Anruf bei Hugo Hurni. Nach langen Sekunden des Schweigens gibts endlich eine Antwort. «Ich Klub-Weltmeister? Nein, das wusste ich natürlich nicht. Das macht mich jetzt rückblickend fast ein bisschen stolz.»
Der heute 71-jährige Hurni stürmte in den 70er-Jahren für den FC Grenchen. Am 16. Oktober 1974 traf er im Cup-Achtelfinal auswärts auf Sion. In der 84. Minute erzielte er im Tourbillon den 2:1-Siegestreffer. Er schoss damit den FC Grenchen zum inoffiziellen Klubweltmeistertitel. Nur wusste das damals noch niemand!
Der Kopf hinter der inoffiziellen Fussballklub-WM, der UFCC, ist Steve Street. Zusammen mit einem Kumpel kam der Engländer – wie könnte es auch anders sein – einst auf die Idee, die UFCC ins Leben zu rufen. 16 Jahre lang durchforsteten die zwei in Bibliotheksarchiven alte Zeitungen. 2020 waren sie mit ihrer Arbeit endlich durch.
Wie der Titel in die Schweiz kam
Das Konzept dahinter ist einfach, aber witzig. Sie gingen vom ersten offiziellen Fussball-Wettbewerbsspiel der Geschichte aus. Das war die Partie zwischen Upton Park und den Clapham Rovers in der ersten Runde des FA-Cups am 11. November 1871. Die Rovers siegten damals 3:0 und waren dadurch der erste Klubweltmeister. Wer dann wiederum Clapham schlug, entriss ihnen den Titel.
Weil es damals noch keine internationalen Wettbewerbe gab, blieb der Titel während Jahrzehnten auf der Insel. Das änderte sich erst 1958, als Wolverhampton im Europacup der Landesmeister gegen Schalke verlor. Damit war nach 87 Jahren erstmals ein nicht britisches Team Klubweltmeister.
1973 erreichte der Titel erstmals die Schweiz. Dank eines Siegs von Lausanne im Uefa-Cup gegen Roter Stern Belgrad. Am 16. Oktober 1974 kam es dann zum besagten Spiel zwischen Sion und Grenchen. Hurni erinnert sich liebend gerne an diesen Abend und sein Siegestor zurück: «Das war ein schönes Goal. Ich schoss etwa aus 17 Metern flach ins linke Eck. Wir hatten natürlich Freude, da wir dadurch im Cup eine Runde weiterkamen.» Nach wenigen Tagen war Grenchen den Titel übrigens bereits wieder los – Niederlage in der Nati B gegen Etoile Carouge.
Jetzt ist der Titel in Ungarn
Dass in der UFCC wirklich jeder den Titel gewinnen kann, zeigt das Beispiel von CE Palavas, einem französischen Fünftligisten nahe Montpellier. Die waren zwischen Januar und Oktober 2016 zehn Monate lang der Titelträger.
Wie es dazu kam? Das Unheil fing an, als Monaco 2004 im Europacup Real Madrid schlug. In den Jahren darauf verlor immer mal wieder ein höher klassierter Klub im Coupe de France gegen einen Aussenseiter. Deshalb wanderte der Titel immer tiefer in die Niederungen des französischen Amateurfussballs. Doch 2018, nach langen Jahren in der Provinz, kehrte die Auszeichnung wieder in den Profifussball zurück.
Mittlerweile fanden in der UFCC 5198 Spiele statt. Seit Dezember 2021 gehört der Titel dem ungarischen Erstligisten Debrecen. Wie er es dorthin geschafft hat? Sie haben es erahnt, das wäre wiederum eine längere Geschichte. Klar ist: Bis mindestens Ende Januar bleibt er in Debrecen. Der Winterpause sei Dank.