«Nsame verlässt die Young Boys mit der Erinnerung an 5 Meistertitel und 2 Cupsiege – der Legendenstatus ist ihm gewiss.» So hatte YB Jean-Pierre Nsame am 26. Januar verabschiedet. Nachdem der Transfer zu Como nur mit einigen Nebengeräuschen über die Bühne gegangen ist, tritt die YB-Legende nun gegen seinen Ex-Klub nach.
YB hätte ihn über Anwälte davor gewarnt, nicht zu viel zu erzählen, beginnt der Kameruner das Interview mit «der Tribune de Genève». Doch Nsame wolle seine Gefühle schildern, «ohne jeglichen Groll gegenüber YB», wie er sagt. Gleichzeitig rechnet er mit den Verantwortlichen ab, die sich seinen Abgang «seit mehreren Monaten gewünscht» hätten.
Nsame fühlte sich ein Jahr lang ungewollt
Nsame erzählt eine Episode aus dem Wintertransferfenster vor einem Jahr, als er einmal mehr Gegenstand von Gerüchten war. «Ich habe klargemacht, dass ich bleiben will, was den Verein zu beruhigen schien. Heute denke ich, dass YB die Lage bei mir sondiert hat und schon daran dachte, mich abzugeben.»
Für die Saison 23/24 wurde ihm klargemacht, dass er nicht mehr «Stürmer Nr. 1» bei YB wäre. Im Sommer 2023 gab es dann mehrere Angebote, unter anderem der spanische Zweitligist Real Valladolid. Die Verhandlungen scheiterten, weil Valladolid Nsames Gehalt kürzen wollte, um YBs Ablöseforderung zu erfüllen. Das gab für den Kameruner den Ausschlag, den Transfer abzulehnen. Sein Vorwurf: «YB hat immer nur auf seine Interessen geschaut.»
Es sei schwer gewesen, ein Jahr in einem Verein zu sein, der nicht mehr auf ihn setzte. Er erhielt immer weniger Spielzeit, und mündlich sei ihm vorgeschlagen worden, das Gehalt um 50 Prozent zu senken, um die Chancen auf einen neuen Vertrag zu erhöhen. «Im Winter wurde mir gesagt, dass mir viel Frust bevorstehen könnte, weil mehrere Spieler mit längerfristigen Verträgen unabhängig von ihrer Leistung bevorzugt würden», bemängelt er.
Nsame geht so weit, dass er sich «von YB betrogen» fühle. Bestärkt wird er von aktuellen oder ehemaligen Teamkollegen oder Gegnern, die ihm «dutzende Nachrichten» zukommen liessen, alle mit derselben Quintessenz: «YB hat Respekt gefehlt.»
Spycher holt zum Gegenschlag aus
Vorwürfe, die YB-Boss Spycher nicht so stehenlässt. «Niemand» hätte Nsame eine 50-Prozent-Gehaltsreduktion vorgeschlagen. Ein Transfer im letzten Sommer sei aus Gründen, «die nicht mit YB zu tun haben», gescheitert, Nsame habe «mehrere Angebote» abgelehnt. Und dass der Kameruner «mit etwas weniger Spielzeit nur schwer leben kann» habe man geahnt. Der Versuch, einen «respektvollen Weg für einen Abgang» zu finden, scheiterte aber spektakulär. Stichwort: Servette.
Einen Wechsel dorthin schliesst Nsame nach dem Berner Veto letzten Winter in Zukunft nicht aus. Zwar sei er im Moment glücklich in Como, wolle im Fussball aber nichts ausschliessen. Denn: «YB wird nicht mehr da sein, um den Transfer zu blockieren.»
Von YB-Seite bedauert Spycher derweil, sich überhaupt zum Thema äussern zu müssen «Jean-Pierre lässt sich leider von seinen Emotionen und seinem Ego leiten.» Bei YB wollte man «die Geschichte auf gute Art beenden, aber wir können nicht akzeptieren, dass er den Verein und die Werte, die wir verkörpern, angreift.»
Spychers Gegenschlag: «Nsame hat viel für YB getan, aber YB hat auch viel für ihn getan. Es ist schade, dass er das nicht verstehen kann. Unsere Philosophie war immer klar: Niemand ist wichtiger als der Verein.» Während andere Spieler – Spycher nennt Zakaria, Mbabu oder Sulejmani als Beispiele – das auch nach ihrem Abgang aus Bern leben, war das bei Nsame offensichtlich nicht der Fall.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |