YB-Sportchef Steve von Bergen
Wie es mit Wicky weitergeht, was er zum Goalie-Duell sagt

Beine hochlagern, nur weil YB im letzten Champions-League-Gruppenspiel nichts mehr zu verlieren hat? Gibt es bei Energiebündel Steve von Bergen (40) nie! Der Sportchef zu Wicky, den Goalies und Nsame.
Publiziert: 13.12.2023 um 00:02 Uhr
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Aktualisiert: 13.12.2023 um 17:50 Uhr
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So soll es gemäss Sportchef Steve von Bergen auch 2024 sein: Die Goalies David von Ballmoos (l.) und Anthony Racioppi (r.) sind beide nach wie vor bei YB.
Foto: Claudio de Capitani/freshfocus
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Alain KunzReporter Fussball

Blick: Steve von Bergen, was würden Sie dem 3:0 gegen St. Gallen auf einer Attraktivitätsskala von eins bis zehn geben?
Steve von Bergen: Es war ein gutes Spiel. Wir haben aggressiv gespielt. Hoch gepresst. Unter dem Strich eine Sieben.

Also war das Spiel attraktiv?
Ich schaue das Spiel ja nicht wie ein normaler Zuschauer. Aber ich bin sicher, es war unterhaltsam für die Fans. 

Bedeutet also: YB spielt nun auch attraktiv nach den Diskussionen um öde Spiele. YB hat das Champions-League-Ziel erreicht. YB hat in der Meisterschaft vier Punkte Vorsprung. Und auch im Cup ist YB noch dabei. Da müssen Sie doch unverzüglich mit dem Trainer verlängern, der alle Vorgaben erreicht, oder?
Wir haben Spiele in einem extremen Rhythmus. Ich bin jeden Tag im Austausch mit Raphael Wicky. Aber wir machen uns keinen Stress. Anfang Jahr setzen wir uns zusammen.

Dann wird also im Januar verlängert. Fix?
Nochmals: Anfang 2024. Wenn ich Januar sage, dann kommt ihr am 20. Januar und sagt: Der Monat ist bald vorbei. Ich habe auch einiges gelernt in diesem Business und sage: Anfang Jahr.

Gelernt auch von der vorzeitigen Ankündigung im April, David von Ballmoos werde wieder die Nummer eins sein, sobald er wieder fit sei. Dann war alles komplett anders.
Das ist nicht falsch. Zu diesem Zeitpunkt war zu erwarten, dass es in diese Richtung gehen würde. 

Und dann hat sie Anthony Racioppi mit teils unglaublichen Spielen überrascht.
So ist es. Deshalb haben wir uns für ihn entschieden. Und nicht etwa gegen David. Aber ich stehe zu dem, was ich damals gesagt habe.

Zurück zu Wicky. Will YB mit ihm verlängern?
Die erste Person, mit der ich darüber rede, ist Raphael. Egal, in welche Richtung es geht. Mit maximal vier Personen in einem Büro.

Wer?
Wicky, eventuell sein Berater, Christoph Spycher, und ich.

Dieselbe Frage für Jean-Pierre Nsame, der so richtig aufblüht. Auch dessen Vertrag läuft aus. Will YB mit ihm verlängern?
Er hat seit 2017 eine einzigartige Geschichte mit YB. Wir sind nun an einem Punkt, an dem wir mit ihm sprechen. Aber vielleicht will er nach etwas anderem Ausschau halten in seiner Karriere. Aus Respekt vor ihm machen wir keinen Druck. Wir schauen im Januar. 

Es ist bald wieder Transferzeit. Wo hat YB Bedarf?
Wir müssen nicht zwingend jemanden holen. Wir haben 27 Spieler unter Vertrag. Umgekehrt haben unsere Spieler auch durch die Champions League Interesse geweckt. Da kommt sicher das eine oder andere Angebot. Ein Faktor wird auch der Afrika-Cup sein, wenn unsere Spieler, die daran teilnehmen, bei uns die Vorbereitung und mehrere Spiele verpassen werden.

Kastriot Imeri fällt bis Ende Saison aus. Und die YB-Flügel haben zuletzt gelahmt.
Das ist Ihre Meinung.

Ist es. Teilen Sie die nicht?
Wir haben mit Males, Monteiro, Colley, Lakomy, Rrudhani und Ugrinic derzeit sechs Aussenspieler. Für mich hat das nicht höchste Priorität.

Das Gerücht um Chris Bedia von Servette: Ist da was dran?
Nein!

Wie schauts aus mit den Goalies? Mit wem wollen Sie in die Rückrunde starten?
Der Trainer hat gesagt, dass er im Moment Spiel für Spiel entscheide. Auch ich weiss noch nicht, wer gegen Leipzig spielt. So soll es auch sein. David von Ballmoos hat die beiden Spiele vor Heimpublikum erhalten, nachdem er so hart gearbeitet hat, um zurückzukommen. Davor hat Anthony Racioppi meistens exzellent gehalten. Wir sind sehr glücklich, zwei derart starke Torhüter zu haben.

Ist es eine Option, mit beiden ins neue Jahr zu gehen?
Es haben beide einen Vertrag. Klar, ist das die erste Option.

Viele Experten sagen, dass das nicht gehen werde, man müsse einen verkaufen oder ausleihen.
Wenn wir eine Nummer eins definieren, bedeutet das nicht, dass wir nicht eine grossartige Nummer zwei haben können. In der Rückrunde werden wir mindestens 21 Spiele haben. Vielleicht noch mehr. Das ist keine normale Meisterschaft. Wir wollen Konkurrenz auf jeder Position. Das gilt auch für die Goalies. Ich werde nie sagen, das kann nicht gehen mit den beiden. Und mit dem nach Winterthur ausgeliehenen Marvin Keller haben wir einen dritten Top-Torwart.

Gutes Stichwort: Könnten Sie ihn bei Bedarf im Winter zurückholen? Gibt es eine Klausel im Leihvertrag?
Das ist heute nicht der Plan.

Aber theoretisch könnten Sie ihn jederzeit zurückholen?
Es ist, wie gesagt, nicht der Plan. Weil wir mit unseren beiden Top-Goalies rechnen.

Nun gehts nach Leipzig. Ziemlich stressfrei und relaxed – oder?
Es gibt immer Stress, wenn Champions League ist. Sie waren doch bei allen Champions-League-Spielen dabei?

So ist es.
Bekommen Sie dann nicht auch ein bisschen Vorfreude und Stress, wenn Sie die Hymne hören? Also zumindest bei uns ist der Tag noch nicht da, an welchem die Königsklasse Normalität ist. Deshalb ist es kein bisschen egal, was in Leipzig passiert. Und wir spielen gegen einen Bundesligisten, der eben in Dortmund gewonnen hat.

Worum gehts sportlich? YB kann mit einem Sieg einen neuen eigenen Punkterekord aufstellen und den ersten Auswärtssieg landen. Und sonst?
Wir haben zu Hause gegen Leipzig nicht schlecht gespielt, aber nicht gepunktet. Nun wollen wir beweisen, dass wir etwas gelernt haben.

Steve von Bergen persönlich

Geboren 1983 in Neuenburg und aufgewachsen im Kanton Fribourg, startete Steve von Bergen ab dem Jahr 2001 bei seinem Ausbildungsverein Xamax als Innenverteidiger durch. 2005 folgte der Wechsel zum FC Zürich unter Lucien Favre. Nach zwei Meistertiteln ging er 2007 gemeinsam mit seinem Förderer Favre in die Bundesliga zu Hertha BSC. 2010 landete er in Italien, ehe er 2013 in die Schweiz zurückkehrte und fortan für die Young Boys spielte. Im Herbst 2006 wurde Von Bergen Schweizer Nationalspieler, verpasste die Heim-EM 2008 aber verletzungsbedingt. An der WM 2010, der WM 2014 und der EM 2016 nahm er teil, insgesamt kommt er auf 50 Länderspiele. Bei den YB-Meistertiteln 2018 und 2019 spielte Von Bergen eine wichtige Rolle, beendete daraufhin nach sechs Jahren im Verein seine Karriere. Seit Sommer 2022 amtet er in Bern als Sportdirektor. Mit seiner Ehefrau Haira hat er zwei Kinder.

Geboren 1983 in Neuenburg und aufgewachsen im Kanton Fribourg, startete Steve von Bergen ab dem Jahr 2001 bei seinem Ausbildungsverein Xamax als Innenverteidiger durch. 2005 folgte der Wechsel zum FC Zürich unter Lucien Favre. Nach zwei Meistertiteln ging er 2007 gemeinsam mit seinem Förderer Favre in die Bundesliga zu Hertha BSC. 2010 landete er in Italien, ehe er 2013 in die Schweiz zurückkehrte und fortan für die Young Boys spielte. Im Herbst 2006 wurde Von Bergen Schweizer Nationalspieler, verpasste die Heim-EM 2008 aber verletzungsbedingt. An der WM 2010, der WM 2014 und der EM 2016 nahm er teil, insgesamt kommt er auf 50 Länderspiele. Bei den YB-Meistertiteln 2018 und 2019 spielte Von Bergen eine wichtige Rolle, beendete daraufhin nach sechs Jahren im Verein seine Karriere. Seit Sommer 2022 amtet er in Bern als Sportdirektor. Mit seiner Ehefrau Haira hat er zwei Kinder.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
18
6
31
2
FC Basel
FC Basel
18
21
30
3
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
18
9
30
4
FC Luzern
FC Luzern
18
3
29
5
Servette FC
Servette FC
18
2
29
6
FC Zürich
FC Zürich
18
-1
27
7
FC Sion
FC Sion
18
4
26
8
FC St. Gallen
FC St. Gallen
18
6
25
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
18
-4
23
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
18
-12
17
11
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
18
-10
15
12
FC Winterthur
FC Winterthur
18
-24
13
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