Wieso die Saudis die Gewinner sind
Die wichtigsten Fragen zur Fussball-WM 2030

Sechs Länder und drei Kontinente: die Vergabe der WM 2030 sorgt für Diskussionen. Gewinner gibt es verschiedene, einer davon ist Saudi-Arabien. Der Wüstenstaat dürfte das Turnier im Jahr 2034 erhalten.
Publiziert: 05.10.2023 um 21:48 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2023 um 21:52 Uhr
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Die WM-Vergabe 2030 sorgt für Kritik. Auf dem Bild: Fifa-Boss Gianni Infantino (l.) und König Felipe VI aus Spanien.
Foto: keystone-sda.ch

Eigentlich wollte die Fifa die Entscheidung, wo die WM 2030 ausgetragen wird, erst beim Fifa-Kongress 2024 in Thailand verkünden. Nun hat sie es aber trotzdem schon getan. Die ersten drei Spiele des Turniers finden in Uruguay, Paraguay und Argentinien statt. Die anderen Partien in Spanien, Portugal und Marokko. So hat die Fifa zwei Bewerbungen kurzerhand zu einer verflochten. Aus gutem Grund.

Die Saudis sind die grossen Gewinner

Nach dem Zweiten Weltkrieg fand jede zweite Weltmeisterschaft in Europa statt. Deswegen wurde 2000 von der Fifa ein Rotationsverfahren eingeführt. Ab der WM 2010 sollte das Turnier in regelmässigem Wechsel zwischen den sechs Kontinentalverbänden Uefa (Europa), Conmebol (Südamerika), Concacaf (Nord- und Mittelamerika), CAF (Afrika), AFC (Asien) und OFC (Ozeanien) stattfinden. Nur sieben Jahre später schaffte das Exekutivkomitee das Ganze wieder ab. Stattdessen werden fortan nur die Kontinentalverbände für eine WM-Vergabe ausgeschlossen, welche die letzten beiden Weltmeisterschaften ausgetragen haben.

Mit den USA, Mexiko und Kanada (2026) sowie Spanien, Portugal, Marokko, Uruguay, Paraguay und Argentinien (2030) fallen vier der sechs Verbände – Concacaf, Uefa, CAF und Conmebol – für die WM 2034 aus dem Rennen. Übrig bleiben also nur noch Asien und Ozeanien (AFC und OFC).

Da sich Australien 2005 dem asiatischen Kontinentalverband anschloss, fällt aber auch Ozeanien quasi aus dem Rennen, denn in diesem Kontinentalverband sind fast nur kleine Inselstaaten vertreten, die kaum eine WM austragen könnten.

Bleibt also nur noch Asien. Und damit Saudi-Arabien, das bereits für 2030 kandidieren wollte, im letzten Moment aber seine Bewerbung zurückzog. Im Wissen, dass die Bahn für 2034 frei wird? 

Kritik am Entscheid

Die englische «DailyMail» schreibt: «Gianni Infantinos absurde Idee für eine aufgeblasene WM 2030 in sechs Ländern wird Spieler und Fans hart treffen.» Grund: Für die Zuschauer ist es natürlich ungleich schwieriger, ihr Land vor Ort zu unterstützen, wenn das Turnier auf drei unterschiedlichen Kontinenten stattfindet.

Auch die Vereinigung der europäischen Fussball-Fans FSE beklagt sich. «Die Fifa setzt ihren Teufelskreis der Zerstörung gegen das grösste Turnier der Welt fort. Für die Fans schrecklich. Dazu missachtet sie die Umwelt und rollt einem Gastgeber (Saudi-Arabien, Anm. d. Red.) für 2034 mit einer erschreckenden Menschenrechtsbilanz den roten Teppich aus. Es ist das Ende der Weltmeisterschaft, wie wir sie kennen.»

Mit einer Prise Humor äussert sich Marco Rose (47), Trainer von YB-Champions-League-Gegner RB Leipzig, zur Vergabe. Er sagt nach dem Spiel gegen Manchester City vom Mittwoch (1:3): «Wir schrauben und schrauben und schrauben und lassen uns noch mal was einfallen. Irgendwann spielen wir auf dem Mount Everest, weil wir da einen Fussballplatz hingezaubert kriegen und man das vermarkten kann.»

Wo findet das Eröffnungsspiel statt?

Das Eröffnungsspiel ist etwas für die Romantiker unter den Fussball-Fans. 100 Jahre nachdem die erste Weltmeisterschaft in Uruguay stattfand, wird im Land des Weltmeisters 1930 die WM 2030 eröffnet. Staatspräsident Lacalle Pou schrieb auf X: «Uruguayische Champions! Nach 100 Jahren wird die Welt bei der Eröffnung der WM 2030 wieder auf Uruguay und unser Stadion Centenario schauen. Diese Anerkennung wird jenen Pionieren gerecht, die Fussballgeschichte geschrieben haben.» 

Sind die Gastgeber automatisch qualifiziert?

Sechs Gastgeber auf drei Kontinenten – so viele austragende Länder gab es bei einer WM noch nie. Die Spiele finden in Spanien, Portugal (beide Europa), Marokko (Afrika) und Uruguay, Paraguay sowie Argentinien (alle Südamerika) statt.

Normalerweise gilt: Der Gastgeber ist automatisch fürs Turnier qualifiziert. Diese Regel kommt auch 2026 zum Tragen, wenn die WM in den USA, Kanada und Mexiko über die Bühne geht.

Gemäss Fifa-Angaben werden Spanien, Portugal und Marokko fix dabei sein, «vorbehaltlich des erfolgreichen Abschlusses des von der Fifa durchgeführten Bewerbungsverfahrens und einer Entscheidung des Fifa-Kongresses im Jahr 2024». Ob das für die anderen drei Gastgeber auch gilt, ist offen. Es ist jedoch anzunehmen, dass sich Uruguay, Paraguay und Argentinien über den normalen Weg durch die Qualifikation ihr Ticket sichern müssen.

Wie werden die Partien verteilt?

Die drei südamerikanischen Gastgeber sind lediglich wegen des 100-Jahr-Jubiläums dabei und dürfen je eine Partie austragen. Die restlichen 101 der insgesamt 104 Spiele werden unter Spanien, Portugal und Marokko aufgeteilt. Ob gleichmässig oder für das eine Land bedeutend mehr als für die anderen, ist noch offen.

Wo findet der Final statt?

Obwohl das Eröffnungsspiel schon vergeben ist, bleibt noch offen, wo der Final über die Bühne geht. Die Fifa hat allerdings klare Vorstellungen, was das austragende Stadion betrifft. Es muss mindestens 80'000 Zuschauern Platz bieten. Aktuell kommen deswegen nur zwei Stadien infrage: das Camp Nou in Barcelona und das Bernabeu in Madrid. Die Vorgaben erfüllen würde nach dem Neubau auch das Stadion in Casablanca.

Die besten Karten hat das Bernabeu. Wieso? Der WM-Final findet meist in der Hauptstadt statt. Seit 2006 zudem immer in der grössten oder nahe der grössten Stadt des Landes. Sollte der Final in Spanien steigen, ist zudem kaum vorstellbar, dass man den Final nicht in der Hauptstadt haben will.

In welchen Stadien könnte gespielt werden?

Erst wenn der Fifa-Kongress im kommenden Jahr das Ganze absegnet, werden wir genau wissen, in welchen Stadien um den WM-Titel 2030 gekickt wird. Sicher ist einzig, dass das Eröffnungsspiel im Estadion Centenario in Montevideo (Uruguay) stattfindet. Folgende weitere Stadien bieten sich an:

  • Argentinien: Stadion Monumental in Buenos Aires
  • Paraguay: Estadtio Defensores del Chaco in Asuncion
  • Spanien: Verband schlägt 15 mögliche Stadien vor, elf sollen den Zuschlag bekommen. Darunter Camp Nou (Barcelona), Wanda Metropolitano (Madrid), Bernabeu (Madrid) oder Estadio de Gran Canaria (Las Palmas).
  • Portugal: Estadio da Luz (Lissabon), Estadio Jose Alvalade (Lissabon), Estadio Drago (Porto)
  • Marokko: Ibn-Batouta-Stadion (Tangier), Prinz-Abdullah-Stadion (Rabat), Adrar-Stadion (Agadir). Fès-Stadion (Fès) und das neue Stadion in Casablana.

Welches Land letztlich wieviele Partien und Austragungsorte bekommt, ist noch offen. Insgesamt finden 101 Spiele statt. Die Anzahl der teilnehmenden Teams wird übrigens bereits 2026 aufgestockt (auf 48 Teams).

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