Vorteil Genf!
Darum ist der Meistertitel für Servette möglich

Erstmals seit 2020 bahnt sich wieder ein enges Rennen um den Meistertitel an. Während Titelverteidiger YB kriselt, befindet sich Verfolger Servette im Flow – und könnte erstmals seit 1999 wieder Meister werden.
Publiziert: 27.02.2024 um 00:19 Uhr
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Aktualisiert: 27.02.2024 um 12:43 Uhr
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Trainer René Weiler ist der Garant für die starken Leistungen von Servette in dieser Saison.
Foto: Urs Lindt/freshfocus
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Mit dem Sieg am Sonntag im Wankdorf hat Servette Lunte gerochen. Obwohl Trainer René Weiler das Wort «Titel» nicht in den Mund nehmen will, deutet vieles darauf hin, dass die Genfer mehr als nur ein Herausforderer von Titelverteidiger YB sind. Sechs Gründe, warum im Mai die Durststrecke am Lac Léman nach 25 Jahren zu Ende gehen könnte.

YB muss, Servette darf Meister werden

Seit Jahren ist YB das Nonplusultra in der Schweiz. Oder mit den Worten von «Züri West» ausgedrückt: Die Berner sind «eine alte Maschine, die läuft und läuft». Doch diese ist ins Stocken geraten. Für den Finanz-Krösus der Liga ist der Titel Pflicht, schliesslich will man wieder in die Champions League, was als Meister viel einfacher ist. Servette hingegen hat nichts zu verlieren und tanzt noch auf drei Hochzeiten. Im Gegensatz zu den Genfern wäre für YB der Cupsieg ein (zu) schwacher Trost im Fall eines verpassten Meistertitels.

Die Formkurve

Seit der Winterpause tritt YB alles andere als souverän auf. Nur gegen Yverdon (5:1) vermag das Wicky-Team zu überzeugen. In Lugano geben die Berner dreimal eine Führung aus der Hand, gegen GC, Lausanne und SLO – die Schwanzklubs der Liga – gibt es ein mageres 1:0. Und nun die erste Liga-Heimpleite seit knapp zwei Jahren. Jetzt weiss auch die Konkurrenz, dass man in Bern auf Kunstrasen gewinnen kann. Nun warten der FCZ (in Zürich) und der FCB auf YB, Servette hat zwei Heimspiele vor der Brust; gegen St. Gallen und Lausanne, zwei der schwächsten Teams in der Rückrunde.

Genfer Konstanz

Nach anfänglichen Schwierigkeiten in der Liga setzt René Weiler die Arbeit seines Vorgängers Alain Geiger nahtlos fort. Seit dem Wiederaufstieg 2018 hat sich Servette peu à peu verbessert und sich als klare Nummer 2 in der Liga etabliert. Die Achse Yoan Severin, Steve Rouiller, Timothé Cognat und Miroslav Stevanovic spielt seit Jahren zusammen. Ein Grund für die Genfer Konstanz von nur einer Niederlage in den letzten 18 Liga-Spielen.

Kader-Mutationen

Noch immer hat YB auf dem Papier mehr Qualität. Doch mit Ulisses Garcia, Jean-Pierre Nsame und Donat Rrudhani hat YB wichtige Abgänge zu verkraften, hinzu kommen die wochenlangen Ausfälle von Filip Ugrinic und Loris Benito. Auch bei Servette lief nicht alles nach Wunsch, können doch aufgrund eines administrativen Fehlers nicht alle Winter-Zugänge eingesetzt werden. Mit der Ausleihe von Ronny Rodelin darf immerhin Takuma Nishimura ran – und das gegen YB gleich von Beginn an. Für den verlorenen Topskorer Chris Bedia springen andere in die Bresche; allen voran Dereck Kutesa und Alexis Antunes.

YBs verlorene Souveränität

Die Ruhe im Verein war ein Schlüssel für die Berner Erfolge in den letzten Jahren. Nun herrscht – trotz Tabellenführung – alles andere als Friede, Freude, Eierkuchen. Der nach Como verkaufte Top-Torschütze Jean-Pierre Nsame trat letzte Woche gegen die YB-Verantwortlichen nach. Danach folgte der Zwist beim Penalty in Lissabon, als sich Schütze Silvère Ganvoula den Anweisungen des Trainers widersetzte. Und die Pauschalkritik von Goalie David von Ballmoos nach dem Servette-Spiel lässt aufhorchen: «Der eine oder andere hatte zu wenig Motivation.»

Die ungelöste Wicky-Frage

Er hat mit YB alle Ziele erreicht: das Double, die Champions League, das Überwintern in einem europäischen Wettbewerb. Trotzdem scheint es, dass die Liebe zwischen dem Serienmeister und Trainer Raphael Wicky erloschen ist. Seit Wochen steht die Frage im Raum, ob der Walliser nach dem Sommer noch immer in Bern an der Seitenlinie stehen wird. YB tut gut daran, die Zukunft seiner wichtigsten Personalie bald zu klären.

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