstar nur noch über den hügeligen Platz gehumpelt und hatte sein rechtes Bein geschont. Das Bein, das er sich bei einem Autounfall im Februar 2021 so schwer verletzt hatte. Woods hat aufgegeben – das war allerdings nur eine der Negativschlagzeilen, die das 87. Masters in Augusta an diesem Wochenende hinnehmen musste. Schlagzeilen mögen die Mitglieder des sehr privaten Privatklubs im US-Gliedstaat Georgia sowieso nicht, aber wenn schon, dann bitte ausschliesslich positive.

Am Freitag waren zum Entsetzen der Männer in den grünen Jacken drei Bäume umgestürzt, nachdem sich das Wetter dramatisch verschlechtert hatte. Glücklicherweise war in der Nähe des 17. Abschlags niemand verletzt worden, als die ausgewachsenen Pinien wie in Zeitlupe zu Boden gingen. Aus Augusta werden in der Regel nur malerische Bilder übertragen, Azaleen in voller Blüte, pittoreske Spielbahnen in sattem Grün, still fliessende Gewässer und rundum zufriedene Gesichter – alles untermalt von sanftem Vogelgezwitscher.

Umstürzende Kiefern sorgen für Abbruch
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Bei Golfturnier in Augusta:Umstürzende Kiefern sorgen für Abbruch

Mehrere Unterbrüche wegen Wind und Regen

Diesmal musste das Spiel wetterbedingt mehrmals unterbrochen werden, nach der Pause am Freitag ruhte der Wettkampf am Samstag erneut. Das Areal auf dem Gelände einer ehemaligen Baumschule konnte die Wassermassen trotz eines raffinierten Drainage-Systems nach heftigen Dauerregen nicht mehr verarbeiten, auf den Fairways und Grüns lagen zum Ärger der Masters-Perfektionisten tiefe Pfützen.

LIV-Golfer Koepka hielt nur drei Runden durch

Für den Sieger Jon Rahm (28) spielt sowas keine Rolle. Der Mann aus dem Baskenland scheint wie imprägniert gegen alles, was von aussen kommt, gegen das Wetter sowieso. Drei Runden lang versuchte er den Führenden, den LIV-Golfer Brooks Koepka, zu kriegen, der am Donnerstag und Freitag noch vor dem Wetterumsturz zwei saubere Runden hinlegen konnte. Am Sonntag bekam er ihn, als die Sonne hinter den Wolken hervorkroch. Auf der LIV-Tour (LIV steht für die römische Zahl 54), die Konkurrenztour der PGA Tour, werden die Turniere nur über drei statt vier Runden (54 Löcher statt 72) und ohne Cut gespielt.

Erinnerungen an Severiano Ballesteros (†)

Rahm gewann sein zweites Major-Turnier (nach dem US Open 2021) exakt 40 Jahre nach dem zweiten Masters-Sieg seines 2011 an Krebs gestorbenen Landsmanns Severiano Ballesteros, «Seve» wäre am Sonntag zudem 66 Jahre alt geworden.

Seit der Heirat mit der amerikanischen Speerwerferin Haley Cahill und der Geburt der Söhne Kepa (2021) und Eneko (2022) hat der Baske sein Temperament mehr unter Kontrolle als noch zu Beginn seiner Profi-Karriere, die einst von Wutausbrüchen, Schimpftiraden und fliegenden Golfschlägern gekennzeichnet war. Vielleicht half auch die Erfahrung seines Mentalcoachs Joseba del Carmen: Der hatte früher mal Bomben entschärft.

Rahms Markenzeichen sind nicht nur weite und präzise Schläge, sondern auch ein sehr prägnanter Schwung: Rahm prügelt auf den Ball ein. Die sehr kurze und abrupte Schlagbewegung erklärt Rahm mit einer Behinderung, die ihn im Kindesalter einschränkte: Er wurde mit einem Klumpfuss geboren.

Gibts nächstes Jahr «Chuléton»?

Am Sonntagabend half ihm Vorjahressieger Scottie Scheffler ins grüne Jackett, das will die Tradition so. Am Dienstag vor dem Turnier hatte der Texaner Scheffler das Menü für das Champions-Dinner (da sind alle ehemaligen Gewinner eingeladen) bestimmen dürfen. Auf der Karte standen: Mini-Cheeseburger, Firecracker-Shrimps, Tortilla-Suppe, Steak oder Fisch und als Schlussbouquet Schokoladenkekse.

Nächstes Jahr ist Rahm mit der Menüwahl an der Reihe, sein bevorzugtes Essen: Chuléton, ein mächtiges Rib-Eye-Steak für zwei vom Holzkohlengrill.

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