Sein Onkel spielte für Marokko
Ex-Lugano-Stürmer Rossi über das Marokko-Märchen

Der Waadtländer Fussballer Karim Rossi ist schweizerisch-marokkanischer Doppelbürger und traut seiner zweiten Heimat sogar den WM-Final zu.
Publiziert: 13.12.2022 um 14:50 Uhr
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WM-Märchen in Katar: Marokko mit Starspieler Hakim Ziyech steht im Halbfinal gegen Frankreich.
Foto: TOTO MARTI
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Die WM muss er aus rund 7000 Kilometern Distanz verfolgen. Die Liga in Indonesien, wo der Waadtländer Stürmer Karim Rossi (28) für Dewa United spielt, pausiert während des Turniers in Katar nicht.

Aber trotz der Distanz ist der frühere Super-League-Stürmer von Lugano mit Wurzeln in Marokko hin und weg von den sensationellen WM-Auftritten seiner zweiten Heimat. «Ich war schon stolz, dass Marokko die Gruppenphase überstanden hat. Dass sie aber bis in den Halbfinal kommen, hätte ich nie erwartet», sagt Rossi zu Blick.

«Beni National» wäre nicht traurig über Marokko-Out

Während etwa die argentinischen Fans in den WM-Stadien mit Gesängen für Hühnerhaut-Atmosphäre sorgen, haben die Marokkaner eine andere Art gewählt, um auf sich aufmerksam zu machen: Sobald die gegnerische Mannschaft den Ball hat, starten die Anhänger der Nordafrikaner ein gellendes Pfeifkonzert. Passend zum destruktiven, aber erfolgreichen Spielstil von Marokko zwar, aber neutralen Zuschauern ein Dorn im Auge. So auch für den langjährigen SRF-Kommentator Beni Thurnheer, der sich in der Talkshow «Sykora Gisler» deswegen in Rage redet: «Die negative Attitüde der Marokko-Fans mag ich überhaupt nicht. Weil fast nur der Gegner den Ball hat, pfeifen sie praktisch 90 Minuten lang. Den Gegner niedermachen, das ist nicht Fussball, diese Kultur passt mir nicht.» Während viele Fans auf eine Fortsetzung des Marokko-Märchens an der WM hoffen, könnte «Beni National» wegen der Pfiffe mit einer Niederlage im Halbfinal gegen Frankreich leben: «Ich wäre nicht 100 Prozent traurig, wenn Marokko ausscheidet.»

Während etwa die argentinischen Fans in den WM-Stadien mit Gesängen für Hühnerhaut-Atmosphäre sorgen, haben die Marokkaner eine andere Art gewählt, um auf sich aufmerksam zu machen: Sobald die gegnerische Mannschaft den Ball hat, starten die Anhänger der Nordafrikaner ein gellendes Pfeifkonzert. Passend zum destruktiven, aber erfolgreichen Spielstil von Marokko zwar, aber neutralen Zuschauern ein Dorn im Auge. So auch für den langjährigen SRF-Kommentator Beni Thurnheer, der sich in der Talkshow «Sykora Gisler» deswegen in Rage redet: «Die negative Attitüde der Marokko-Fans mag ich überhaupt nicht. Weil fast nur der Gegner den Ball hat, pfeifen sie praktisch 90 Minuten lang. Den Gegner niedermachen, das ist nicht Fussball, diese Kultur passt mir nicht.» Während viele Fans auf eine Fortsetzung des Marokko-Märchens an der WM hoffen, könnte «Beni National» wegen der Pfiffe mit einer Niederlage im Halbfinal gegen Frankreich leben: «Ich wäre nicht 100 Prozent traurig, wenn Marokko ausscheidet.»

Spanien ausgeschaltet. Portugal ausgeschaltet. Geschichte geschrieben: Noch nie stand eine afrikanische Mannschaft im WM-Halbfinal. «Die Spieler sind jetzt schon Helden im Land. Sie haben keinen Druck mehr.»

Onkel Youssef spielte an der WM 1998

Im Halbfinal gegen Frankreich würde die halbe Welt auf den ganz grossen Coup hoffen. «Sie spielen mit enorm viel Herz und haben den ganzen afrikanischen Kontinent sowie die ganze arabische und muslimische Welt hinter sich», schildert Rossi, dessen Familie auch einen Teil der marokkanischen WM-Historie mitgeschrieben hat.

Sein Onkel Youssef Rossi (49) ist 33-facher Nationalspieler und spielte an der WM 1998 in allen drei Gruppenspielen. «Er hat gegen Brasilien mit Ronaldo gespielt.»

Im Herbst seiner Nati-Karriere spielt der damalige Rennes- und Nijmegen-Söldner auch mit einem aus heutiger Sicht ganz besonderen Teamkollegen zusammen: dem aktuellen Nationaltrainer Walid Regragui (47). Rossis Onkel arbeitet noch immer im marokkanischen Fussball: «Er trainiert den Drittligisten Rachid Bernoussi.» Der Indonesien-Kicker hat ab und zu Kontakt. Natürlich auch jetzt, wenn sein Onkel von der Euphorie im Land berichtet.

Für Rossi ist das Marokko-Märchen alles andere als ein Strohfeuer. Sondern ein Trend. «Der Erfolg zeigt, dass afrikanische Mannschaften eigentlich mehr Startplätze an der WM verdient hätten», wünscht der Ex-Super- und Challenge-League-Spieler. Die zwar 2026 mit vier zusätzlichen Afrika-Teams kommen werden – aber durch die WM-Aufstockung bleibt der Anteil afrikanischer Teams prozentual bescheiden.

Zurück zu 2022. Sehen wir gar den ersten afrikanischen Finalisten? Rossi: «Schon gegen Portugal war mein Tipp 1:0. Also tippe ich das auch gegen Frankreich!»

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