Eigentlich will er erst nach der EM Schluss machen. Doch nach der bitteren Quali-Blamage gegen Nordmazedonien wirds schon jetzt eng für Jogi Löw.
Denn der Tenor bei unserem nördlichen Nachbarn ist eindeutig: Jogi muss noch VOR der EM weg! Die «Bild» titelt in grossen Lettern: «Es ist vorbei, Jogi!»
«Die Welt lacht nur noch über uns»
Im gesalzenen Kommentar schreibt Sportchef Matthias Brügelmann: «Es ist das dritte historische Debakel, das Jogi Löw (61) nach vielen erfolgreichen Jahren als Bundestrainer zu verantworten hat. Das erste WM-Vorrunden-Aus der deutschen Fussball-Geschichte in Russland. Die höchste Niederlage seit 1931 mit dem 0:6 in Spanien. Und jetzt dieses 1:2 gegen Nordmazedonien, die Nummer 65 der Weltrangliste.»
Weiter heisst es: «Die Fussball-Welt lacht nur noch über uns! Bei einem Bundesliga-Verein würde Löw spätestens jetzt seinen Job verlieren – und das zu Recht! Löws Weltmeistertrainer-Zauber ist leider verflogen. Seine Verdienste um den deutschen Fussball sind unbestritten, doch seine Zeit ist vorbei. Das ist traurig, aber wahr.»
86 Prozent sind für Jogi-Rauswurf
Beim «Bild»-Voting mit der Frage «Muss Jogi Löw noch vor der EM gehen?» stimmten am Donnerstagmittag rund 40'000 Leser ab – 86 Prozent davon sagen Ja.
Deshalb wird gefordert: «Falls Löw das nicht selbst einsieht und schon jetzt gesichtswahrend den Platz freimacht, muss der DFB handeln, um einen Erfolg bei der Europameisterschaft nicht fahrlässig aufs Spiel zu setzen. Ralf Rangnick und U21-Coach Stefan Kuntz sind sofort verfügbar. Beide gelten ja ohnehin als Kandidaten, um im Sommer den Posten zu übernehmen und die Mannschaft zur WM 2022 zu führen. Es spricht alles dafür, diesen Schritt vorzuziehen.»
«... darf als Entschuldigung nicht durchgehen»
Auch beim «Kicker» ist das Urteil vernichtend: «Es war ein ernüchternder, ein erschreckender Abend für die DFB-Delegation. Müdigkeit, die der Bundestrainer bemühte, darf als Erklärung oder gar Entschuldigung nicht durchgehen. Doch nicht gegen solche Gegner! Ausserdem hat er selbst die Mannschaft so aufgestellt. Der ausgerufene Aufbruch erlebte nun schon wieder einen Abbruch, zumindest vorerst. Diese neuformierte deutsche Nationalmannschaft steckt noch mitten in ihrer Neuorientierung und Findungsphase. Spielerisch, taktisch, psychologisch. In den Beinen und im Kopf.»
«Trainerwechsel wirds jetzt nicht geben»
Die «FAZ» schreibt unterdessen, dass Löws angekündigter Abschied vorteilhaft sei: «Am Abend in Duisburg konnte man sich schnell ausmalen, was losgewesen wäre, wenn Löw seinen Rückzug nicht schon bekanntgegeben hätte. Nun erweist sich die frühzeitige Ankündigung als durchaus vorteilhaft mit Blick auf das kontinentale Turnier im Juni und Juli. Einen vorzeitigen Trainerwechsel wird es jetzt auch nicht mehr geben.»
«Löw droht ein ganz trauriger Abgang»
Von «fahrlässig, unfassbar, beängstigend und erbärmlich» schreibt der «Sportbuzzer». Und weiter: «Immer wieder hatten sich in den vergangenen Tagen verschiedene Spieler dazu geäussert, dass sie dem scheidenden Löw einen wunderbaren Abschied schenken wollen, am liebsten mit einem Titel. Diese Aussagen klingen nach dem erbärmlichen Auftritt gegen die Fussballzwerge aus NORDMAZEDONIEN fast wie ein Hohn. Zur Erinnerung: Bei der EM heissen die deutschen Gegner bereits in der Vorrunde Frankreich (Weltmeister), Portugal (Europameister) und Ungarn. In dieser Verfassung droht Löw dagegen ein ganz trauriger Abgang.»
Rufe nach Weltmeistern immer lauter
Klar, dass nach so einer Blamage in erfolgreicheren Zeiten geschwelgt wird – und so die Rufe nach den Rio-Weltmeistern von 2014 immer lauter werden. Etwa jener nach Thomas Müller (31). Im «RTL»-Studio sagt Uli Hoeness (69): «Er ist einer, der da unbedingt reingehört, weil er immer für Tore gut ist. Er kann auf jeden Fall jeder Mannschaft der Welt in bestimmten Situationen helfen. Vor allem ist er auch ein Spieler, der immer gut gelaunt ist. Gerade in einem Turnier, in dem die Mannschaft vier Wochen zusammen ist, kann er einer Mannschaft guttun.»
Hoeness würde 5 Spieler streichen
Weniger zu suchen in der DFB-Elf haben laut Hoeness indes andere Spieler. So sagt er etwa über Robin Gosens: «Das ist ein Spieler, der mich heute nicht überzeugt hat. Einer, der nicht unbedingt gebraucht wird. Aber mal sehen…» Und über Frankfurts Amin Younes: «Er hat in Frankfurt gut gespielt. Ob er ein Spieler ist, der die Nationalmannschaft weiterbringt, wage ich zu bezweifeln.» Auch die BVB-Stars Marco Reus und Julian Brandt landen auf der Streichliste von Hoeness: «Ne, die haben in der letzten Zeit ja auch nicht bewiesen, dass sie Spiele entscheiden können. Und bei einer Europameisterschaft brauchst du Spieler, die die Mannschaft weiterbringen.» Dies würde seiner Ansicht nach auch Julian Draxler nicht können: «In Paris ist er nicht richtig weitergekommen. Er ist ein guter Spieler. Teils Stammspieler, teils nicht, aber ich glaube nicht, dass er der deutschen Nationalmannschaft entscheidende Impulse geben kann.»
Trotz seiner Mega-Gurke zehn Minuten vor Schluss, als er den Sieg kläglich vergibt (siehe Video oben), ist derweil aber Timo Werner für Hoeness dabei: «Er gehört auch dazu. Irgendwann geht der Knoten wieder auf!» (wst)