Der schwere Autounfall von Tiger Woods (45) schreckt die Sport-Welt auf – ein neues Kapitel in der bewegten Karriere des Golf-Superstars.
Als Woods am Dienstagmorgen um 7 Uhr in der Nähe von Los Angeles mit seinem SUV von der Strasse abkommt und eine Böschung hinunterdonnert, wird zunächst Schlimmes befürchtet. Später wird klar: Woods hat Glück, seine Verletzungen sind nicht lebensgefährlich.
Ein Rückschlag ist es allemal. Aus einem weiteren Comeback und sportlichen Grosstaten wird erst einmal nichts. Der 15-fache Major-Sieger war gerade dabei, sich nach seiner fünften Rückenoperation zurückzukämpfen.
Er hatte gehofft, im April den sechsten Sieg beim Masters-Turnier ins Visier nehmen zu können – damit hätte er den Rekord von Jack Nicklaus eingestellt. «Ich hoffe es sehr», sagte der jüngste Masters-Sieger der Geschichte (1997 mit 21 Jahren) noch am Sonntag bei «CBS» auf die Frage, ob er beim Turnier-Klassiker in Augusta antrete. «Aber ich muss erst dahin kommen.» Er fühle sich «gut, noch ein bisschen steif» und befinde sich in der Rehabilitation, bevor er richtig loslegen könne.
2017 vollgepumpt mit Pillen auf dem Pannenstreifen
Daraus wird nun also nichts. Wieder ist es ein Autounfall, der Eldrick «Tiger» Woods in die Negativschlagzeilen bringt. Schon 2017 hatte ihn die Polizei auf einem Pannenstreifen in der Nähe seines Hauses in Jupiter, Florida, aufgegriffen. Um zwei Uhr morgen hängt er bewusstlos hinter dem Steuer seines Wagens. Am Strassenrand, mit laufendem Motor, zwei platten Pneus und rot leuchenden Bremslichtern.
Die Blutprobe bringt einen Cocktail von Schlafmitteln, Beruhigungsmitteln, Schmerzmitteln und THC ans Tageslicht. Der Richter schickt ihn in eine Entzugsklinik.
2009 im Hydrant gelandet
Schon da glaubt der eine oder andere Beobachter an ein Déja-Vu. 2009 hatte Woods bereits einmal in Florida einen Selbstunfall gebaut – damals war er um 2.30 Uhr morgens in seiner Nachbarschaft mit seinem Cadillac Escalade in einen Hydranten gekracht. Wenige Tage, nachdem erste Berichte über eine Affäre mit Nachtclub-Managerin Rachel Uchitel erschienen waren.
Gerüchteweise soll Woods' Gattin Elin Nordegren den Golf-Star in der Unfallnacht einen Golfschläger schwingend durchs Quartier verfolgt haben, ehe er sein Fahrzeug gegen den Hydranten setzte. Eine Behauptung, die später von allen Seiten dementiert wird.
Gesichert ist: Danach fliegt Woods die Sache um die Ohren. 120 Affären soll er in den fünf Ehejahren mit Nordegren gehabt haben. Grosse Sponsorenverträge gehen flöten, öffentlichkeitswirksam begibt sich der Vater von zwei Kindern in Sex-Therapie und bekundet Reue.
Er siegt wieder – und verletzt sich wieder
Wie es sich für einen echten Sporthelden gehört, einen us-amerikanischen noch dazu, gelingt Woods die Auferstehung. Der Sohn eines Afroamerikaners und einer Thailänderin, das Golf-Wunderkind, das seit jüngsten Jahren die durch und durch weisse Welt seiner Sportart aufmischt, ist 2012 wieder zurück. Und wie: Acht wichtige Turniere gewinnt er 2012 und 2013.
Dann kommen die Verletzungen: Knie, Ellbogen und vor allem der Rücken machen ihm immer wieder zu schaffen. Trotzdem gewinnt er 2019 sein fünftes Masters. Ein Triumph. Und der Beweis, dass er es auch mit seinem geschundenen Körper noch kann. In Augusta, hätte er dieses Frühjahr wieder glänzen wollen. Das wird er nicht, wann er wieder auf die Tour zurückkehren kann, ist völlig offen. Aber wer nur ein bisschen etwas über Eldrick Woods weiss, dem ist klar: Abschreiben darf man den Tiger nie.