Verwundert – FCZ-Coach André Breitenreiter meint an der Pressekonferenz vor dem Basel-Knüller: «Ist ja gar nix los hier. Wartet denn nicht ein besonderes Spiel auf uns?» Der frühere Paderborn-, Schalke- und Hannover-Trainer ist erstaunt, dass er beim Medientermin in Zürich bloss vor acht Nasen spricht. Immerhin: Am Sonntagnachmittag wird die Kulisse der Affiche würdig sein.
Vorverkauf – Am Freitag waren über 32'000 Tickets verkauft – maximal passen 36'000 Fans in den St. Jakob-Park. Damit beim riesigen Zuschaueraufmarsch alle rechtzeitig zum Anpfiff auf ihrem Platz sitzen, öffnet der FCB die Stadiontore ausnahmsweise bereits zwei Stunden vor Spielbeginn. Der vergrösserte Gästesektor öffnet sogar schon zweieinhalb Stunden vor Anpfiff. Der FCB bittet alle Matchbesucher, frühzeitig anzureisen.
FCZ-Fanreise – 4500 bis 5000 FCZ-Anhänger werden im Joggeli erwartet. Der bis zum Sektor B4 ausgeweitete Gästesektor wird durch hohe Gitter und Netze gesichert. Vonseiten des FCB heisst es, der Puffer zum Heimpublikum werde genügend gross sein. Der FC Zürich selbst hat in seinem Fanshop etwas über 1000 Tickets verkauft – innert weniger Stunden. Der Rest lief über die Südkurve. Geplant sind vier Extrazüge, die aus Zürich zum Basler Stadion fahren werden.
Party-Tiger? – Ob er denn als Feierbiest gelte, wird Breitenreiter im Vorfeld des Klassikers gefragt. Der 48-jährige Deutsche meint zunächst diplomatisch: «Ich freue mich, wenn sich die anderen freuen.» Nur, um grinsend anzufügen: «Ich glaube, früher war ich mal eines.»
Heiss – Es winkt der 13. Meistertitel – ausgerechnet bei Erzrivale Basel. Dass der FCZ auf dem Weg zu diesem grossen Spiel nicht nachgelassen und zuletzt Sion mit 5:1 weggeputzt hat, überrascht Breitenreiter nicht: «Klar, beim FC Basel mit all seiner Qualität wirds schwierig. Aber ich bin mir sicher, dass meine Mannschaft auch im St. Jakob-Park eine Topleistung abrufen wird. Ich sehe das im Training, die geben immer noch Vollgas. Ich würde nicht gegen uns spielen wollen am Sonntag!»
Rekord – 452 Mal hat Massimo Ceccaroni das Trikot des FC Basel getragen. Lange schien diese Marke unerreichbar. Doch nun zieht Fabian Frei mit dem heute 53-jährigen «Cecca» gleich – ausgerechnet gegen den Gegner, gegen den im Sommer 2007 alles begann. Damals gab Frei bei einem 1:0-Sieg gegen den FCZ sein FCB-Debüt. Übrigens: Auch Freis laut eigenen Aussagen bestes Spiel in Rotblau war eines gegen den Erzrivalen. Frei: «Als mir auswärts gegen den FC Zürich ein Hattrick gelang.»
Vorbereitung – Beim FCZ gibts keine Sonderwurst in dieser speziellen 32. Runde. Angereist wird erst am Tag des Spiels. Am Mittag werden sich Blerim Dzemaili und Co. in ein Tageshotel begeben, ehe es zum St. Jakob-Park geht.
Teamevent – Am letzten Mittwoch trafen sich Mannschaft und Betreuerstab des FC Basel zum Gokart-Fahren. Trainer Guillermo Abascal verrät, dass er auch auf der Rennstrecke die Rolle des Coachs eingenommen habe – und sich nicht selber in einen der Flitzer setzte: «Vier Räder sind nicht so meins. Ich stehe auf Motorräder», so der Spanier. Der Teamevent sei unter dem Motto «Kopf lüften» gestanden. Obs für das emotionale Spiel gegen den FCZ etwas gebracht hat?
Wucherpreise – Tickets wurden in den letzten Tagen nur an Interessierte verkauft, die in einem der Basler Fanshops physisch vorbeikamen (max. 4 Billette pro Kopf) und die schon einmal etwas in einem FCB-Onlineshop bezogen haben. So sollte verhindert werden, dass sich Zürcher mit Tickets aus den Heimsektoren eindecken. Wege, an solche zu kommen, gabs dennoch: Auf Plattformen wie «Ricardo» verkauften Händler Karten für teilweise sehr hohe dreistellige Summen.
Respekt – Bildet die FCB-Mannschaft im Fall eines FCZ-Titelgewinns ein Spalier für den Gegner? Basel-Trainer Abascal beantwortet die Frage nicht direkt, sagt aber: «Mein Bruder, mein Vater und mein Onkel spielen Rugby. Sie haben mir Werte des Sports vermittelt. Dazu gehört es, den Gegner zu respektieren. Wer die Werte des Sports nicht lebt, hat in dieser Welt nichts verloren. Der FC Zürich ist Tabellenführer, weil sie bislang die beste Mannschaft waren.» Heisst wohl: Abascal würde es sich nicht nehmen lassen, Trainerkollege Breitenreiter persönlich zum Titel zu gratulieren.
Emotionen – Die Ausgangslage lässt die Emotionen hochkochen. Das gilt auch für die beiden Teams, weshalb beide Trainer auch als Mentalcoaches gefragt sind. «Die Spieler sollen brennen, aber alles im Rahmen», sagt Abascal. «Die Emotionen unter Kontrolle zu halten, wird eine Herausforderung für meine Spieler. Die einfachste Lösung ist: Wenn wir den Ball haben, haben wir die Kontrolle über das Spiel.»
Personal – Beide Trainer können fast aus dem Vollen schöpfen. Zürich muss nur auf Becir Omeragic (verletzt)verzichten. Beim FCB fehlt Emmanuel Essiam (verletzt), Tomas Tavares (gesperrt) und Raoul Petretta (U21).
Geschichte – Am 13. Mai 2006 wird der FCZ Last-Minute-Meister in Basel. Nach dem Schlusspfiff kommt es im und ausserhalb des Stadions zu wüsten Ausschreitungen. «Wer die Geschichte nicht versteht, kann nicht in die Zukunft schauen», so Abascal. Dass die Partie sowohl für Basler als auch für Zürcher kein normales Spiel ist, weiss der Spanier.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |