Der Fussballweltverband Fifa und vor allem auch ihr Präsident Gianni Infantino stehen spätestens seit Beginn der WM heftig in der Kritik. Für den Schweizer Fussballverband bisher aber offenbar kein Grund, den Walliser bei der Wiederwahl im Frühling 2023 nicht mehr zu unterstützen, wie Dominique Blanc im Interview mit dem Tagesanzeiger verrät.
Gründe für das Festhalten gibt es scheinbar aber nicht viele, denn Blanc kann im Interview nur deren zwei nennen: «Er ist der einzige Kandidat, der überhaupt zur Wahl steht. Wir hatten jetzt zwar dieses Problem mit der Fifa. Aber ich erinnere auch gerne daran: Die Fifa hat den von unserer Arbeitsgruppe eingeleiteten Prozess für mehr Rechte in Katar begleitet und uns dabei unterstützt.»
Trotz Lob für die Zusammenarbeit: Allzu fest in Sicherheit kann sich Infantino wohl nicht wiegen. Denn Blanc betont, dass die endgültige Entscheidung noch aussteht: «Wir haben entschieden, Infantino zu unterstützen. Aber eben: Das war vor einem Monat und vor den jüngsten Ereignissen. Die Wahl ist im März 2023. Wir werden zu gegebener Zeit definitiv entscheiden. Bis dahin beobachten wir die Situation.»
Blanc enttäuscht und traurig
In der vergangenen Woche drehte sich neben dem Geschehen auf dem Platz vor allem auch viel um das Kapitänsbinden-Theater – und dieses hat offenbar tiefe Wunden im Vertrauensverhältnis des Schweizer Fussballverbands zum Weltverband hinterlassen. Dominique Blanc betont, dass er «enttäuscht und traurig» sei.
Die Kritik nach der «One Love»-Affäre an den Verbänden und den Mannschaften war hart, der 73-Jährige hält sie aber für ungerechtfertigt: «Versetzen Sie sich einmal in die Rolle der Spieler. Sie haben sich jahrelang auf dieses Turnier vorbereitet, und der Streit um die Binde hat auch sie bewegt. Wir und auch die anderen Verbände waren an einen Punkt gelangt, an dem wir unsere Spieler und unsere Mannschaft vor weiteren Unruhen schützen wollten.» (hon)