Mbappé jubelt nach verschossenem Penalty von Kane
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Unsportliche Geste:Mbappé jubelt nach verschossenem Penalty von Kane

Mbappé lacht, England weint
Hätte Kane das Penalty-Drama verhindern können?

Freud und Leid liegen oft nah beieinander. Das erlebt auch Harry Kane im WM-Viertelfinal. Während er sich ärgert, jubelt Kylian Mbappé ausgelassen. Die England-Kollegen stärken Kane derweil den Rücken.
Publiziert: 11.12.2022 um 11:34 Uhr
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Aktualisiert: 14.12.2022 um 12:32 Uhr
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Harry Kane und der Punkt – eine Liebe mit Höhen und Tiefen.
Foto: Getty Images

Im Fussball gibts nicht nur die gefeierten Helden, sondern auch die tragischen. Zu letzteren wird am Samstagabend Harry Kane (29). In der 54. Minute des WM-Viertelfinals gegen Frankreich beweist Englands Captain seine Stärke vom Punkt. Gegen Teamkollege Hugo Lloris (35), mit dem er seit 2013 bei Tottenham Hotspur spielt, verwandelt er eiskalt zum 1:1.

Es ist sein 53. Treffer für die Nationalmannschaft, er zieht damit mit Rekordmann Wayne Rooney (37) gleich. Seine Penalty-Quote im Dress der Three Lions zu diesem Zeitpunkt: 17 Treffer und nur drei Fehlschüsse.

Wenig erstaunlich also, dass es wieder Kane ist, der sich den Ball zurechtlegt, als es kurz vor Schluss erneut Penalty für die Engländer gibt. Doch dieses Mal scheitert er. Er geht zu viel Risiko ein, drischt den Ball über die Latte.

Die goldene Ausgleichschance ist vertan. Während Kane sich ärgert, freut sich ein anderer umso mehr. Kylian Mbappé (23) kauert während des Penaltys im Mittelkreis, beobachtet angespannt, was passiert. Als der Ball über die Latte zischt, springt er hoch, ballt die Fäuste und jubelt ausgelassen.

Kane haut Penalty kläglich über die Latte
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Den Ausgleich auf dem Fuss:Kane haut Penalty kläglich über die Latte

Der Stürmer weiss: Seine Equipe ist der Titelverteidigung wieder einen grossen Schritt nähergekommen. Und er weiss auch, wie sich Kane in dem Moment fühlt. Schweizer Fussball-Fans erinnern sich gerne: Letztes Jahr im EM-Achtelfinal gegen die Nati hat er im entscheidenden Moment auch vom Punkt versagt. Was ihn offensichtlich nicht daran hindert, jetzt überschwänglich zu feiern.

«Was wären wir ohne ihn?»

Die offensichtliche Frage: Hätte Kane beim zweiten Versuch jemand anderes schiessen lassen müssen?

Er habe sich darauf vorbereitet, nicht nur einen, sondern vielleicht auch zwei Penaltys schiessen zu müssen, sagt er. Als Captain sehe er sich in dieser Situation in der Verantwortung, die Vorbereitung sei gut gewesen. «Ich fühlte mich beim ersten Mal genauso sicher wie beim zweiten. Natürlich tut es jetzt weh und wird noch lange weh tun, aber das gehört dazu, wenn man Captain ist und eine Führungsrolle in der Mannschaft hat.»

Zumindest von seinen Teamkollegen bekommt Kane keinerlei Vorwürfe. Sie stellen sich vor ihren Captain, wortwörtlich. Nach dem Schlusspfiff geht er geknickt in die Knie. Ein Kameramann will ganz nah ran. Torhüter Jordan Pickford und Ersatzspieler Kieran Trippier ist das zu aufdringlich. Sie stellen sich zwischen Kane und die Kamera, schützen ihn.

Trainer Gareth Southgate meint nach der Partie: «Ohne Harry Kane wären wir heute gar nicht hier, er war in den letzten Jahren unglaublich wichtig für uns.» Gleicher Meinung ist Jordan Henderson. «Wir wissen, wie viele Elfer er schon für uns verwandelt hat. Er wird auf stärker zurückkommen. Was wären wir ohne ihn?»

«Ich bin untröstlich, die Mannschaft ist untröstlich»

Kane: «Ich bin untröstlich, die Mannschaft ist untröstlich. Wir haben fest daran geglaubt, dass wir bei dieser Weltmeisterschaft etwas Besonderes erreichen können, aber es lag an kleinen Details.»

Und auch von Lloris gibts Trost. «Es tut schon weh, wenn man ihn sieht, meinen Mitspieler aus dem Klub», sagt Frankreichs Keeper. «Das geht mir unter die Haut. Ich mag ihn. Er ist ein grossartiger Spieler, ein grossartiger Mensch.»

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Rekord-Kollege Rooney lässt ebenfalls nichts auf den 1,88-Meter-Mann kommen. «Ich bin stolz auf die Jungs», schreibt er auf Twitter. «Und Glückwunsch an Harry zum Rekord, er wird ihn bald alleine halten und ich kann mir niemanden besseres vorstellen, der ihn knackt. Kopf hoch, Harry!»

Schöne Worte. Auch wenn sie für Kane im Moment nur ein schwacher Trost sein dürften. (bir)

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