Nati-Held trieb zuletzt Neymar zur Weissglut
Valon Behrami: So stoppt man Brasilien!

Es sind Bilder, die 2018 um die Welt gehen: Neymar krümmt sich theatralisch am Boden, über ihm der lächelnde Valon Behrami. Der Nati-Held stoppte so Brasilien. Heute fehlt Neymar – Behrami erinnert sich und sagt, was das bedeutet.
Publiziert: 28.11.2022 um 00:40 Uhr
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Aktualisiert: 28.11.2022 um 17:02 Uhr
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Neymar verletzt sich beim 2:0 gegen Serbien.
Foto: IMAGO/Agencia MexSport
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Andreas Böni

Wenn Schweizer Fussball-Fans an Valon Behrami (37) denken, haben sie sofort zwei Bilder im Kopf. Das eine, als er an der WM 2014 sich gegen Ecuador in der Nachspielzeit in einen Schuss wirft, grätscht, das 1:2 verhindert und im Gegenzug das 2:1 von Haris Seferovic einleitet. Eine Szene, über die er heute sagt: «Das war mein Fussball. Bis zum Ende alles geben. Es war das perfekte Bild.»

Wie auch jenes, als sich Neymar (30) an der WM 2018 wegen Behrami immer wieder krümmt. Der Nati-Held war immer hart am Mann, fast immer fair, aber knallhart. Behrami sagt : «Es bekam mir alles fast zu viel Aufmerksamkeit. Das Bild war schön, aber der Hype war zu extrem.» Der Lohn für die Schweizer Mannschaft war ein 1:1 im Startspiel. Behrami zu seinem Erfolgsrezept von damals: «Man muss ihn berühren, immer wieder. Das hat er nicht gerne. Vor allem mit den Händen am Oberkörper. Es sieht dann nach nichts Grossem aus. Wenn du etwas mit den Füssen machst, dann fliegt er immer wieder. Er liebt die Show, er liebt die Aufmerksamkeit.»

Das sei zum Beispiel ein grosser Unterschied zu Lionel Messi. Behrami, der an der WM 2014 in Brasilien im Achtelfinal gegen Messi spielte und 0:1 nach Verlängerung verlor, erklärt: «Er ist wie ein Baum, du kannst ihn halten, kicken, er macht nichts. Der Beste, gegen den ich je gespielt habe. Bei ihm weisst du nie, was er macht.» Und ebenso speziell: «Messi redet kein einziges Mal auf dem Platz, er ist super konzentriert und lässt sich nie aus dem Konzept bringen.» Mit Neymar habe er allerdings auch nicht geredet: «Nein. Ich glaube, er hat mich vorher nicht mal gekannt …», sagt Behrami schmunzelnd.

Was ändert sich ohne Neymar?

Am Sonntag an der Pressekonferenz bestätigt Brasiliens Trainer Tite, dass Neymar gegen die Nati fehlen wird. Doch was ändert sich nun für die Schweizer Mannschaft? Behrami, der im Sommer 2022 vom Fussball zurückgetreten ist, schickt Blick eine Whatsapp-Nachricht mit einer Grafik. Diese besagt, dass bei Brasilien gegen Serbien (2:0) rund 60 Prozent der Angriffe übers Zentrum liefen, also über Neymar. Dazu je 20 Prozent über links und rechts.

Behrami: «Das wird sich ohne Neymar massiv ändern, gegen Serbien suchten sie immer ihn. Nun gegen uns werden sie viel mehr den Weg über die schnellen Aussenspieler Vinicius und Raphinha suchen. Aber ich sehe kein grosses Problem bei der Kadertiefe der Brasilianer.» Er erwarte Antony von Manchester United auf der Neymar-Position, andere glauben eher an Rodrygo von Real Madrid.

Valon Behrami persönlich

Valon Behrami kam am 19. April 1985 in Titova Mitrovica im damaligen Jugoslawien (heute Kosovo) zur Welt. Mit viereinhalb flüchtete er ins Tessin. Als Junior spielte er in Stabio, Chiasso und Lugano. Später lief er für Klubs wie Genoa, Hellas Verona, Lazio Rom, West Ham, Fiorentina, Napoli, Hamburg, Watford, Udinese und Sion auf. Zuletzt spielte er für Brescia, bevor er im Sommer die Karriere beendete. Für die Nati spielte er 80 Mal. Behrami ist zweifacher Papa aus einer früheren Beziehung und heute verheiratet mit Lara Gut-Behrami.

Valon Behrami kam am 19. April 1985 in Titova Mitrovica im damaligen Jugoslawien (heute Kosovo) zur Welt. Mit viereinhalb flüchtete er ins Tessin. Als Junior spielte er in Stabio, Chiasso und Lugano. Später lief er für Klubs wie Genoa, Hellas Verona, Lazio Rom, West Ham, Fiorentina, Napoli, Hamburg, Watford, Udinese und Sion auf. Zuletzt spielte er für Brescia, bevor er im Sommer die Karriere beendete. Für die Nati spielte er 80 Mal. Behrami ist zweifacher Papa aus einer früheren Beziehung und heute verheiratet mit Lara Gut-Behrami.

Das muss die Nati besser machen

Luxus-Probleme. Für Behrami ist indes klar, dass die Nati mit der gleichen Elf wie beim 1:0-Sieg gegen Kamerun spielen sollte. «Das erste Spiel war okay, nichts Spezielles. Was wir besser machen müssen, ist die Rückwärtsbewegung nach Ballverlusten – Kamerun kam unnötig zu den Chancen.»

Ein Grund sei, dass «Granit Xhaka und Djibril Sow zu schnell zu weit vorne waren, wenn wir den Ball hatten. Sie bewegten sich nicht im richtigen Tempo, Sow stand manchmal da, wo eigentlich Shaq sein sollte. Wenn man dann den Ball verliert, wirds gefährlich. Das muss man gegen die Weltklasse-Spieler gegen Brasilien anders machen.»

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«Widmer wird wichtig»

Sein Erfolgsrezept: «Wir müssen viel in die Tiefe laufen. Embolo, Shaq, aber besonders auch Silvan Widmer als Rechtsverteidiger. Er wird sehr wichtig sein, um Brasilien zu beschäftigen. Vinicius rennt nicht gerne zurück.»

Dieses Spielverständnis schätzt Yakin-Assistent Vincent Cavin bis heute. Er sagt vor dem Brasilien-Spiel: «Valon war einer, der in der Umschaltphase sehr stark war. Er hat immer antizipiert, hat die Räume nach vorne gesehen. In dieser Arbeit habe ich nie einen wie Valon gesehen.»

Der Ex-Spieler von Klubs wie Lazio Rom, West Ham oder dem Hamburger SV lebt heute mit seiner Frau Lara Gut-Behrami zurückgezogen in Udine. Kontakt mit Ex-Nati-Spielern hat er «unglaublicherweise zu Stephan Lichtsteiner und zu Blerim Dzemaili. Mit ihnen stritt ich früher am meisten. Das gibt die stärksten und ehrlichsten Verbindungen», sagt er.

Die WM verfolgt er als Experte im Tessiner Fernsehen «RSI». Und vielleicht, so sagt er, werde er zu den Achtelfinals nach Doha reisen. «Hoffentlich ist die Schweiz dann noch im Einsatz.»

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