YB-Obersportchef Spycher zu Rieder-Transfer
«Bei zehn Millionen werden wir nicht schwach»

Klartext vom obersten YB-Sportverantwortlichen: Christoph Spycher sagt, warum man Kastriot Imeri unbedingt nach Bern lotsen wollte. Und er stellt klar, dass Top-Talent Rieder nicht für 10 Millionen gehen kann.
Publiziert: 23.08.2022 um 00:13 Uhr
|
Aktualisiert: 23.08.2022 um 10:43 Uhr
1/5
YB will sein Top-Talent Fabian Rieder noch lange nicht ziehen lassen.
Foto: Claudio de Capitani/freshfocus
Alain Kunz

Christoph Spycher, wie ist das Gefühl vor dem Trip zu Anderlecht?
Christoph Spycher: Wir stehen nach der Heimniederlage unter Druck. Die Aufgabe ist nicht einfach. Aber wir glauben daran, es zu schaffen. Ganz klar.

Keine Zweifel?
Wir müssen sicher sehr gut spielen. Aber wenn wir zweifeln würden, könnten wir uns die Reisekosten sparen und in Bern bleiben.

Was würde das Verpassen der Gruppenphase bedeuten?
Wenn uns das wirtschaftlich in unserer Existenz bedrohen würde, hätten wir in den letzten Jahren etwas falsch gemacht. Aber klar ist: Wir planen jeweils mit einer Gruppenphase. Wir werden aber unseren Weg so oder so höchst ambitioniert weitergehen, mit den Wettbewerben, die bleiben.

Sie planen damit: Bedeutet das, dass eine Gruppenphase budgetiert ist?
Ja.

Mit welcher Summe? Man darf von rund sechs Millionen Franken ausgehen.
Die Grössenordnung ist nicht falsch. Wir haben vorsichtig budgetiert. Und wir haben ja bereits viel Geld erwirtschaftet diese Saison.

Mit Transfers.
Ja.

Christoph Spycher persönlich

Christoph Spycher (44) wächst in Köniz BE auf, wird aber beim FCL und bei GC gross. 2006 wechselt er in die Bundesliga zu Eintracht Frankfurt, ist dort zeitweise Captain, kehrt 2010 in seine Heimat zurück und spielt die letzten vier Karrierejahre für YB. Spycher macht 47 Länderspiele. Er arbeitet bei YB nach Karriereende zwei Jahre als Talentmanager, bevor er 2016 Sportchef wird. Er feiert vier Meistertitel, einen Cupsieg und drei Champions-League-Teilnahmen. Im Mai 2022 wird er zum Verwaltungsrats-Delegierten im Sportbereich befördert. Das Amt des Sportchefs übernimmt Steve von Bergen. YB wird mit Spycher als Ober-Sportchef zweimal Meister, einmal Cupsieger und qualifiziert sich 2024 für die Gruppenphase der Champions League.

Christoph Spycher (44) wächst in Köniz BE auf, wird aber beim FCL und bei GC gross. 2006 wechselt er in die Bundesliga zu Eintracht Frankfurt, ist dort zeitweise Captain, kehrt 2010 in seine Heimat zurück und spielt die letzten vier Karrierejahre für YB. Spycher macht 47 Länderspiele. Er arbeitet bei YB nach Karriereende zwei Jahre als Talentmanager, bevor er 2016 Sportchef wird. Er feiert vier Meistertitel, einen Cupsieg und drei Champions-League-Teilnahmen. Im Mai 2022 wird er zum Verwaltungsrats-Delegierten im Sportbereich befördert. Das Amt des Sportchefs übernimmt Steve von Bergen. YB wird mit Spycher als Ober-Sportchef zweimal Meister, einmal Cupsieger und qualifiziert sich 2024 für die Gruppenphase der Champions League.

Das Projekt mit Raphael Wicky als neuem Trainer ist bisher sehr gut angelaufen. Aber ohne Conference League würde er sehr früh das erste Saisonziel verpassen.
Manchmal erreicht man Ziele, manchmal nicht. Resultate sind aber nicht das einzige Kriterium zur Beurteilung der Arbeit. Wir stehen, wie gesagt, nicht am Scheideweg und ich bin sehr zufrieden, wie Steve von Bergen und Raphael Wicky die YB-Werte hochhalten und die Richtung vorgeben, in die wir gehen wollen.

Fakt ist aber auch, dass momentan 31 Spieler im Kader stehen. Das ist doch für eine Saison ohne Gruppenphase viel zu viel.
Unser Kader ist darauf ausgerichtet, Höchstbelastungen fahren und entsprechend rotieren zu können. Wir haben immer in allen Wettbewerben, in denen wir mitmachen, hohe Ziele. Das bleibt unverändert.

Es würde aber bei einer geringen Zahl an Verletzten und Gesperrten bedeuten, dass bis zu acht Spieler auf der Tribüne sitzen müssten.
Es ist nicht gesagt, dass die aktuelle Konstellation unverändert bleibt. Der eine oder andere Spieler oder sein Berater hat uns schon Ende letzte Saison kontaktiert, mit dem Wunsch nach einer neuen Herausforderung. Diese Berater sind gefordert, etwas zu bringen, was auch unseren Vorstellungen entspricht.

Wie viele Spieler sind das? Drei, vier?
Der eine oder andere. Nicht übermässig viele.

Und dann vergrössern Sie das Kader noch mit Kastriot Imeri. Brauchte YB den Spieler unbedingt?
Er kann im Mittelfeld auf drei Positionen spielen. Dazu als hängende Spitze. Er wollte unbedingt zu uns kommen und hat sich zu hundert Prozent zu YB bekannt. Und er war auch ein Wunschspieler von uns, weil er zusätzliche Qualität in die Mannschaft bringt. Da wollten wir nicht warten, ob sich die Situation beim einen oder anderen noch verändert, damit wir dann nicht aus der Not heraus hätten reagieren müssen.

Und dann ging alles sehr schnell …
Ja. Wir waren länger mit Servette in Kontakt, konnten uns aber nicht vorstellen, dass es finanziell eine Möglichkeit für uns geben würde, ihn zu holen. Wenn sie in solch einem Fall zuerst Mal, sagen wir 500'000 Franken oder die Hälfte der verlangten Summe bieten würden, müssten sie danach zuerst die Asche aufwischen, welche die Verärgerung über dieses Angebot beim abgebenden Klub hinterlassen hätte. Das ist nicht zielführend, weshalb unsere erste Offerte schon respektvoll war. Deshalb ging es schnell.

Es ist der Schweizer Rekordtransfer …
Das weiss ich nicht. Aber es ist sicher der teuerste Zuzug, bei dem ich involviert war.

Drei Millionen Franken.
Zahlen kommentieren wir nicht.

In Sachen Fabian Rieder kocht die Gerüchteküche wieder mal über …
Fabian ist vernünftig. Und wir haben einen klaren Plan mit ihm. Er bringt die Leistungen, damit dieser Plan aufgeht. Deshalb haben wir seinen Vertrag bis 2025 verlängert. Und der Plan sieht nicht vor, ihn jetzt zu verkaufen. Wir wollen ihn bei YB weiterentwickeln.

Schliessen Sie einen Sommertransfer zu hundert Prozent aus?
Im Fussball kann man nie etwas zu hundert Prozent ausschliessen. Aber wenn alle sagen – also Klub, Spieler, Berater –, er bleibt bei YB, liegt der Prozentsatz, dass er wirklich bleibt, nahe bei hundert. Der Moment, in welchem er geht, kommt irgendwann. Aber er liegt nicht in dieser Transferperiode.

Zehn Millionen Euro sollen sie fordern, sagen die Social-Media-Transferpäpste. Stimmt das?
Das ist nicht die Summe, bei der wir schwach werden würden. Sehen Sie, wir hatten für Djibril Sow 2018 bereits Angebote im zweistelligen Millionenbereich auf dem Tisch. Wir haben das mit dem Berater damals so vereinbart, dass Sow noch ein Jahr bei uns bleibt. Er ging dann ein Jahr später dennoch zu einem zweistelligen Millionenbetrag. Die Geduld hat sich ausbezahlt.

Wie siehts bei Christian Fassnacht aus? Er gehört ja zu jenen, die eine neue Herausforderung suchten. Oder verlängern Sie gar mit ihm?
Wir führen laufend Gespräche mit all unseren Spielern und wollen, dass sie bereit sind, für YB durchs Feuer zu gehen. Fassnacht muss sich klar werden, was er will.

Gabs eine Offerte von Besiktas Istanbul?
Ja.

Und diese genügte ihren Vorstellungen nicht.
So ist es.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?