«Lage auf dem Transfermarkt war schwierig»
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YB-Verbleib beflügelt Nsame:«Lage auf dem Transfermarkt war schwierig»

YB-Tormaschine Nsame
«Klar hätte ich viel mehr Geld verdienen können»

Nach durchzogenem Start ist Jean-Pierre Nsame (27) wieder das Tormonster der letzten Saison: Fünf Tore in den letzten fünf Spielen. Schon vier in Europa. Das grosse Interview über Angebote, Geld und Glück.
Publiziert: 28.10.2020 um 15:48 Uhr
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Aktualisiert: 28.10.2020 um 16:15 Uhr
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Jean-Pierre Nsame im Gespräch mit BLICK-Reporter Alain Kunz.
Foto: ALAIN KUNZ
Alain Kunz

Bonjour, Jean-Pierre. Gesund und munter?
Jean-Pierre Nsame:
Alles bestens. Wir sind nach diesem schönen Sieg gegen Luzern wieder auf Platz eins. Das haben wir angestrebt. Und wir sind in der Meisterschaft immer noch ungeschlagen. Meiner Tochter, die mit ihrer Mutter in der Nähe von Nantes lebt, geht es auch bestens. Wir tauschen uns täglich in Bezug auf die Situation aus. So bin ich auch im Kopf ruhig.

Und Sie sind wieder das Tormonster der letzten Spielzeit: Fünf Tore in den letzten fünf Spielen. Das war anfangs Saison noch anders.
Klar. Aber wir haben ja auch keine echte Pause gehabt, um die Batterien wieder aufzuladen. Nur zwei Wochen, und das war nicht wirklich freie Zeit. Und als Offensivspieler gibt es Perioden, in denen es läuft, und solche, in denen weniger reingeht. Ich habe einfach immer mit der Grundidee weitergemacht, meinen Partnern zu helfen. Ich habe genau gleich viel Freude an einem Assist wie an einem eigenen Tor.

Haben Sie wirklich nie Zweifel gehabt, als sie plötzlich nicht mehr trafen?
Nein, kein bisschen! Zweifeln ist etwas, das nicht zu mir gehört. Oder sagen wir es so: ich habe längst gelernt, mit solchen Situationen umzugehen. Als ich jünger war, hatte das Auswirkungen, wenn ich solche Perioden hatte. Heute kaum noch, weil ich weiss, dass es in einer Saison Hochs und Tiefs gibt. Da bleibe ich unterdessen total ruhig. Was ich allerdings auch tue, wenn ich treffe und treffe …

Also war es logisch, fast schon ein Automatismus, dass Sie wieder treffen würden?
Nein, das dann doch wieder nicht. Aber ich habe grösstenteils die gleichen Mitspieler wie letztes Jahr, wir machen gemeinsam weitere Fortschritte. Mit gewissen Teamkollegen ist das nun schon vier Jahre der Fall. Da gibt es keinen Grund, dass das nicht wieder läuft. Nein, wegen der extrem kurzen Pause wussten wir, dass es in den ersten Spielen kompliziert werden könnte.

Ich habe eine weitere These: Sie treffen wieder, seit Sie im Kopf frei sind, weil das Thema Auslandtransfer für diese Periode erledigt war.
Unbewusst hatte das Einfluss, ja. Umso mehr nach einer Saison wie der letzten. Auch wenn das der Job des Beraters ist: Man fragt als Spieler schon auch, wo man künftig allenfalls spielt.

Warum ist es denn nicht zu einem Transfer gekommen, trotz einiger Offerten?
Ich habe immer gesagt, dass ich nur gehe, wenn ich etwas kriege, dass ich bei YB nicht habe. Das habe ich nicht gefunden. Und deshalb war schon zwei, drei Wochen vor Transferschluss praktisch klar, dass ich in Bern bleiben würde.

Wirklich? Und wenn in letzter Sekunde ein Topklub aus Spanien oder England oder so Interesse gehabt hätte?
Damit ein Transfer unter guten Bedingungen stattfinden kann, muss das Timing stimmen. Auch, dass der Klub die Zeit hat, einen neuen Stürmer zu finden, um mich zu ersetzen. Ich wollte YB nicht ohne Nachfolger zurücklassen. Das haben wir auch so besprochen. Aber eine Offerte in den letzten 24 oder 48 Stunden? Ich treffe nicht gerne überschnelle Entscheidungen. Dennoch haben wir diese unwahrscheinliche Situation nicht ganz ausgeschlossen. Aber es ist ja nicht dazu gekommen. Und ich bin nun glücklich, dass ich geblieben bin.

Was waren denn die Offerten, die für Sie nicht in Frage kamen? Man hörte von Lokomotive Moskau oder Dijon.
Es gab einen Klub aus Moskau. Aber das war für mich keine Destination, die ich in Betracht ziehen wollte. Auch wenn das Angebot verlockend war. Ebenso jene aus China und Saudi-Arabien. Oder dann hatten kleinere Klubs aus der Ligue 1 Interesse. Aber das war nicht besser als bei YB zu bleiben.

Aber doch eine viel grössere Liga mit der Ligue 1!
Klar. Aber es wacht sich doch am Morgen viel einfacher auf, wenn man weiss, man spielt in jedem Match um die Tabellenführung und international, als dass es in jedem Spiel darum geht, in der Liga zu bleiben. Dazu kommen die Ruhe und die Gelassenheit, die ich in Bern vorfinde. Nicht viele Klubs bieten dir ein Gesamtpaket an wie YB und Bern.

Aber Sie hätten viel mehr Geld verdienen können.
Das hätte ich, ganz klar. An allen Orten. Aber ich wäre nicht glücklich geworden. Ich basiere meine Karriere nicht darauf, möglichst viel Geld zu verdienen. Ich will, dass meine Karriere mit dem korrespondiert, was ich als Mensch verkörpere. Das heisst: In erster Linie Spass auf dem Platz zu haben und mich wohlzufühlen, wo ich bin. Das Geld ist da zweit- oder sogar drittrangig. Und ich denke, ich bin ein sehr geerdeter Mensch.

Zum Spiel am Donnerstag in Cluj. YB steht nach dem 1:2 gegen die Roma unter Druck.
Wir müssen dort ans Werk gehen wie in den letzten drei Spielen gegen Servette, die Roma und Luzern. Und die drei Punkte mitnehmen, die uns gegen die Italiener entgangen sind. Aber Druck? Die Europa League ist doch etwas Wunderbares. Ich darf nun zum vierten Mal in Serie europäisch spielen. Andere entdecken das erst oder erleben es nie. Wir kennen unsere Stärken. Diese, unsere Mentalität und der Teamspirit werden den Unterschied zu unseren Gunsten ausmachen. Davon bin ich überzeugt, auch wenn Cluj ein sehr gefährlicher Gegner ist.

Aber der Resultatdruck ist da. YB darf nicht verlieren.
Es wäre schon gut, in Rumänien nicht zu verlieren. Wir haben mit der Roma gegen die klar favorisierte Mannschaft in der Gruppe gespielt. Gegen die beiden anderen Teams müssen wir nun Punkte holen, ganz klar. Aber man darf nicht mit zitternden Beinen und Angst ins Spiel gehen, sondern mit Respekt und ohne Arroganz.

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