Zwei Jahre nach Chaos-GV
Alpstaeg und Bieri nähern sich an – FCL-Schulden wachsen

Der Aktionärsstreit beim FC Luzern dauert schon über zwei Jahre an. Trotz vieler Gerichtsverfahren gibt es Anzeichen für Entspannung. Die Parteien zeigen sich gesprächsbereit, um den Konflikt beizulegen.
Publiziert: 15.12.2024 um 15:31 Uhr
1/5
Bernhard Alpstaeg gibt den Kampf um den FC Luzern nach wie vor nicht auf.
Foto: Pius Koller
RMS_Portrait_AUTOR_909.JPG
Carlo Emanuele FrezzaReporter Fussball

Mehr als zwei Jahre dauert schon der Aktionärsstreit beim FC Luzern. Absehbar ist es nach wie vor nicht, wann das Kriegsbeil begraben wird. Dafür sind zu viele Gerichtsverfahren hängig. Doch allmählich tut sich was. So sind zumindest die deutlich sanfteren Töne zu interpretieren, die die beiden Parteien von sich geben.

Blick hat deshalb Bernhard Alpstaegs (79) Sprecher Sacha Wigdorovits (72) im Vorfeld der Generalversammlung der FCL Holding AG am Montagabend auf das Verhältnis zu Aktionär Josef Bieri (67) angesprochen. «Ich persönlich habe zu ihm ein sehr gutes Verhältnis. Wir tauschen uns regelmässig aus – natürlich immer in Absprache mit Herrn Alpstaeg. Auch Josef Bieri ist es ein Anliegen, den Streit möglichst bald beizulegen. Hoffentlich finden wir dazu bald eine für alle Beteiligten akzeptable Lösung.»

FCL-Finanzen machen Alpstaeg Sorgen

Vor zwei Jahren klang das deutlich anders. Die damalige GV im Schützenhaus drei Tage vor Heiligabend sorgte für eine Zäsur in der Klubgeschichte. Damals strich der Verwaltungsrat Alpstaeg ein Aktienpaket von 25 Prozent, machte dadurch seine Aktienmehrheit zunichte und verhinderte somit die eigene Abwahl.

Seither ist es sportlich zwar durchaus in die richtige Richtung gegangen. Finanziell aber schreibt der Klub Jahr für Jahr ein Minus. «Der FCL steht heute vor einem Schuldenberg von über 20 Millionen Franken, sein Eigenkapital ist negativ und beträgt minus 6,8 Millionen Franken. Sogar in der Saison 2023/24, als er dank des Verkaufs von Ardon Jashari mit Transfers unter dem Strich über 5,5 Millionen verdiente, gabs ein Millionendefizit», so Wigdorovits.

«VR hat Ernst der Lage erkannt»

Wie der FCL den Turnaround vollziehen soll, ist dem Kommunikationsprofi ein Rätsel. «Das wird sich erst nach einer gründlichen Prüfung der Zahlen, Organisation, Verträge und so weiter beurteilen lassen. Eine solche unabhängige Überprüfung verlangt Herr Alpstaeg seit mehr als zwei Jahren», betont Wigdorovits.

Bis es dazu kommt, dürfte noch etwas Zeit vergehen. In der Zwischenzeit verfolgt die Alpstaeg-Seite die vielen Personalrochaden auf der Geschäftsstelle mit besonderem Interesse. «Der Umbruch zeigt, dass der Verwaltungsrat des FCL und der neue CEO Simon Laager den Ernst der Lage erkannt haben. Sie sehen offensichtlich auch, dass es so nicht weitergehen kann.»

«Wolf hatte die Zahlen ganz klar nicht im Griff»

Eine Person, die der Klub in diesen Tagen verlässt, ist Präsident Stefan Wolf (53). Für Alpstaeg und Wigdorovits einer der Hauptverantwortlichen für die miese Finanzlage. «Stefan Wolf war mit seiner Beliebtheit für den FCL ein guter Botschafter. Aber ein CEO muss auch die Zahlen im Griff haben, und das hatte Stefan Wolf ganz klar nicht.»

Ob Wolfs Nachfolger, Simon Laager (42), der zuletzt Geschäftsführer der SCL Tigers war, es richten kann? «Wir kennen ihn nicht und können deshalb nicht beurteilen, ob er der Richtige ist, um den FCL zu retten. Das wird sich zeigen, wenn er seinen Sanierungsplan vorlegt und diesen umsetzt», meint Wigdorovits.

Ans Aufgeben denkt Alpstaeg nicht

Der erste Eindruck sei jedenfalls gut. Das hat mit einem Interview von Laager in der «Luzerner Zeitung» zu tun, in dem er sagt, dass er sich auf einen Kaffee mit Alpstaeg freue. «Über sein Gesprächsangebot hat sich Herrn Alpstaeg gefreut, und er wird zu gegebener Zeit darauf zurückkommen», erklärt Wigdorovits.

Sicher ist: Den Kampf um den FCL will Alpstaeg nach wie vor nicht aufgeben. «Dass er hin und wieder sagte, ‹dann sollen sie doch selber schauen, wie sie den Karren aus dem Dreck ziehen›, ist verständlich, nachdem ihn der Verwaltungsrat so schlecht behandelt und auch noch aufs Übelste diffamiert hat. Doch Herr Alpstaeg ist ein Unternehmer, und er gibt nicht so schnell auf – schon gar nicht, wenn ihm Unrecht widerfährt.»

An der GV am Montagabend wird Alpstaeg aber nicht persönlich teilnehmen. Brisante Neuigkeiten sind nicht zu erwarten. Der Abend dürfte vor allem im Zeichen der Verabschiedung Wolfs stehen. Deshalb lässt sich Alpstaeg wie schon vor einem Jahr von einem Stimmrechtsvertreter vertreten. Und daraufhin wird er insbesondere die Wiederwahl und die Entlastung des Verwaltungsrates anfechten. Ein Schritt, den er vollziehen muss. Denn sonst würde er die Beschlüsse der GV, welches dieselben wie in den Jahren zuvor sind, de facto akzeptieren.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
18
6
31
2
FC Basel
FC Basel
18
21
30
3
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
18
9
30
4
FC Luzern
FC Luzern
18
3
29
5
Servette FC
Servette FC
18
2
29
6
FC Zürich
FC Zürich
18
-1
27
7
FC Sion
FC Sion
18
4
26
8
FC St. Gallen
FC St. Gallen
18
6
25
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
18
-4
23
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
18
-12
17
11
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
18
-10
15
12
FC Winterthur
FC Winterthur
18
-24
13
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?