Ja, es muss Liebe sein zwischen dem FCB und Xherdan Shaqiri (32). Wer sonst streift sich freiwillig das neue Flammen-Trikot der Bebbi über und grinst dabei auch noch? Shaq tuts. Und zwar über beide Backen. Weil er zu Hause ist. An jenem Ort, wo alles angefangen hat. «Hey, FCB-Fans, ich chume wieder hei», sagt er auf Instagram. Heim nach Basel, in sein Wohnzimmer.
Shaq is back! Einer der spektakulärsten Transfers der Super-League-Geschichte ist Tatsache. Am Donnerstag sickert durch, dass eine Rückkehr sehr realistisch sei und nur noch letzte Details geklärt werden müssen. Am Freitagnachmittag verschickt der FCB dann jene Medienmitteilung, die ganz Basel euphorisiert.
Transfer ist keine Überraschung
Überraschend kommt der Transfer nicht. Wer Shaqiri kennt und weiss, wie viel ihm der FCB bedeutet, der hätte schon vor Monaten drauf kommen können, dass er seine Karriere im Joggeli beenden möchte. Zwar ist Basels Boss David Degen grundsätzlich kein grosser Fan von Rückholaktionen. Und ein bald 33-Jähriger passt auch nicht unbedingt ins Konzept seiner «Jugend-forscht-Strategie.» Trotzdem ist sich auch Degen bewusst, welches Feuer ein Star und Sympathieträger wie Shaqiri in der Region entfachen kann. Dass ein Shaq-Deal weit über die Grenzen hinaus Schlagzeilen machen wird. Dass die Zuschauereinnahmen steigen werden. Und die Trikotverkäufe auch.
Noch vor der EM deutet vieles auf einen Wintertransfer hin, weil Shaqiri zu diesem Zeitpunkt in Chicago noch einen gut dotierten Vertrag bis Ende Dezember besitzt. Weil sich die Parteien aber nach der Euro innert weniger Wochen auf eine Vertragsauflösung einigen, wird der Weg nach Basel frei. Gerüchte, wonach Klubs aus Griechenland, der Türkei und Saudi-Arabien heiss auf den Zauberwürfel gewesen sein sollen, entpuppen sich im Nachhinein als Ablenkungsmanöver. Sky berichtet noch an jenem Tag von Interesse aus Athen und Istanbul, als Shaq den FCB-Kugelschreiber bereits in Händen hält.
FCB die einzige Option
Für den Ur-Basler gabs in den letzten Tagen nur noch eine Option: nach Hause zu kommen. Aufgewachsen ist Shaqiri in Augst, rund zehn Kilometer vom Joggeli entfernt. Die Familie zieht 1991, wenige Monate nach Xherdans Geburt, aus Gjilan im südöstlichen Kosovo ins Baselbiet. Die Familie wohnt in einem alten Bauernhaus, die Verhältnisse sind bescheiden. Geheizt wird mit Holz. Als der Vater seinen Job als Bauarbeiter verliert, verdient die Mutter als Reinigungskraft etwas Geld. Phasenweise halten die Söhne die Familie mit ihren Lehrlingslöhnen über Wasser.
Mittlerweile ist Shaqiri Multimillionär. Top-Verträge bei Bayern München, Stoke City, Liverpool und Chicago lassen die Kassen klingeln. Bei allen Deals mit an Bord: der ältere Bruder Erdin. Der begleitet klein Shaqiri jeweils zum Training, als dieser im Alter von zehn Jahren vom FC Augst zum FCB wechselt. «Er wollte nicht weg von daheim, er war ja noch klein, also sagte ich dem FCB: ‹Xherdan kommt, wenn ich auch komme›», erinnert sich Erdin einst in der NZZ.
Dass der grosse Bruder den kleinen auch in Zukunft begleiten, beraten und unterstützen wird, zeichnet sich schon im Teenageralter ab. Insgesamt weit über 70 Millionen an Ablösesummen generiert Xherdan in zwölf Jahren. Nicht selten wird der Vorwurf laut, die Shaqiris würden erst aufs Geld und dann auf die Karriereplanung schauen.
1,2 Millionen Fixlohn pro Jahr
Mit dem Wechsel zum FCB aber nimmt die Familie allen Kritikern den Wind aus den Segeln. Nach seiner spektakulären EM hätte Shaq noch einmal richtig Kohle machen und irgendwo ins Nirgendwo wechseln können. Am Ende macht die Jugendliebe das Rennen.
Für ein Butterbrot kickt Shaqiri in Basel aber selbstverständlich nicht. Rund 1,2 Millionen Fixlohn soll der Linksfuss dem Vernehmen nach beim FCB verdienen, hinzu kommen hohe Skorer- und Siegesprämien. Das macht Sinn, weil Shaqiri in seiner Karriere insgesamt 190 Spiele wegen Verletzungen verpasste. Mal zwickte die Wade, mal machten ihm die Adduktoren zu schaffen, mal stand ihm ein Muskelbündelriss im Weg, mal eine Schambeinentzündung. Von einer schlimmen Verletzung bleibt Shaq in seinen zwölf Jahren aber verschont, auch darum hat er über 600 Pflichtspieleinsätze auf Profi-Ebene absolviert.
Für den FCB sinds deren 130. Unvergessen, wie er in seiner Debüt-Saison gleich den Titel holt und in der Finalissima gegen YB einen gewissen Seydou Doumbia abmeldet. Als Linksverteidiger. Sein Profi-Debüt in Rotblau gibt er am 12. Juli 2009, auswärts in St. Gallen. 0:2 geht das Spiel verloren, der damals 17-jährige Shaqiri kommt eine halbe Stunde vor Schluss für Valentin Stocker.
Seinen bislang letzten Auftritt im FCB-Dress absolvierte Shaqiri am 23. Mai 2012. 1:2-Niederlage gegen YB. Shaq ists egal. Weil er einen wunderbaren Treffer zum 1:1 erzielt. Und weil sein FCB seit Wochen schon als Meister feststeht. Zum Abschied gibts einen Blumenstrauss. Und das Versprechen, dass er irgendwann wieder ins Joggeli zurückkehren wird.
Daran hat sich Shaqiri gehalten. 4468 Tage später unterschreibt er einen Dreijahresvertrag. Und sorgt in Basel für grenzenlose Euphorie.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Lugano | 18 | 6 | 31 | |
2 | FC Basel | 18 | 21 | 30 | |
3 | FC Lausanne-Sport | 18 | 9 | 30 | |
4 | FC Luzern | 18 | 3 | 29 | |
5 | Servette FC | 18 | 2 | 29 | |
6 | FC Zürich | 18 | -1 | 27 | |
7 | FC Sion | 18 | 4 | 26 | |
8 | FC St. Gallen | 18 | 6 | 25 | |
9 | BSC Young Boys | 18 | -4 | 23 | |
10 | Yverdon Sport FC | 18 | -12 | 17 | |
11 | Grasshopper Club Zürich | 18 | -10 | 15 | |
12 | FC Winterthur | 18 | -24 | 13 |