Der erste Spieler seit Geoff Hurst 1966, der in einem WM-Final einen Hattrick erzielt. Mit acht Treffern bester Torschütze des Turniers, mit der besten Quote seit Ronaldo 2002. Vier Treffer in WM-Finals insgesamt – mehr als Pelé und so viele wie keiner vor ihm. Und doch verlässt Kylian Mbappé (23) die Wüsten-WM als Verlierer. Wahnsinn!
Mbappé sichert sich in Katar im zarten Alter von 23 Jahren gleich mehrere Einträge in den Geschichtsbüchern. Doch wie egal ihm in diesem Moment seine Rekordmarken gerade sind, verrät Mbappés Gesichtsausdruck, als er das Siegerpodest betritt. Noch vor Messi – aber halt nur, um sich die Trophäe für den Torschützenkönig abzuholen. Mit stoischer Miene schüttelt er die Hände, posiert mit leerem Blick für die Fotografen und trottet dann mit gesenktem Kopf davon.
Im Final 80 Minuten lang abgemeldet
Im Spiel ist Mbappé 80 Minuten lang nicht zu sehen. In der ersten Halbzeit hat nur Argentinien-Goalie Emiliano Martinez weniger Ballkontakte als er, Frankreich hat vor der Pause nicht einen Ballkontakt im gegnerischen Strafraum. Doch was dann passiert, ist so typisch für den französischen Ausnahmekönner. Und beweist, warum es ein Unterschied ist, ob man als unterlegene Mannschaft einen Mbappé in den Reihen hat oder nicht.
Mit einer Aktion kann er ein Spiel an sich reissen und dieses dann entscheiden. Zuerst trifft Mbappé vom Punkt zum 1:2 – sein erster Schuss aufs Tor im WM-Final. 95 Sekunden später: Mbappé spielt Doppelpass mit Thuram und nagelt den Ball vom Sechzehner unwiderstehlich ins lange Eck. Frankreich lebt wieder – dank Mbappé!
In der Verlängerung ist es wieder die Nummer 10, die dem Spiel die nächste nicht mehr für möglich gehaltene Wendung gibt und Messi zwischenzeitlich die Show stiehlt: Nach Argentiniens 3:2 erstickt Mbappé mit seinem dritten Tor (vorerst) den Jubel der Gauchos. Auch im Penaltyschiessen verwandelt er sicher und muss dann mit ansehen, wie seine Teamkollegen Coman und Tchouaméni scheitern.
Wird er Messi dereinst verdrängen?
Lionel Messi musste 35 Jahre alt werden, um sich Weltmeister nennen zu dürfen. Mbappé trägt diesen Titel bereits seit 2018. Dass er früher dran ist als seine Mitstreiter im fussballerischen Elitezirkel, ist sich der Sohn einer Algerierin und eines Kameruners gewohnt. Aufgewachsen im Pariser Banlieue Bondy, wechselt er als Teenie zur AS Monaco und debütiert mit 16 in der Ligue 1. Messi ist bei seinem Barca-Debüt ein Jahr älter.
In diesen Tagen gehören die Schlagzeilen seinem Teamkollegen bei Paris Saint-Germain. Doch Mbappé hat alle Chancen und Fähigkeiten, Messi dereinst vom Thron für den besten Fussballer aller Zeiten zu stupsen.