«YB und Basel werden auf dem Markt noch zuschlagen»
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FCZ-Trainer Breitenreiter:«YB und Basel werden auf dem Markt noch zuschlagen»

YB, Zürich oder Basel
Wer hat im irren Titelrennen 2022 die Nase vorne?

FCZ, Basel oder YB? Wer holt sich die Meisterschaft 2022? Blick sagt, was für und was gegen die drei Titelaspiranten spricht.
Publiziert: 28.01.2022 um 00:38 Uhr
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FCZ-Präsident Ancillo Canepa hat sein Team zusammenhalten können.
Foto: freshfocus
Alain Kunz, Stefan Kreis, Matthias Dubach

Das spricht für den FCZ

Im Gegensatz zu den Rivalen Basel und YB verzeichnet Zürich keinen einzigen Abgang im Kernteam. Alle Stammkräfte und auch alle Spieler aus der zweiten Reihe sind geblieben – auch auf präsidiales Geheiss. Denn FCZ-Boss Ancillo Canepa wollte das Team, das im Herbst zum Super-League-Leader zusammengewachsen ist, unbedingt zusammenhalten. Die Mechanismen sind eingespielt und konnten nun in der Winterpause im Trainingslager nochmals verfeinert werden. Der FCZ will in der zweiten Saisonhälfte mit noch mehr Tempo die Gegner überfallen. Auch das Feintuning im Kader passt: Mit Innenverteidiger Karol Mets wurde die dünne Personaldecke in der Abwehr aufgemöbelt. Und bei Zürich gibts im Gegensatz zum FCB und YB keine grosse Gefahr, Ende Saison vor einen Scherbenhaufen zu stehen. Trainer Breitenreiter: «Egal, was noch kommt, diese Saison wird besser sein als die letzte des FCZ.»

Das spricht gegen den FCZ

Die Vorrunden-Daten der erwartbaren Punkte im Vergleich mit den erzielten Punkten sind eine deutliche Warnung. Zürich hat im Schnitt 0,87 Punkte mehr erzielt, als man gemäss diesem Statistikmodell erwarten konnte. Sprich: Zürich hat eigentlich zu viele Punkte geholt. Tatsächlich holte man oft in der Nachspielzeit noch Punkte oder gar Siege. Wenn der Leader nicht erneut eine derart gute Ausbeute und ein aussergewöhnliches Wettkampfglück an den Tag legt, wirds im Titelkampf eng. Völlig offen ist auch, wie das Team auf eine sieglose Phase reagieren würde, denn selbst Breitenreiter sagt: «Es wird passieren, dass wir ein Spiel verlieren. Oder auch mal zwei.» Für den Trainer wärs kein Problem, sofern die Leistungen gestimmt haben. Aber fürs Rennen gegen ein womöglich entfesseltes YB wäre es Gift. Dazu kommt: In welcher Form Knipser Assan Ceesay vom Afrika-Cup zurückkommt, ist völlig offen.

Das spricht für den FCB

Die Defensive, die gewinnt bekanntlich Meisterschaften. Und keine Mannschaft hat weniger Gegentreffer kassiert als der FC Basel. Das liegt in erster Linie daran, dass man mit Heinz Lindner einen Goalie hat, der fast keine Fehler macht, auf der Linie überragend hält und dem FCB mit seinen sensationellen Paraden schon zig Punkte gerettet hat. Mit Eray Cömert verlieren die Basler zwar einen Nati-Verteidiger an Valencia, Boss David Degen aber hat im Abwehrzentrum noch Verstärkung angekündigt. Mit Andy Pelmard, Nasser Djiga und Albian Hajdari hat man drei Innenverteidiger im Kader, die wohl bei fast jedem anderen Super-Ligisten in der Startelf stehen würden. Auch auf den Aussenbahnen sind die Bebbi gut besetzt, mit Linksverteidiger Noah Katterbach kommt ein deutscher U21-Nationalspieler aus Köln.

Das spricht gegen den FCB

Die Offensive. Die war in der Vorrunde schlechter als jene der direkten Meisterkonkurrenten aus Zürich und Bern. Und mit Arthur Cabral und Edon Zhegrova verliert der FC Basel zudem rund siebzig Prozent (!) seiner Skorerpunkte. Ob die Neuen gleich einschlagen werden, ist ungewiss, die Offensive ein Problem. Gegen den FC Luzern dürfte mit Darian Males ein Spieler im Sturmzentrum beginnen, der eigentlich hinter der Spitze zu Hause ist. Während die Young Boys mit Nsame, Siebatcheu, Kanga und Monteiro gleich über vier Mittelstürmer verfügen, suchen die Basler zwei Spieler, um den Abgang von Cabral zu kompensieren. Gelingt das nicht, dann wirds schwierig mit dem Meistertitel.

Das spricht für YB

Man spürt es in den Gesprächen mit den Bernern: Das Selbstverständnis, diesen Titel trotz des Rückstands holen zu können, ist riesig. Das hat fast schon bayerische Ausmasse. Zumal die Doppelbelastung mit der Champions League wegfällt. YB wird trotz der (nicht speziell relevanten) Abgänge von Hefti und Aebischer das beste Team der Rückrunde sein, keine Frage. Dazu ist die Offensivpower zu gross, der (neue) Goalie Racioppi zu stark, Abwehrchef Lustenberger zu clever, das zentrale Mittelfeld um Jahrzehnt-Talent Rieder zu robust, der Sturm mit den vier Stossstürmern, der Flügelzange Fassnacht und Ngamaleu und mit Wirbelwind Elia zu schlagkräftig und das Kader zu breit. Jean-Pierre Nsame wird erst im März wieder bei hundert Prozent sein. Ist das nicht ein Nachteil? Nein! Denn erst dann gehts um die Wurst!

Das spricht gegen YB

Eigentlich hat YB nur ein Problem: Und das sind die acht Punkte Rückstand auf den FC Zürich. Selbst wenn die Zürcher die beiden Direktduelle verlieren sollten, haben sie es immer noch in der eigenen Hand, Meister zu werden. In der Vorrunde hat man eben gesehen, was passiert, wenn ein Team grosses Verletzungspech hat und die Doppelbelastung mit dem medialen Hype um die Champions League viel Energie frisst. Vor allem mentale. Ob es dennoch reicht? Mmh. Und dann ist da noch die perfekte Vorbereitung – eine Gefahr! Fünf Testspiele, alle klar gewonnen. 24 Tore geschossen. Die Maschinerie läuft und rollt scheinbar unaufhaltsam. Läuft es fast zu gut? Sodass die Problemlosigkeit zur Gefahr wird? Trainer David Wagner formuliert es so: «Ich spiele doch lieber ’ne gute Vorbereitung als ’ne weniger gute. Wir haben ’ne gute Vorbereitung gespielt. Aber es bleibt ’ne Vorbereitung.» Und doch: Auch in einem Himmel voller Geigen kann es Dissonanzen geben.

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